Vor einiger Zeit begann der Internetgigant Amazon damit, sich in den USA ein zweites Hauptquartier zu suchen, um sich künftig im Stile Aldi aufzutrennen. Einher ging der Prozess mit einem heftigen Wettbieten verschiedenster Städte, da sich eine solche Chance äußerst selten ergibt und einhergeht mit einem dauerhaften Geldregen. Gewonnen hat am Ende New York, allerdings machte Amazon nun einen Rückzieher, weil die linke Politik, Aktivisten und Gewerkschaften wieder einmal nicht den Rand voll genug bekommen konnten.
New York Times: New York schickt 25.000 Arbeitsplätze zurück zu Amazon
Nun, da das
Unternehmen seine Pläne abgesagt hat für einen großen
Unternehmenskomplex in Queens bekamen marktwirtschaftsfeindliche
Aktivisten genau das, was sie wollten. Der Preis aber war hoch.
„Man muss hart
sein, um es in New York City zu schaffen“, prahlte Bürgermeister
Bill de Blasio und beschloss aus Trotz Amazon zu verspotten, als das
Unternehmen am Donnerstag seinen Plan beerdigte ein neues
Hauptquartier in Queens zu bauen, nachdem einige lokale
Stadtvertreter derenVorhaben heftig kritisiert hatten.
Was für eine
seltsame Sache, auf die dem Bürgermeister sein Stolz gegönnt sei.
Es ist sicherlich wahr, dass man heutzutage hart sein muss. Aber das
liegt daran, dass die U-Bahnen nicht funktionieren, die Straßen
blockiert sind, die Wohnungen unerschwinglich sind, die Unterkünfte
überfüllt sind und die Schulen nach Rasse getrennt und zu oft
unzureichend ausgestattet sind. Und jetzt muss man sich einmal
klarmachen, dass es nun noch viel härter werden wird für den
durchschnittlichen Bürger der Stadt – also nicht für jene, die in
Regierungsautos vom Chaffeur gefahren werden - wenn New York einen
Ruf bekommt, nach dem seine Politiker selbstgefällig und
unternehmensfeindlich sind.
Der zwischen New
York und Amazon abgeschlossene Vertrag war verehen mit allen
möglichen Problemen, und Amazon ist sicherlich kein vorbildliches
Unternehmen, allerdings ist dessen abrupter Rückzug ein heftiger
Schlag für New York, da mit der Ansiedelung des Unternehmens in den
kommenden beiden Jahrzehnten 25.000 Arbeitsplätze und geschätzte 27
Milliarden Dollar an Steuereinnahmen entstehen sollten. Dieser
Tiefschlag für die Stadt stellt eine schmerzhafte Lektion dar, bei
der es darum geht, dass billige Parolen und die Hybris von Politikern
- und Beamten – sehr leicht Verlierer auf allen Seiten schaffen
können.
In einem seltenen
Anfall von Höflichkeit rollten Gouvaneur Andrew Cuomo und
Bürgermeister de Blasio den roten Teppich für Amazon aus, für
etwas, das eines der größten wirtschaftlichen Abkommen des
Bundesstaates und der Stadt überhaupt gewesen wäre. Sie boten dem
Unternehmen drei Milliarden Dollar an Steuernachlässen an, um einen
Campus in der Nachbarschaft von Long Island City zu bauen. Als das
das Unternehmen, der Gouverneur und der Bürgermeister im November
allerdings das Abkommen bekannt gaben, da war klar, dass es nicht
allen New Yorkern gefallen würde.
Politiker und
Aktivisten hatten guten Grund, das Ausmaß der Steuererleichterungen
und die Geheimhaltung der Verhandlungen zu kritisieren. Nach Jahren
der rasanten Entwicklung, die New York erlebte und die mit steigenden
Immobilienpreisen einherging befürchteten viele zu Recht, dass die
Ankunft von Amazon die bereits jetzt schon kostspielige
Gentrifizierung beschleunigen könnte.
Die Kritik an dem
Vorhaben jedoch geriet schnell außer Kontrolle und der vernünftige
Teil an Kritik daran glitt schnell ab in eine Totalopposition gegen
Amazon, auch wenn Umfragen zeigten, dass ein Großteil der Bürger
eine breite Unterstützung für das Vorhaben zeigte. Gewählte
Politiker, die sich gerne als progressiv bezeichnen stellten Amazon
hin als raffgierigen Motor der Ungleichheit. Es schien, als wollten
nur wenige ein konstruktives Gespräch darüber führen, wie man das
Vorhaben verbessern könnte, um es zu einenm Erfolg sowohl für den
Technologieriesen, als auch die Stadt zu machen.
