Ob das Museum der europ. Neuzeit neben das Museum des europ. Mittelalters kommt? (Bildquelle) |
In Deutschland verkaufte Technologieprodukte kommen aus den USA. Deren Produzenten heißen Apple, IBM, Microsoft und dazu gibt es ein weiteres Dutzend großer Namen und jede Menge kleinerer. Regelmäßig treten dabei neue Innovationen und neue Unternehmensnamen auf den Markt und verdrängen ihre Vorgänger. Neuerdings sind auch immer mehr chinesische Produkte und Internetdienstleister dabei. Huawei, Alibaba sind nur zwei davon. Nur, aus Europa kommt nichts. Der Ökonom und Risikoinvestor Daniel Lacalle weiß warum: Es liegt an der EU Politik und dem Festkrallen an alten Pfründe zulasten von Innovationen.
Daniel Lacalle: Europa verliert das Technologierennen. Das sind die Gründe:
Schaut man ich dieRangliste der wichtigsten Technologieunternehmen der Welt an, dann
findet man dort unter den ersten fünfzehn kein einziges aus Europa.
Die überwiegende Mehrheit davon kommen aus Nordamerika und China. Dazu sind mit Nestle und Novartis zwei der drei in der Schweiz ansässig und das dritte ist mit Shell ein Ölkonzern.
Aber es gibt noch
mehr beunruhigendes für die Alte Welt. Unter den den 50 größten
globalen Technologieunternehmen gehören zwar vier aus Europa,
analysiert man diese aber etwas genauer, dann wird klar, dass es
überaus fragwürdig ist, diese als führend in Bezug auf Innovation,
Patente und Marktmacht zu bezeichnen. Die europäischen Indizes für
„Technologieunternehmen“ umfassen freundlich ausgedrückt gerade
mal eine Handvoll Industriekonzerne, die den technologischen Wettlauf
aber längst verloren haben.
Das ist kein Zufall
oder Pech. Vielmehr war diese Entwicklung vorprogrammiert.
Das falsche Steuersystem
Die Europäische
Union spricht in der Regel viel über technologische Investitionen
und hält ihr Engagement für neue Industrien hoch, allerdings ist
ein Großteil davon reine Fassade. Tatsächlich bestraft die EU
technologische Investitionen in sehr aggressiver Weise, ebenso wie
die damit verbundene Wertschöpfung und den damit verbundenen
Wohlstand.
Das europäische
Steuersystem bestraft technologische Investitionen von Anfang an,
indem sie den Unternehmen nicht nur von Anfang an Hindernisse in den
Weg stellt, sondern was noch wichtiger ist, auch mit einer Politik
der totalen Kontrolle über Kapitalanlagen, Boni in Form von
Aktienoptionsplänen, sowie Privatinvestoren, die das
Unternehmenswachstum eigentlich finanzieren müssten.
Dabei sind es nicht
nur monumentale Fehler wie die so genannte "Google-Steuer"
und eine kurzsichtige Sichtweise auf die Besteuerung, die nur darauf
abzielt, aus allem Steuern abzupressen, sondern es ist auch der
Angriff auf jede Kapitalanlage, den Mehrwert und den Gewinn, der
durch die Risikobereitschaft von Investoren entsteht, die auf
Innovation setzen. Wenn in Europa etwas nicht subventioniert wird,
dann gilt es per se als verdächtig und muss unter Kontrolle gehalten
werden.
All das geht auf den
großen Fehler einer Europäischen Union zurück, die sich wie eine
Kombination aus einem Fernsehprediger und dem Sheriff von Nottingham
zu verhalten scheint. Die EU ist besessen von der Vermeintlichung der
Besteuerung, die nur ein waschechter zentraler Planer erfinden würde,
und ignoriert und behindert dabei gleichzeitig die enormen
Möglichkeiten der Beschäftigungs-, Vermögens- und
Produktivitätssteigerung, die sie anziehen könnte, wenn sie den
Menschen etwas mehr Freiraum einräumen würde.
