14. November 2018

Die blamable Inkompetenz europäischer Elitenazis


Die perfekte Pistole für deutsche Elitenazis (Bildquelle)


Nicht nur in Deutschland gibt es unter Elitesoldaten Nazinetzwerke mit konkreten Planungen, auch in der britischen Armee flog kürzlich ein Veteran des Afghanistankrieges auf, der sich nebenberuflich als Nazi mit Zukunftsplanungen der anderen Art beschäftigte. Auch wenn die beiden Fälle oberflächlich nichts miteinander zu tun haben, so wirkt es auf mich sehr auffällig, dass die beide so kurz nacheinander in die Medien kamen und es um sehr ähnliche Strukturen geht. Mein größtes Problem dabei aber ist: Für Elitesoldaten scheinen das alles nicht gerade helle Typen zu sein.


Von Franco A. bis zu einem Nazistützpunkt in Wales



Laut Focus waren es die Ermittlungen im Fall von Franco A., über die man auf ein Nazinetzwerk stieß, das aus Bundeswehroffizieren, Polizisten und KSK Soldaten bestand. Als Grundlage für dieses konspirative Netzwerk diente der Soldatenverein Uniter, der sich um deutsche Veteranen kümmerte, die in Afghanistan oder in Afrika im Einsatz waren.

Bei Franco A. handelt es sich um einen ehemaligen Offizier, der sich unter Angabe einer falschen Idendität erfolgreich als Asylant registrieren konnte. Nachdem er unter relativ dubiosen Umständen aufgeflogen war, leiteten die Behörden damals eingehende Ermittlungen ein und durchsuchten mehr als ein Dutzend Immobilien. Es waren diese Durchsuchungen, die deutlich machten, dass Franco A. keineswegs alleine handelte, sondern es ein ganzes konspiratives Netzwerk gab.

Dieses Netzwerk bestehend aus Bundeswehrsoldaten und Polizisten richtete offenbar Waffenlager ein und es gab Planungen, an einem „Tag X“ wichtige politische Persönlichkeiten zu ermorden. Vor allem linke und grüne Spitzenpolitiker standen dabei auf der Liste, die von Mordkommandos des Netzwerks umgebracht werden sollten, sobald die öffentliche Ordnung zusammengebrochen ist.

Bei Wikipedia wie auch beim Focus und dem Daily Mail Artikel darüber werden die Mitglieder das Netzwerks als Rassisten und Nazis beschrieben, allerdings sind die dahingehenden Hinweise darauf relativ dürftig. Viel mehr als Wehrmachtsposter, alte Weltkriegswaffen und „rassistische Sprüche“ aus abgehörten Chaträumen (was heute viel heißen kann) wurden nicht vernommen.

Lediglich ein in das Gehäuse eines G36 geritztes Hakenkreuz, wie es bei Wikipedia heißt, deutet eindeutig darauf hin, dass sich in diesem Netzwerk wirkliche Nazis zusammengeschlossen haben.

Glaubt man dieser Darstellung eines dezidierten Nazinetzwerks mit militanten Absichten und ausgeprägter innerer Struktur, dann sind die Parallelen zu einem in Großbritannien aufgedeckten Nazinetzwerk unter Veteranen der britischen Armee überdeutlich.

Vor nicht allzu langer Zeit wurde dort eine Neonazigruppe hochgenommen, deren Ideologie als eine Art „Best of“ des weißen Rassismus bezeichnet werden kann. Von Hakenkreuzen über Ku Klux Klan Kostüme, Schriften von Anders Breivig, bis hin zum Vornamen Adolf für den Sohn eines beteiligten Paares war alles dabei. In dieser Gruppe betätigte sich auch Mikko Vehvilainen, ein ehemaliger Unteroffizier mit finnischen Wurzeln, der für die britische Armee in Afghanistan diente und dort als „herausragend“ gelobt wurde.

Zweifel hinsichtlich der Gesinnung der Gruppe wie auch des Unteroffiziers gibt es keine, das zeigt ein Bild des Mannes mit Hitlergruß eindeutig. Vor Gericht gab er dazu auch freimütig zu, ein Rassist zu sein. Vehvilainen und seine Nazigenossen legten wie auch das deutsche Netzwerk Waffenlager an und übten für einen bald kommenden Tag X, an dem ein Rassenkrieg beginnen würde.

Das Hauptlager der britischen Gruppe war ein Ort in Wales, der als Stützpunkt dienen sollte, wenn es dann los geht. In vergleichbarer Weise ging auch das deutsche Netzwerk vor, wobei sich deren Lager und Rückzugsorte in ländlichen Gebieten nahe der Schweiz und Österreich befanden.

