Schönes Bulgarien (Bildquelle) |
Mir fehlt in der
Angelegenheit etwas der Überblick, vermute aber, dass die EU und ihre
Währungsunion von den Propagandisten in Politik und Medien noch
immer als wirtschaftliches Erfolgsmodell verkauft wird. Wie wenig diese EU
aus der Werbung aber mit der Realität zu tun hat zeigt sich mit einem
Blick auf die von der Heritage Foundation herausgegebene Rangliste
für wirtschaftliche Freiheit. Für eine Einschätzung der
EU-ropäischen Wettbewerbsfähigkeit habe ich jeweils einmal den Rang
der EU und der EWU berechnet. Das Ergebnisse entsprechen der
Erwartung.
Wer oder was ist die Heritage Foundation und was sagt ihre Rangliste aus?
Bei der Heritage
Foundation handelt es sich um eine in den USA ansässige
konservative Denkfabrik, die mit gutem Geld ausgestattet allerlei
politische Themen analysiert und ihren Senf dazu gibt. Ein seit 1995
existierendes Angebot der Stiftung ist dabei der Index
für wirtschaftliche Freiheit, in dem jährlich in Zusammenarbeit
mit dem Wall Street Journal eine Rangliste mit allen Ländern der
Welt herausgegeben wird und diese nach dem Grad gelistet sind,
inwieweit die einzelnen Länder Unternehmern das Leben schwer machen.
Man kann die
Stiftung und vor allem dem Wall Street Journal gerne mit Skepsis
begegnen und sollte es zu einem Stück auch, aber ich halte deren
Index für einen guten Indikator dessen, was in Ländern richtig
laufen kann und was nicht. Vor allem mit Blick auf die
sechs Spitzenreiter der aktuellen Rangliste kann man schließen,
dass deren Kategorien zur Berechnung der jeweiligen Punktezahl gut
abgestimmt sind hinsichtlich den Kategorien „Wohlstand“ und eingeschränkt
auch „individuelle Freiheit“.
Erstaunt bin ich
etwas, dass Deutschland trotz
seiner Staatsquote von weit über 50 Prozent noch immer auf Platz
25 der 180 gelisteten Länder liegt, während die USA nicht weit davor auf Rang 18 stehen.
Das
ist vermutlich weniger ein Lob für Deutschland, sondern eher ein
Tadel für all jene Länder mit Anspruch, die teils deutlich dahinter liegen.
Die EU-27 und die EWU-19 in der Rangliste
Gut ein halbes Jahr
lang wird die EU noch aus 28 Mitglieder bestehen, dann aber wird mit
Großbritannien ein wirtschaftlich bedeutendes Land austreten, das
darüber hinaus auch noch auf Rang 8 stehend im Index weit vorne liegt.
Ohne näheres Herumgerechne kann man daran ablesen, dass die EU damit einen dicken,
soliden Brocken wirtschaftlicher Freiheit verlieren wird. Ein gutes Zeichen ist das
nicht gerade.
Bei den noch
verbleibenden 27 EU Mitgliedern (und analog bei
den 19 EWU Ländern) habe ich jeweils deren Punktzahl
gewichtet mit dem aktuellem Bevölkerungsanteil an der EU
Gesamtbevölkerung von 444,8 Millionen Menschen.
Zwar könnte man die
Rechnung auch mit dem pro-Kopf BIP ausführen, was zu einem anderen
Ergebnis führen würde, allerdings wird die wirtschaftliche Freiheit
zuallererst von der Politik bestimmt und da zählt nun einmal die
Mehrheit der Köpfe und nicht der Inhalt der Geldbeutel.
Die EU insgesamt
kommt in ihrem Gesamtdurchschnitt auf ganze 68,3 Punkte. Sie liegt
damit als Ganzes ausgerechnet auf einer Höhe mit Bulgarien, dem
ärmlichsten Mitglied in der EU. Das fand ich recht erstaunlich, klingt es bei Martin Schulz und Co. doch immer so, als würde die EU als Ganzes in etwa so
funktionieren wie die Schweiz an einem Sommersonntagnachmittag.
Ähnlich erstaunlich
ist, dass Bulgarien hinsichtlich der wirtschaftlichen Freiheit auf
Rang 47 von 180 Ländern liegt und damit eine ganze Ecke vor den EU
Größen Italien, Frankreich und Spanien, welche im Rangbereich 60-80
zu finden sind, also in der globalen Mitte und mitunter deutlich hinter dem ehemaligen Ostblock.
Das ist auch der
Grund, weshalb die EU lediglich auf Rang 32 von 154 Ländern käme
(also ohne die EU Einzelstaaten). Lediglich der großdeutsche
Wirtschaftsraum von Holland bis Österreich steht relativ gut da, das
meiste jedoch, was westlich des Rheins und südlich der Alpen liegt
und EU heißt ist ziemlich weit abgeschlagen.
Schaut man sich nur
die EWU Länder an, also alle Länder, die den Euro als Währung
eingeführt haben, dann ändert sich das Bild nicht wirklich. Mehr
als Rang 36 von 161 Ländern wäre nicht drin (67,7 Punkte), wobei
das wohl eine gute Nachricht ist, da es noch schlimmer hätte kommen
können. Vor allem Kroatien und Ungarn als Länder ohne Euro stehen
ziemlich schlecht da hinsichtlich der gewährten
wirtschaftlichen Freiheiten in ihren Ländern.
Als Block insgesamt dagegen
stünden die Nicht-EWU Länder der Europäischen Union deutlich
besser da als die EU oder der EWU Block. Rang 23 von 159 Ländern
(70,0 Punkte) spränge für sie heraus. Damit liegen sie dank
Dänemark, Schweden und Tschechien als ganzes sogar noch vor
Deutschland und spielen im globalen Vergleich relativ weit oben mit.
Was als Fazit bleibt
Auch der Blick auf die Rangliste der Heritage Foundation zeigt...
- Die EU ist wirtschaftspolitisch betrachtet ein Club der Verlierer, was sich nach dem Austritt Großbritanniens noch verstärken wird.
- Die Euro Währung ist ein Zitronenmarkt für staatliche Gemeinwesen, da sich dort vor allem die Versager sammeln.
- Für Deutschland sind sowohl die EU und als auch die EWU deutliche Verlustgeschäfte hinsichtlich der wirtschaftlichen Freiheit.
- Sollte sich die EU wirtschaftlich als Ganzes entwickeln wie es ihrem derzeitigen Durchschnitt entspricht, dann droht uns kontinental ein Abstieg in Richtung bulgarische Verhältnisse.
Die schlechte
Nachricht dabei ist, dass selbst die Entwicklung der EU als großer
Durchschnitt seiner Einzelteile für
die Zukunft vermutlich ein Positivszenario darstellen wird.