Das falsche Regulierungsregime
Die EU unterwirft
sämtliche Innovationen den bürokratischen Launen ihrer Beamten, die
darauf darauf hinarbeiten, dass sich nichts verändert. Europäische
Regulierungen für Technologie und Innovationen sind nicht weniger
langsam, ineffizient und umständlich wie sie es für die klassischen
Wirtschaftssektoren sind, wobei die EU Regulierer unter den Vorwand
des Normativismus überall Hindernisse aufstellen, mit denen sie
effektiv das nicht wirklich versteckte Ziel verfolgen, Sektoren mit
niedriger Produktivität zu unterstützen, indem sie künstliche
Hindernisse für solche mit hoher Produktivität aufbaut.
Erwähnt man dieses
Problem gegenüber den Regulierungsbehörden, dann reagieren diese
indem sie sich selbst loben, weil die Genehmigungsdauer
beispielsweise eines Fintech-Unternehmens nur sechs bis neun Monate
dauert. Noch schlimmer ist, dass sich die unternehmerfeindliche
Kurzsichtigkeit in einer Erklärung von dreißig
Technologieunternehmern an die EU widerspiegelt, in der sie vor einem
„inkohärenten und sanktionierenden“ System warnen, das „oft
archaisch und höchst ineffizient“ arbeitet und dadurch einen
„Braindrain“ der Besten und Intelligentesten aus Europa
verursachen könnte.
Das Subventionieren von Sektoren mit niedriger Produktivität, um Sektoren mit hoher Produktivität zu bestrafen
Es ist nur ein
dünner Schleier von Vorschriften und Gesetzen, der den gelebten
Protektionismus verdeckt.
Die einzelnen EU
Mitglieder sind besessen davon, ihren „nationalen Champions“ -
ein Begriff, der vor Euphemismus nur so strotzt – in eine
quasi-monopolistische Position zu garantieren, da sie mit der Zeit zu
einer Art verschleierter Rückversicherung für die eigene
Finanzkraft mutierten und heute ihren Weg als fügsame Begleiter der
politischen Macht geen.
Die ständige
Subventionierung von alternden Wirtschaftssektoren bei gleichzeitiger
Bestrafung derjenigen, die das Wachstums stärken und die
Unternehmensstruktur ersetzen und verbessern könnten ist in der
gesamten EU sehr offensichtlich. Indem sie Dinosaurier am Leben
erhalten, verhindern Regierungen die Schaffung eines Ökosystems, in
dem neue Unternehmen wachsen, sich entwickeln und weltweit führend
werden können. Es ist nicht verwunderlich, dass wir in allen
Mitgliedsländern beobachten können, wie die Europäische Union, die
ständig über Wettbewerb spricht in Wirklichkeit versucht,
aufkommende Innovatoren zu behindern, damit die alten, auf ihre
Monopolsituation angewiesenen Sektoren ihre Vorrechte von vor
Jahrzehnten behalten.
Durch den Versuch,
diese Dinosaurier zu schützen behindern die EU-Länder direkt die
Innovationsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften und lassen es einfach
nicht zu, dass neue Riesen gedeihen können.
Das ist
Protektionismus, der hinter dem Vorhang notwendiger Regulierung und
Besteuerung verborgen bleibt und das Schlimmste ist, dass er weder
nationale Konglomerate schützt oder sie ermutigt, sich neu zu
erfinden, und es werden damit auch keine neuen europäischen
Technologieunternehmen geschaffen, die in der großen Weltliga
mitspielen können.
Natürlich gibt es
einige positive Initiativen, die nicht geleugnet werden sollten, im
großen Bild aber zeigt sich empirisch eindeutig, dass alle
Neugründungen und stark wachsenden Unternehmen mit dem Zeug zum
„Champion“ unter einer Million Seiten veralteter Vorschriften und
Steuern der Europäischen Union versinken, die sie daran hindern, den
technologischen Wandel mitzugestalten.
Wenn die EU wirklich
eine bessere Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder und die
Stärkung unserer Volkswirtschaften will, dann muss sie endlich damit
aufhören, all das zu subventionieren, was nicht funktioniert und
gleichzeitig zu bestrafen, was funktioniert, und sie muss endlich
damit aufhören diejenigen zu bestrafen, die persönliche Risike
eingehen und in Innovationen investieren.
Denn was kein
europäischer Politiker erreichen wird, ist die Rückkehr in die
seelige Vergangenheit. Was die Politik mit ihrem aktuellen Treiben
tatsächlich anrichtet ist, dass sie Europa zu einem Kollateralschaden
einer US-amerikanisch und chinesisch dominierten Technologiewelt
degradiert.