Möglich ist dabei nicht nur, dass sich die beiden Gruppen kannten und vielleicht sogar abstimmten, sondern dass es auch in anderen europäischen Ländern vergleichbare Netzwerke mit der selben Ideologie und Tag-X-Planung geben könnte, da Vehvilainen vor der Zeit im britischen Militär zeitweise in Finnland lebte und sich auch dort einer Neonazigruppe anschloss.

Mit dem rabiaten Einschreiten der Behörden in Großbritannien wie in Deutschland dürfte dem weiteren Treiben dieser Netzwerke nun aber sehr wahrscheinlich ein Ende gesetzt sein.

Was mich an diesen Fällen neben den Parallelen und der seltsamen Gleichzeitigkeit ihres Aufdeckens besonders verwundert ist die Amateurhaftigkeit, mit der sie die „Befreiung der weißen Rasse“ angehen wollten.



Ungesicherte Chatgruppen, Hakenkreuz-Sentimentalitäten und Rambogehabe



Bevor ich weiter schreibe sollte ich vielleicht betonen, dass ich alles andere als ein Faschist bin und auch nichts von irgendwelchen Schablonen zu Hirngröße oder Hautfarbe halte. Meine Gesinnung ist freiheitlich, ich lehne Gewalt ab und ich achte bei meinen Mitmenschen auf den Charakter und die Mentalität und nicht irgendwelche Oberflächlichkeiten.

Jenseits ihrer Ideologie habe ich zwei große Probleme mit diesen nun ausgehobenen Neonazigruppen und konspirativen Netzwerken. Das erste Problem besteht darin, dass auch ich es für möglich halte, dass es irgendwann in den kommenden Jahren zu einem „Tag X“ kommen könnte.

Das liegt daran, dass ich nicht sehe wie die bestehenden wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Probleme gelöst werden. Bestenfalls werden sie vertagt und hinzu kommen täglich neue und das nicht nur in Form von völlig kulturfremden Migranten, sondern auch hinsichtlich der immer tiefer gehenden strukturellen Probleme, auf die ich in dieser Artikelserie eingehe.

Es könnte also gut sein, dass irgendwann das Reden und Streiten urplötzlich aufhört und das Schießen beginnt. So schrecklich das wäre, es handelt sich dabei heute leider um ein relevantes Szenario und jeder sollte sich in seinem Rahmen darauf vorbereiten. Sei es durch das Anlegen von Vorräten, dem Erlernen von Selbstverteidigung, dem Zusammenschluss mit anderen oder dem Bau von sicheren Rückzugsorten (oder dem Auswandern; mein Plan).

Den apokalyptischen Impetus dieser Nazis halte ich also leider nicht für allzu abwegig und das bringt mich zum zweiten Problem damit: Ihr Vorgehen ist völlig unprofessionell, kindisch, von Impulsen und Größenwahn getrieben und nicht einmal im Ansatz dessen würdig was sie beim Militär eigentlich gelernt haben sollten.

Blickt man von oben auf die Situation, dann muss den Mitgliedern dieser Netzwerke selbst klar gewesen sein, dass sie per Definition eine Terrorgruppe waren. Ihnen gegenüber stand damit nicht nur der künftige Feind auf dem Schlachtfeld, sondern auch der jetzige Staatsapparat, der sie als terroristisch erachtet und der in solchen Fällen bereits beim leisesten Verdacht mit der vollen Härte zuschlägt, wie es dann auch der Fall war.

Das heißt, man muss äußerst vorsichtig sein und leichtsinnige Fehler um jeden Preis vermeiden. Es empfiehlt es sich auch, ein paar Bücher zum Thema zu lesen und allerlei Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und sich trotz Gesinnung beispielsweise keine Hakenkreuzfahne übers Bett zu hängen.

Das alles aber haben diese Leute ignoriert und es handelte sich bei diesen auch nicht nur um irgendwen, sondern es waren ausgerechnet erfahrene Berufssoldaten, die in einem Krieg eingesetzt wurden, in dem es vor allem um diese Art der Terrorbekämpfung ging.

