11. November 2018

Die EU in der globalen Rangliste für wirtschaftliche Freiheit… irgendwo zwischen Armenien und tropischen Steuersparinseln


Schönes Bulgarien (Bildquelle)

Mir fehlt in der Angelegenheit etwas der Überblick, vermute aber, dass die EU und ihre Währungsunion von den Propagandisten in Politik und Medien noch immer als wirtschaftliches Erfolgsmodell verkauft wird. Wie wenig diese EU aus der Werbung aber mit der Realität zu tun hat zeigt sich mit einem Blick auf die von der Heritage Foundation herausgegebene Rangliste für wirtschaftliche Freiheit. Für eine Einschätzung der EU-ropäischen Wettbewerbsfähigkeit habe ich jeweils einmal den Rang der EU und der EWU berechnet. Das Ergebnisse entsprechen der Erwartung.



Wer oder was ist die Heritage Foundation und was sagt ihre Rangliste aus?



Bei der Heritage Foundation handelt es sich um eine in den USA ansässige konservative Denkfabrik, die mit gutem Geld ausgestattet allerlei politische Themen analysiert und ihren Senf dazu gibt. Ein seit 1995 existierendes Angebot der Stiftung ist dabei der Index für wirtschaftliche Freiheit, in dem jährlich in Zusammenarbeit mit dem Wall Street Journal eine Rangliste mit allen Ländern der Welt herausgegeben wird und diese nach dem Grad gelistet sind, inwieweit die einzelnen Länder Unternehmern das Leben schwer machen.

Man kann die Stiftung und vor allem dem Wall Street Journal gerne mit Skepsis begegnen und sollte es zu einem Stück auch, aber ich halte deren Index für einen guten Indikator dessen, was in Ländern richtig laufen kann und was nicht. Vor allem mit Blick auf die sechs Spitzenreiter der aktuellen Rangliste kann man schließen, dass deren Kategorien zur Berechnung der jeweiligen Punktezahl gut abgestimmt sind hinsichtlich den Kategorien „Wohlstand“ und eingeschränkt auch „individuelle Freiheit“.

Erstaunt bin ich etwas, dass Deutschland trotz seiner Staatsquote von weit über 50 Prozent noch immer auf Platz 25 der 180 gelisteten Länder liegt, während die USA nicht weit davor auf Rang 18 stehen. 

Das ist vermutlich weniger ein Lob für Deutschland, sondern eher ein Tadel für all jene Länder mit Anspruch, die teils deutlich dahinter liegen.



Die EU-27 und die EWU-19 in der Rangliste



Gut ein halbes Jahr lang wird die EU noch aus 28 Mitglieder bestehen, dann aber wird mit Großbritannien ein wirtschaftlich bedeutendes Land austreten, das darüber hinaus auch noch auf Rang 8 stehend im Index weit vorne liegt. Ohne näheres Herumgerechne kann man daran ablesen, dass die EU damit einen dicken, soliden Brocken wirtschaftlicher Freiheit verlieren wird. Ein gutes Zeichen ist das nicht gerade.

Bei den noch verbleibenden 27 EU Mitgliedern (und analog bei den 19 EWU Ländern) habe ich jeweils deren Punktzahl gewichtet mit dem aktuellem Bevölkerungsanteil an der EU Gesamtbevölkerung von 444,8 Millionen Menschen.

Zwar könnte man die Rechnung auch mit dem pro-Kopf BIP ausführen, was zu einem anderen Ergebnis führen würde, allerdings wird die wirtschaftliche Freiheit zuallererst von der Politik bestimmt und da zählt nun einmal die Mehrheit der Köpfe und nicht der Inhalt der Geldbeutel.

Die EU insgesamt kommt in ihrem Gesamtdurchschnitt auf ganze 68,3 Punkte. Sie liegt damit als Ganzes ausgerechnet auf einer Höhe mit Bulgarien, dem ärmlichsten Mitglied in der EU. Das fand ich recht erstaunlich, klingt es bei Martin Schulz und Co. doch immer so, als würde die EU als Ganzes in etwa so funktionieren wie die Schweiz an einem Sommersonntagnachmittag.

Ähnlich erstaunlich ist, dass Bulgarien hinsichtlich der wirtschaftlichen Freiheit auf Rang 47 von 180 Ländern liegt und damit eine ganze Ecke vor den EU Größen Italien, Frankreich und Spanien, welche im Rangbereich 60-80 zu finden sind, also in der globalen Mitte und mitunter deutlich hinter dem ehemaligen Ostblock.

Das ist auch der Grund, weshalb die EU lediglich auf Rang 32 von 154 Ländern käme (also ohne die EU Einzelstaaten). Lediglich der großdeutsche Wirtschaftsraum von Holland bis Österreich steht relativ gut da, das meiste jedoch, was westlich des Rheins und südlich der Alpen liegt und EU heißt ist ziemlich weit abgeschlagen.

Schaut man sich nur die EWU Länder an, also alle Länder, die den Euro als Währung eingeführt haben, dann ändert sich das Bild nicht wirklich. Mehr als Rang 36 von 161 Ländern wäre nicht drin (67,7 Punkte), wobei das wohl eine gute Nachricht ist, da es noch schlimmer hätte kommen können. Vor allem Kroatien und Ungarn als Länder ohne Euro stehen ziemlich schlecht da hinsichtlich der gewährten wirtschaftlichen Freiheiten in ihren Ländern.

Als Block insgesamt dagegen stünden die Nicht-EWU Länder der Europäischen Union deutlich besser da als die EU oder der EWU Block. Rang 23 von 159 Ländern (70,0 Punkte) spränge für sie heraus. Damit liegen sie dank Dänemark, Schweden und Tschechien als ganzes sogar noch vor Deutschland und spielen im globalen Vergleich relativ weit oben mit.



Was als Fazit bleibt



Auch der Blick auf die Rangliste der Heritage Foundation zeigt...

  • Die EU ist wirtschaftspolitisch betrachtet ein Club der Verlierer, was sich nach dem Austritt Großbritanniens noch verstärken wird.
  • Die Euro Währung ist ein Zitronenmarkt für staatliche Gemeinwesen, da sich dort vor allem die Versager sammeln.
  • Für Deutschland sind sowohl die EU und als auch die EWU deutliche Verlustgeschäfte hinsichtlich der wirtschaftlichen Freiheit.
  • Sollte sich die EU wirtschaftlich als Ganzes entwickeln wie es ihrem derzeitigen Durchschnitt entspricht, dann droht uns kontinental ein Abstieg in Richtung bulgarische Verhältnisse.

Die schlechte Nachricht dabei ist, dass selbst die Entwicklung der EU als großer Durchschnitt seiner Einzelteile für die Zukunft vermutlich ein Positivszenario darstellen wird.