28. Juni 2019

Dalai Lama unterstreicht in Interview: Wenn Migranten bleiben, dann wird Europa islamisch und afrikanisch


Der Dalai Lama beim Reichsparteitag (dahinter der Dalai Göbbels) (Bildquelle)

Vor etwa drei Jahren fiel der traditionell von der Gefühlslinken angehimmelte Dalai Lama in Ungnade, als er sich kritisch zur Migrationskrise äußerte. Europa soll europäisch bleiben, Deutschland gar deutsch, so sein Kommentar im Angesicht von Zehntausenden, die sich auf den Ruf von Mama Merkel täglich über den Balkan ins gelobte Land machten. Linke Leitkulturelle zogen die Lefzen hoch und da sie zu sehr in ihn investiert waren wurde er nicht kritisiert, sondern verschwand einfach von der medialen Bildfläche. Nun meldete er sich wieder zu Wort und anstelle eines Mea Culpas tritt der (alte und mehr oder weniger weiße) Mann auch noch nach.




BBC: Der Dalai Lama über Trump, Frauen und die Heimkehr


Er ist zweifellos einer der bekanntesten Menschen auf dem Planeten. In einer Zeit, in der Prominente verehrt werden ist der Dalai Lama ein Glaubensführer, der zu einem spirituellen Superstar avancierte.

Nun, da er sich seinem 84. Geburtstag nähert äußert sich der Mönch, der schon Millionen die Hände schüttelte und von dem es viele inspirierende Zitate gibt, offen und ist dabei manchmal sogar schockierend.

Ich traf ihn zu einem Gespräch in seiner Residenz in der Stadt McLeod-Ganj hoch in den Bergen in der Nähe von Dharamshala im nordindischen Bundesstaat Himachal Pradesh.

Für einen Mann, der von vielen innig verehrt wird – und von vielen als übermenschlich angesehen wird - gab er sich erfrischend irdisch. Als er den Raum betrat trug er sein charakteristisches rotes Gwand, stütze sich auf seine Gehilfen und wirkte dabei mehr wie ein zugänglicher Clark Kent, denn ein unnahbarer Superman.

Und doch ist er ein Mann, der die Mächtigsten der Welt getroffen hat, und der die Bühne mit Popstars und Schauspielern teilte. Ein Mann, der überdies sein Leben lang schon ein Dorn im Auge der Chinesen ist.

„Ein chinesischer Beamter nannte mich einmal einen Dämon“, sagte er lachend bevor er seine Hände an den Kopf hebt und Hörner imitiert. „Als ich das zum ersten Mal hörte, war meine Antwort – ja klar, ich bin ein Dämon mit Hörnern.“

„Ich bedauere ihre Unwissenheit, ihr politisches Denken ist sehr engstirnig“, fügte er kichernd hinzu.

Sein Groll gegen China besteht seit langem und prägte sein gesamtes Leben. Nachdem China Truppen in die Region geschickt hatte war der Dalai Lama im Jahr 1959 gezwungen, aus seiner Heimat Tibet zu fliehen.

Er suchte Zuflucht in Indien und lebt seit sechs Jahrzehnten zusammen mit rund 10.000 Tibetern im Exil in Dharamsala. Sein Kloster - das die schneebedeckten Gipfel des Dhauladhar-Gebirges im Himalaya überblickt - ist atemberaubend schön. Aber die Aussicht ist bittersüß.

Die Sache seines Lebens – die Rückkehr nach Hause - bleibt ein ferner Traum, auch wenn er darauf besteht, dass es noch geschehen könnte: „Das tibetische Volk hat Vertrauen in mich, sie bitten mich, nach Tibet zu kommen.“

Im nächsten Atemzug jedoch fügt er hinzu, dass Indien auch zu seiner „spirituellen Heimat“ geworden ist. Ein implizites Zugeständnis vielleicht, dass sein Ziel eines autonomen Tibet weit von der Realität entfernt ist.

Während er sich 2011 „formell“ von der politischen Verantwortung zurückzog, ist er als geistlicher Führer des tibetischen Volkes weiterhin ihr Aushängeschild.

Zwischen seinen Vertretern und China gibt es seit vielen Jahren keine Gespräche mehr.

Der Dalai Lama erzählte mir, dass Chinas Präsident Xi Jinping ihn noch immer nicht um ein Treffen gebeten hat. Er sagte mir, dass er in den letzten Jahren einige Gespräche mit pensionierten chinesischen Beamten geführt habe, aber nichts davon scheint etwas bewegt zu haben.

In den 1950er Jahren, als China zum ersten Mal Truppen entsandte, war Tibet arm. Heute ist es wirtschaftlich stark, und sein wachsender Einfluss hat die Sache des Dalai Lama in vielerlei Hinsicht überschattet.

Es gab eine Zeit, in der die Hauptstädte der ganzen Welt ihn gerne empfingen, als sich die US-Präsidenten anstellten, um ihn zu treffen. George W. Bush überreichte ihm die Goldmedaille des US-Kongres, während Barack Obama ihn bei mehreren Gelegenheiten traf, unter anderem 2017 in Delhi, nachdem er sein Amt niedergelegt hatte.