Vielleicht überschätze ich das heutige Militär und dessen Offizierskader, aber Mikko Vehvilainen, Franco A. und die ganzen KSK Soldaten und sonstigen Offiziere sollten doch eigentlich bestens Bescheid wissen, wie das funktioniert mit dem Auffinden von Terrorzellen, dem Bekämpfen von Aufständischen und dem Ausheben von konspirativen Netzwerken. Immerhin war das ihr Beruf und es ist nicht irgendein Beruf, sondern einer, bei dem man stirbt, wen man einen Fehler macht. Das heißt, man sollte zu seinem eigenen Wohl ziemlich gut werden darin.

Im Umkehrschluss heißt das auch, dass sie als Profis hätten wissen müssten, wie man als Terrorgruppe die Aufdeckung vermeidet. Es ist nicht anders als beim Fußball. Wer lernt, wie man am besten Tore schießt, der lernt automatisch auch, wie man am besten welche verhindern kann.

Ich frage mich: Wenn das doch solche Experten sind, warum haben sie sich dann verhalten wie die letzten Idioten? Wenn mir die Fallhöhe dessen bewusst ist, was ich mache..

  • dann zeige ich keinen Hitlergruß, auch wenn mir der Arm noch so sehr zuckt!
  • dann sammle ich keine Nazidevotionalien, sondern achte strikt auf den Nutzwert meiner Ausrüstung!
  • dann chatte ich nicht ungesichert bei Whatsapp oder sonstwo über den bald kommenden Führerstaat, sondern bin so unauffällig wie es nur geht!
  • dann achte ich strikt auf die Kompartmentalisierung und sorge dafür, dass niemand mehr weiß als er unbedingt muss!
  • dann gebe ich mir unter keinen Umständen eine Blöße wie Franco A. beim Asylamt oder danach beim Abholen der neuen Knarre!
  • dann gehe ich strikt strategisch vor und führe nur dann taktische Manöver aus, wenn sie dem strategischen Ziel maximal möglich dienen!

All das und noch einiges mehr haben die Herren (und Damen) aus den Nazinetzwerken in jeder erdenklichen Weise missachtet. Ein Leserkommentator unter meiner Daily Mail Übersetzung meinte völlig zurecht, dass dieses Netzwerk so erbärmlich vorgegangen ist, dass es tatsächlich nach einer False Flag riecht.

Das mit der False Flag kann so sein, muss aber nicht. Wahr ist allerdings definitiv, dass es nicht gerade ein Ausdruck von Intelligenz ist, wenn man als militanter rechtsextremer Widerstand linken Politikern an den Kragen will und dann ausgerechnet so lange zu warten plant, bis sie keinen Schaden mehr anrichten können. Das ist in etwa so durchdacht wie die Maginot-Linie.

Genauso bringt es nichts, jemanden in das Asylsystem einzuschleusen, wie es Franco A. versuchte. Wozu überhaupt, für mehr Taschengeld? Oder vielleicht für einen journalistischen Coup?

Viel mehr Sinn hätte es gemacht, sich als Flüchtlingshelfer zu engagieren und sich mit den Asylanten anzufreunden oder noch besser: Man hätte einen Verein gründen können, der die Unterkünfte mit kostenlosem WLAN ausstattet. Dann hätte man nämlich elektronischen Vollzugriff auf deren Kommunikation gehabt.

Es gibt noch einige andere Dinge, die aus Perspektive einer solchen Gruppe weit mehr Sinn gemacht hätten, und die weitaus wirkungsvoller und erfolgversprechender gewesen wären als das, was stümperhaft umgesetzt wurde.

Die Inkompetenzen dieser Nazinetzwerke sind für mich so offensichtlich, dass ich unmöglich glauben kann, dass sie jenseits ihrer Dummheit eine Gefahr für die Allgemeinheit dargestellt haben oder noch immer darstellen. Entweder es handelte sich bei den Mitgliedern dieser Netzwerke um nützliche Idioten für False Flag Operationen, oder aber es waren Hunde die bellen, aber nicht beißen. Ein Charakterzug übrigens, der auch an diesem „Tag X“ nicht gerade hilfreich wäre.

Als Fazit bin ich einerseits froh, dass diese Gruppierungen so desolat aufgestellt sind, dass sie noch vor dem ersten Schuss an ihren eigenen Fehlern zu Grunde gehen. Andererseits bekomme ich aber auch Falten auf der Stirn wenn ich bedenke, dass es sich dabei teilweise um höhere Offiziere und um „Elitesoldaten“ handelte. 

Denn es wirft die Frage auf, ob am Ende nicht nur diese Nazitümler, sondern alle unsere Soldaten und Offiziere so kreuzdumm sein könnten, also auch die integren, weil freiheitlich und verfassungstreu gesinnten. Es ist ein Gedanke, der mir Angst macht.