12. Oktober 2018

Der Staat als der totale Wohltäter: Das Volk ist zu dick und deswegen sollen die Mahlzeiten gesetzlich kleiner gemacht werden

Mohammed und Muhammad aus Birmingham beim Dinieren (Bildquelle)

Konservative Politik hieß einmal, dass man dem Bürger zutraut seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ganz offenbar aber hat man dieses Credo in den oberen Etagen der Politik aufgegeben und ging dazu über, den Bürger als zu erziehenden Untertanen zu erachten, der nichts selbst kann und den Löffel gereicht bekommen muss. Und das buchstäblich. Wieder einmal geht die britische Regierung voran und will nun gesetzliche Vorschriften zur Kalorienmenge von Hauptmahlzeiten erlassen, wie der Telegraph berichtet. Ich bin mir sicher, die EU Verwaltung und unser Bundesregime machen bereits fleißig Notizen.



Restaurants, Supermärkte und Kantinen dürfen bald nur noch Häppchen verkaufen



Nach einem neuen Gesetzesvorschlag will die dem Namen nach konservative britische Regierungskoalition unter Theresa May bestehend aus den konservativen Tories und der noch konservativeren nordirischen DUP jedem im Land vorschreiben, was er essen darf, beziehungsweise welchen Teil er nicht mehr auf den Teller bekommt.

Bei exakt 928 Kalorien soll künftig die Obergrenze liegen für Hauptmahlzeiten wie Pizzas, wenn sie in Restaurants, Supermärkten oder Kantinen verkauft werden. Für den Genuss von Pasteten und Kuchen wird es noch enger, da sie nicht mehr über 695 Kalorien kommen dürfen. Der Löffel Schlagsahne extra dürfte damit der Vergangenheit angehören.

Dabei stehen nicht nur Hauptmahlzeiten und Kuchen auf der roten Liste, die Gesetzesvorlage ließt sich mehr wie ein ganzes Kochbuch. Im Visier stehen auch Fertigsoßen, Suppen, Burger, verarbeitetes Fleisch und Nahrungsmittel allgemein.

Insgesamt will man die durchschnittliche Nahrungsaufnahme um 20 Prozent reduzieren und das Problem des Übergewichts bis zum Jahr 2030 beseitigt haben. Als Begründung für diese „drastische Maßnahme“ wie es das Gesundheitsministerium selbst nennt wird angegeben, dass der Kampf gegen das grassierende Übergewicht im Land ansonsten nicht gewonnen werden kann.

Das ganze erinnert ein bisschen an die andernorts befürwortete „Ökodiktatur“ als letzten drastischen Ausweg zur Klimarettung – ebenfalls mit Deadline im Jahr 2030.



Fünf Prozent übergewichtige Kinder dienen als Begründung für eine Diktatur über die anderen 95 Prozent



Laut offiziellen Zahlen sollen ungefähr 24.000 Kinder in England „stark übergewichtig“ sein. Das sind etwa fünf Prozent und laut einer Expertin für Kindergesundheit soll die nun sichtbar werdende Krise bereits einen Vorlauf „von Jahrzehnten“ gehabt haben. Das mag so stimmen, immerhin handelt es sich dabei um eine Expertenaussage. Allerdings meldet sich an dieser Stelle mein innerer Skeptiker zu Wort und fragt, was denn aus den Kindern wurde, die vor einem Jahrzehnt bereits Kinder waren: Erwachsene lautet die korrekte Antwort. Das aber nur am Rande.

Blickt man auf die Tabelle zum Artikel, in der die Regionen mit den dicksten Kindern verzeichnet sind, dann ergibt sich das übliche gesellschaftliche Krisenmuster. Mit London, den West Midlands (Manchester, Liverpool) und der Region North West (Birmingham) sind es ausgerechet die am intensivsten bereicherten Regionen Englands, in denen das Übergewicht unter Kindern grassiert.

Vielleicht sollte man die Aufklärungskampagnen also auch auf Urdu, Somali und Arabisch veröffentlichen und Anzeigen bei Turksat schalten, damit sie das Zielpublikum überhaupt erst erreichen. Oder eventuell erwägen, den Eltern spezieller Provinienz das Wegsperren der Töchter zu verbieten, damit diese etwas Bewegung bekommen und keinen Grund haben unter der Burka mit dem Frustfressen zu beginnen. Das aber wäre selbstredend rassistisch.

Und so werden sich dann bald schon 95 Prozent der Bevölkerung, die unterm Strich alles richtig machen an einer Diktatur erfreuen, die sich an der Inkompetenz der 5 Prozent Idioten im Land orientiert.