Aber die Beziehungen zu dem derzeitigen Bewohner des Weißen Hauses sind ambivalent. Obwohl der Dalai Lama offen für ein Treffen mit Präsident Donald Trump war, sagte er mir, dass Herr Trump, der dem chinesischen Präsidenten Xi näher steht, nie um ein solches gebeten habe.

Die fortschreitenden Jahre des Dalai Lama haben vielleicht seinen Terminkalender für Auslandsreiseplan generell verkürzt, aber der spirituelle Führer sagt auch, dass er bislang keinen Anruf von Herrn Trump erhalten hat.

In einer vernichtenden Bewertung urteilt er, dass die Amtszeit des 45. Präsidenten durch einen „Mangel an moralischem Prinzip“ geprägt sei, ein Gegensatz zu den Bemerkungen von 2016, als er sagte, er habe „keine Sorgen“ hinsichtlich Trump als Präsident.

„Als er Präsident wurde, gab er die Parole Amerika zuerst aus. Das ist falsch“, sagt mir der Dalai Lama.

Der Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen und die Migrationskrise sind zwei große Themen, die Anlass zur Sorge geben. „Als ich Bilder von einigen dieser kleinen Kinder sah, war ich traurig“, meint er über die Situation an der US-mexikanischen Grenze. „Amerika... sollte eine globale Verantwortung übernehmen.“

Der Dalai Lama ist bestrebt, seine Beziehung zum Präsidenten oder das Fehlen einer solchen von jenen zu anderen amerikanischen Politikern zu trennen. Er verweist auf die Unterstützung des Vizepräsidenten für das tibetische Volk, sowie auf die Unterstützung, die er von Politikern in beiden Häusern des Kongress genießt.





Die offensichtliche Brüskierung von Präsident Trump spiegelt den breiteren Druck wider, den Peking auf jene ausüben kann, die sich mit dem Dalai Lama befassen.

Im Jahr 2012 fror China die Beziehungen zu Großbritannien vorübergehend ein, nachdem er sich mit David Cameron traf, und im vergangenen Jahr hat die indische Regierung ihre Pläne für eine Feier anlässlich des sechzigsten Jahrestages seines Exils abgesagt aus Angst, dass es Peking stören würde.

Die Weltsicht des Dalai Lama ist stets global ausgerichtet. Als wir über Brexit sprechen meint er, dass er „ein Bewunderer der Europäischen Union“ sei und weist darauf hin, dass globale Partnerschaften der Schlüssel zur Vermeidung größerer Konflikte sind.

Aber der berühmteste Flüchtling der Welt hat auch einige überraschende Ansichten zur Einwanderung.

In einer Rede im vergangenen Jahr sagte er, dass Flüchtlinge, die in die Europäische Union kamen auch wieder nach Hause zurückkehren sollten und fügte hinzu: „Europa ist für die Europäer“, eine Aussage, zu der er stand als ich ihn noch einmal dazu fragte.

„Die europäischen Länder sollten diese Flüchtlinge aufnehmen und ihnen Bildung und Ausbildung vermitteln, aber das Ziel sollte stets die Rückkehr in ihr eigenes Land sein, wo sie dann mit den gelernten Fähigkeiten zurückkehren“, sagt er.

Der Dalai Lama glaubt, dass man sich darauf konzentrieren sollte, die Länder wieder aufzubauen, aus denen die Menschen geflohen sind. Nach den neuesten Zahlen wurden rund 70 Millionen Menschen auf der ganzen Welt vertrieben – und was ist, wenn die Menschen bleiben wollen?

„Eine begrenzte Anzahl ist in Ordnung, aber ganz Europa würde letztlich zu einem muslimischen Land, zu einem afrikanischen Land - unmöglich", so seine Worte. Ein umstrittener Standpunkt und eine Erinnerung daran, dass der Dalai Lama zwar eine spirituelle Galionsfigur ist, aber auch ein Politiker mit Ansichten und Meinungen wie alle anderen.

Später in unserem Gespräch habe ich ihn noch zu einer weiteren Bemerkung befragt, die er 2015 gemacht hat als er sagt, dass wenn ihm eine Frau als Dalai Lama folgen würde, dann müsste sie attraktiv sein.

Zu meiner Überraschung bekräftigte er seine Überzeugung, dass Schönheit genauso wichtig sei wie das Gehirn. „Wenn eine Frau als Dalai Lama in Erscheinung tritt, dann sollte sie attraktiver sein“, sagt er mir erneut und lacht dabei.

Seine Botschaft scheint für einen Mann, der eine Botschaft der Toleranz und des inneren Vertrauens predigt, widersprüchlich zu sein, aber der Dalai Lama sagt mir auch, dass in der buddhistischen Literatur sowohl innere als auch äußere Schönheit wichtig sind. Er sagt auch, dass die Gleichberechtigung wichtig sei und er betont auch gerne, dass er die Rechte der Frauen und das gleiche Entgelt am Arbeitsplatz unterstütze.

Als das Interview zu Ende ging, da war ich erstaunt, wie unerwartet offen unsere Diskussion war, die mich an etwas erinnerte, was der Dalai Lama mir früher am Tag gesagt hatte.

Ein Vorteil, nicht nach Tibet zurückkehren zu können sei, dass Indien ein freies Land ist, in dem er sich offen ausdrücken könne.

Die Botschaft der Einheit des Dalai Lama ist universell - aber für einen Mann, der für sein Mitgefühl gerühmt wird kann er auch umstritten sein.