Wer die Vergangenheit kontrolliert, der kontrolliert die Zukunft./ Wer die Gegenwart kontrolliert, der kontrolliert die Vergangenheit. (Bildquelle)A Brave New World, Anomal Farm, Fahrenheit 451 - vor allem aber 1984 von George Orwell sind die wohl bekanntesten dystopischen Romane, die während des 20. Jahrhunderts entstanden. Gedacht als Warnung für die Menschen im damals freien Westen wunderten sich sehr viele über die Ferne der die in diesen Büchern dargestellten Abgründe. Heute, kaum drei Generationen später jedoch sind die darin dargestellten totalitären Mechanismen kaum mehr zu übersehen. Man muss nur hinsehen. |
Sovreign Man: Wie 1984 zur Bedienungsanleitung wurde
„Manchmal sind
zwei plus zwei vier, Winston. Manchmal sind sie fünf. Manchmal
ergibt es drei. Manchmal stimmen alle Ergebnisse gleichzeitig. Du
musst dich mehr anstrengen. Es ist nicht einfach, gesund zu werden.“
Eines der
Schlüsselthemen von George Orwells dystopischem Roman 1984 besteht
darin, dass die Partei tun und sagen kann, was sie will und dabei
immer recht hat.
Und was noch
wichtiger ist, jeder muss es glauben, und zwar von ganzem Herzen.
Egal wie absurd es ist.
Das ist Doppeldenk.
Es ist völlig unlogisch, dass zwei plus zwei gleichzeitig drei, vier
und fünf ergibt. Aber wenn die Partei sagt, dass dem so ist, dann
stimmt es.
Wer nicht dazu in
der Lage ist, an zwei widersprüchliche Fakten gleichzeitig zu
glauben, der macht sich wiederum eines Gedankenverbrechens schuldig –
er wird zum Feind der Partei.
Gedankenverbrechen
sind alle Gedanken, der der Partei widersprechen.
Es gibt auch
Gesichtsverbrechen, bei denen man ein Verbrechen begeht, wenn man den
falschen Gesichtsausdruck hat. Zum Beispiel, wenn gefangene
feindliche Soldaten durch die Straßen geführt werden, dann ist es
ein Verbrechen, in seinem Gesicht Mitgefühl auszudrücken.
Dazu ist Neusprech
die Sprache der Partei - eine, die umfassend von unnötigen Wörtern
befreit wurde und von solchen, die den Idealen der Partei
widersprechen könnten.
„Merkst du nicht,
dass der einzige Sinn von Neusprech darin besteht, das Denkvermögen
einzuschränken? Am Ende werden Gedankenverbrechen buchstäblich
unmöglich sein, denn es wird schlichtweg keine Worte geben, in denen
man sie ausdrücken könnte.“
Täglich zwei
Minuten müssen die Bürger hassen, sie müssen schreien und fluchen
über all das, was ihnen die Partei als Feind vorführt.
Und das Gesicht der
Partei, der große Bruder, er beobachtet dich immer und überall. Er
hilft dir dabei, ein besserer Bürger zu werden.
Das ist nicht nur
eine zufällige Literaturstunde. Das Verständnis von Orwells 1984
hilft dabei, das Amerika [und auch Deutschland] des Jahres 2019 zu
verstehen.
Zum Beispiel
arbeitet eine kalifornische Senatorin an ihrer eigenen Version von
Neusprech.
Sie hat den
Mitgliedern ihres Ausschusses verboten, Geschlechterpronomen wie er,
sie, ihm, ihr und sein zu verwenden. Stattdessen müssen sie „sie“
und „ihnen“ verwenden, um all jenen Geschlechtern, die nicht zu
den klassischen beiden gehören, ihren Respekt zu zollen.
Billy Joels
berühmtes Lied "She's always a woman" [„Sie ist eben
eine Frau“] beispielsweise würde zu „They're always a non-binary
gender“ [„Sie sind eben nichtbinäre Gender“]. Irgendwie
verliert das Lied dabei seinen harmonischen Rhythmus.
Letzten Monat erst
ging die Meldung durch die Medien, wonach ein Schüler einGesichtsverbrechen beging, als er dastand und scheinbar grinste,
während ein indianischer Aktivist ihm eine Trommel ins Gesicht
schlug.
Der 16-Jährige
wurde dann vom ganzen Land einem „Zwei-Minuten-Hass“ ausgesetzt.
Die Partei bezeichnete ihn als Feind, und bei Twitter tat man seine
Pflicht.
Wenn ich mich auf
die „Partei“ beziehe, dann will ich natürlich nicht andeuten,
dass all diese orwellschen Entwicklungen von einer einzigen
politischen Partei kommen.
Sie ALLE haben ihren
Teil dazu beigetragen, um die orwellsche Dystopie voranzutreiben und
sie Realität werden zu lassen.
Die Senatoren Chuck
Schumer und Bernie Sanders
wollen den Rückkauf von Unternehmensaktien und die Dividenden von
Aktien begrenzen. In der Steuergesetzgebung aber gibt es bereits
die kumulierte Gewinnsteuer, die Unternehmen bestraft, wenn sie keine
Aktienrückkäufe tätigen und Dividenten ausschütten.
Es kommt einem vor
wie Doppeldenk - man muss gleichzeitig zahlen und gleichzeitig doch
keine Dividenden ausschütten.
Das Gleiche gilt für
Polizisten, die einen wegen Geschwindigkeitsüberschreitung anhalten,
aber auch dann angehalten sind Kontrollen durchzufhren, wenn
sich jemand in „verdächtiger Weise“ in perfektem Fahren nach
Lehrbuch übt.
Die #MeToo-Bewegung
machte es zu einem Gedankenverbrechen, dem
Ankläger nicht sofort zu glauben und den Angeklagten zu verurteilen,
Beweise sind keine erforderlich.
Als Matt Damon
darauf hinwies, dass wir einen Klaps auf den Hintern nicht mit einer
Vergewaltigung gleichsetzen sollten, da wurde auch er mit
„Zwei-Minuten-Hass“ überzogen, dies einfach nur, weil er die
falsche Meinung äußerte.
An den Universitäten
sind einige Studenten verärgert darüber, dass
auch weiße Studenten für Multikulti freigehaltene Räume nutzen.
Anscheinend ist „multikulturell“ Neusprech für „keine Weißen
erlaubt“.
Und als vor einigen
Jahren in Yale eine
Kontroverse wegen beleidigender Halloween Kostüme ausbrach, da
war es eine Gruppe von Studenten, die jede Debatte zu diesem Thema
unterdrückte.
Es erstaunt mich
immer wieder, wie sie von uns fordern, dass wir die Vielfalt feiern
sollten – also solange es nicht die intellektuelle Vielfalt ist.
1984 war eigentlich
als eine Warnung gedacht. Stattdessen ist das Buch zu einer
Bedienungsanleitung geworden.