In einer Anhörung
des Stadtrates und bei Kundgebungen wurden einige die Führungskräfte
des Unternehmens rabiat beschimpft. Für New York ist diese Art von
schrillem Geschrei selbstverständlich: „Wenn du es hier schaffst,
dann schaffst du es überall“. Aber wieder und wieder verpassten
sie ihre Gelegenheiten, bei denen sie das Unternehmen dazu hätten
bringen können, Wohnungs- und Infrastrukturprobleme anzugehen, was
für beide Seiten von Vorteil gewesen wäre. Vielleicht aber dachten
sie auch einfach nur, dass die hohe Dichte an Facharbeitern und die
vielen Attraktionen die Stadt so unwiderstehlich machten, dass es
keine Notwendigkeit gab, auf Augenhöhe zu verhandeln.
„Wir haben die
besten Talente der Welt, und jeden Tag wachsen wir zu einer stärkeren
und gerechteren Wirtschaft für alle“, sagte der Bürgermeister.
„Wenn Amazon den Wert desen nicht erkennt, dann werden es seine
Konkurrenten tun.“ Denn, wie Sie sicherlich wissen, sind die
Wettbewerber von Amazon sehr viel besser darin, die Zukunft zu
antizipieren als Jeff Bezos.
Letzte Woche
ernannte die Mehrheitsvorsitzende des Senats Andrea Stewart-Cousins
mit Senator Michael Gianaris einen Kritiker des Abkommens in einen
Ausschuss, das mit der Vetomacht über das Amazonprojekt ausgestattet
ist. Herr Gianaris vertritt politisch ausgerechnet jenen Bezirk, wo
sich Amazon ansiedeln wollte, und er hatte berechtigte Bedenken wegen
der Vereinbarung und wollte mehr Investitionen von Amazon in der
Stadt. Obwohl seine Mitarbeiter mit Amazon ins Gespräch kamen
weigerte er sich persönlich vehement, auch nur irgend jemanden aus
dem Unternehmen zu treffen. Seine Ernennung in den Ausschuss konnte
Amazon nicht zu einem anderen Schluss kommen lassen, als dass man das
Unternehmen nicht dort haben wollte. Der Gouverneur scheint das zu
denken.
„Der Senat des
Bundesstaates New York hat enormen Schaden angerichtet“, sagte Herr
Cuomo in einer Erklärung am Donnerstag. „Sie sollten für diese
verlorene wirtschaftliche Chance verantwortlich gemacht werden.“ Da
hat er Recht.
Schuld ist natürlich
auch ein System, in dem mächtige Unternehmen Milliarden von
Steuervorteilen aus Städten und Bundesstaaten herausholen können,
indem sie sich dort niederlassen und das ganz ohne zusätzliche
Investitionen in Infrastruktur, Schulen und andere Vorteile, die sie
mit der Ansiedelung erzielen. Amazon als eines der reichsten
Unternehmen der Welt, das vom reichsten Mann der Welt geleitet wird,
hatte einen landesweiten Wettbewerb durchgeführt, bei dem
verschiedene Regionen so viele derartige Vorteile zusammenkratzten
wie sie nur konnten, und es nahmen sogar Städte teil, die an einer
kaputten Infrastruktur und einer Wohnungskrise leiden, deren
Mittelschicht immer weiter an den Rand gedrängt wird und wo viel zu
viele in die Obdachlosigkeit abglitten.
Die ersten Angebote
seitens Amazon an New York – etwa ein 5 Millionen Dollar teures
Programm für die Entwicklung von Arbeitskräften - waren dürftig.
Das Unternehmen zeigte seine eigene Arroganz und schien nur wenig
begeistert von mehr öffentlicher Aufmerksamkeit und Kontrolle und
zeigte auch nur wenig Interesse, das Vorhaben zu retten, als es
begann in Schieflage zu geraten.
Die Herren Cuomo und
de Blasio hätten sich besser auf das vorbereiten sollen, was auf dem
Spiel stand, da ihre Wähler vermutlich mehr um ihre Wohnungen,
U-Bahnen und Lebenshaltungskosten besorgt sind, als um die Schaffung
von Arbeitsplätzen allein. Tatsächlich ist es zum Teil dem Versagen
dieser gewählten Politiker zu verdanken, dass sie sich nicht
ernsthaft mit der U-Bahn und der Wohnungskrise auseinandersetzten,
und wesween Amazon überhaupt erst von einigen mit solcher viszeralen
Wut und Angst empfangen wurde. Wenn sie diese Reaktion besser
antizipiert hätten, dann wäre möglicherweise eine bessere
Zusammenarbeit mit dem Unternehmen möglich gewesen, um diese
Probleme anzugehen und die Unterstützung der Lokalpolitik zu
gewinnen, bevor die Dinge aus den Fugen geraten sind.
Die Stadt hätte
mit Amazon gemeinsam ihre Wirtschaft diversifizieren können und auch
die Macht eines Technologieriesen nutzen, umdie zweifellos
vorhandenen, großen Probleme zu lösen. Es ist eine verpasste
Gelegenheit. Möge es auch eine Lektion sein.