Gesamtgesellschaftliche Verantwortung, kollektivistische Maßnahmen und unbeabsichtigte Nebenwirkungen



Diese Idee einer wohlmeinenden Kaloriendiktator ist so sehr durchzogen von linker Ideologie und sie ist in so vielen Aspekten falsch, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll mit der Kritik daran.

Zum einen wäre da die oben genannte Tatsache, dass man in unnötiger Weise 95 Prozent der Bevölkerung etwas vorschreiben will, weil es einer kleinen Minderheit an grundlegendem Verständnis für die Lebenspraxis mangelt. Eine Vorgehensweise, die man auch im Lehrbuch für gescheiterten Kollektivismus findet. Anstelle einer umfassenden Bestrafung aller würde es beispielsweise auch ein kleiner Malus beim Krankenversicherungstarif tun, wenn der Kleine zu viel Hüftgold mit sich herumschleppt.

Dazu gibt es bereits heute mehrere Experimente mit Kaloriensteuern auf Getränke, die krachend gescheitert sind, weil die Leute einfach auf andere kalorienreiche Getränke umgestiegen sind oder den höheren Preis bezahlt haben. Ein Beispiel dazu wäre Dänemark, das nicht einmal nicht allzu weit weg liegt von London und wo man feststellen musste, dass den Leuten die Sondersteuer auf Zucker relativ egal war. Nicht anders lief es im notorisch übergewichtigen Mexiko, wo es exakt gleich ablief.

Über die Gründe für eine solche Ignoranz durch das Volk kann ich natürlich nur spekulieren, vermute aber stark, dass es etwas damit zu tun haben könnte, dass Zucker schmeckt im Unterschied zu diesem ganzen gummiartigen Modetofu.

Nicht zuletzt kann ich beim Thema Hauptmahlzeiten auch einen kleinen Erfahrungswert beitragen. Nach einem Politikwechsel beim Eigentümer eines ehemaligen Arbeitgebers war man plötzlich erpicht auf die Ergrünung des Buffets. Die neue Devise hieß weniger Fleisch, weniger Kalorien, mehr Grünzeugs und alles abgerundet mit einem Veggy Day pro Woche. Als Begründung wurde der übliche Stuss aus Weltrettung und Volksgesundheit vorgebracht, und dass der Durchschnittsmitarbeiter sowieso nur eine bestimmte Kalorienmenge benötigt.

Das mag so stimmen für den Durchschnitt, so mein Einwand, aber was ist mit der Hälfte über dem Durchschnitt? Wer den ganzen Tag im Büro sitzt, weiblich ist und 1,60m groß, der braucht nicht viel mehr als einen Salatteller, zumal stets auch die Bikinisaison lauert. Was aber ist mit den 1,90m Männern die den Laden am Laufen halten, weil sie dem Rest die schweren Sachen schleppen? Sollen die etwa mit der Arbeit warten, bis autonome Roboter erfunden wurden, die ihnen die Schwerarbeit abnehmen?

Wer bei der Hauptmahlzeit beschissen wird und sich mit knurrendem Magen zurück zur Arbeit schleppen muss, der bedient sich dann eben am Snackautomat, um seinen Kalorienbedarf zu decken. Einsicht bei den kalorischen Erbsenzählern? Keine. Die Snackautomatenindustrie freuts.

Was aus der Diätperspektive aber noch viel falscher ist an der Vorstellung, den Leuten in öko-fitness-korrekter Manier über den Kalorieninput das Gewicht kontrollieren zu wollen ist die Tatsache, dass eine der besten Abnehmmethoden darin besteht, nur noch Fleisch zu essen. Dazu ebenfalls ein kleiner anekdotischer Mehrwert: „Low Carb“ funktioniert bestechend gut!

Wollten die britischen Gesundheitstechnokraten also das Übergewicht im Volk bekämpfen, sie müssten nicht „weniger Fleisch auf den Pizzas“ vorschreiben, wie der Artikel explizit zitiert, sondern eher „mehr Fleisch“ oder idealerweise „nur Fleisch“ und dazu das verteufelte „verarbeitete Fleisch“ zwar besteuern, aber mit einer Negativsteuer. Dann würde es nämlich billiger werden für die Eltern der fetten Kinder von Lancaster, dass ihre Wonneproppen zwar satt werden, aber nicht fett.

Sollten sich allerdings die Vorstellungen dieser Gesundheitsexperten durchsetzen und das Gesetz in Kraft treten, dann bereiten Sie sich vor auf einen Rekordwert beim Übergewicht von englischen Kindern im Jahr 2030. Denn der Sozialismus hat immer schon funktioniert – also beim Erreichen des Gegenteils.