Wie die Zentralbanken die Welt sehen (Bildquelle) |
Wir treten gerade in die Größte aller Depressionen ein und es gibt kein Entrinnen.
Charles Hugh Smith: Über Wirtschaftsdepressionen und den inversen Wohlstandseffekt
In meinen letzten
Beiträgen habe ich im Detail erklärt, warum die Größte aller
Depressionen nicht mehr aufzuhalten ist. Im folgenden möchte ich die
einzelnen Punkte so knapp zusammenfassen, wie es nur geht:
1. Die
Kostenstruktur der Weltwirtschaft wurde infolge der
Zentralbankpolitiken weltweit in fataler Weise verzerrt, da sie zur
Bildung von Vermögensblasen führte, während die Zinssätze auf
quasi Null abgesenkt wurden.
2. Seit dem Beginn
der aktuellen Ära in der Globalisierung/Finanzialisierung der Welt
um das Jahr 2000 herum stagnieren oder erodieren die
Arbeitseinkommen.
3. Die Preise
steigen immer weiter, so dass der Verdienst zum Halten des
Lebensstandards nicht mehr ausreicht und daher zur Bewältigung
laufender Kosten zusätzliches Geld geliehen werden muss. Dies gilt
für alle Sektoren: Privathaushalte, Unternehmen und Staatswesen.
4. Infolgedessen
wird das gesamte Einkommen verzehrt, da die Zinsen und das
aufzubringende Kapital für die steigenden Schulden jede
Sparmöglichkeit zunichte machen. Das System hat jegliche Puffer
verloren.
5. Den Prozess kann
man sich als Dominoreihe vorstellen. Sobald der erste Dominostein
fällt, dann kippen automatisch auch alle nachfolgende Steine.
Ein Beispiel: Ein
Arbeiter wird entlassen und kann es sich den Besuch im
Lieblingsrestaurant nicht mehr leisten. Weil die Stammkundschaft
ausbleibt kann das Restaurant seine Fixkosten nicht mehr decken und
muss deswegen schließen. Das reduziert den Puffer beim gewerblichen
Vermieter der Restaurantfläche, so dass dieser die Miete nicht
senken kann und sich niemand neues ansiedeln kann, so dass der Raum
leer bleibt und der Vermieter pleite geht. Die Bank, bei der die
Immobilienhypothek für den Raum aufgenommen wurde, muss deswegen
einen schwindelerregenden Verlust verkraften, weil die Immobilie
einen herben Wertverlust verzeichnen musste, da ein Gebäude ohne
Mieter keine Einnahmen erzielt und nur noch Geld frisst.
Das einstmals
wertvolle Geschäft rund um das Restaurant herum ist dann genau gar
nichts mehr wert. Das gilt für das Restaurant selbst, wie auch für
die Gewerbeimmobilie, da der Eigentümer auch ohne Pächter weiterhin
Grundsteuern, örtliche Gebühren und Unterhalt bezahlen muss.
Die fallenden
Dominosteine lösen einen inversen Vermögenseffekt aus, ein Thema,
auf das Gordon Long und ich in einem neuen Podcast A Reverse Wealth
Effect? (41:52) eingehen. Der Sachverhalt ist deshalb wichtig, weil
der Vermögenseffekt - der psychologische Zustand der Euphorie, der
entsteht, wenn das eigene Vermögen stetig an Wert gewinnt - ein
zentraler Treiber des Konsums ist, seitdem die Federal Reserve die
Volkswirtschaft ab den späten 1990er Jahren in ein „blasenbasiertes
Wirtschaftssystem“ umgewandelt hat.
So lange wir uns
wohlhabender fühlen, weil unser Vermögen steigt, dann wird es immer
wahrscheinlicher, dass wir diesen neu gewonnenen Reichtum weiter
ausbauen, indem wir uns Geld leihen, um unserem Bedürfnis nach
unwichtigen Gütern und Dienstleistungen nachzukommen. Da die FED
seit langem die Zinssätze unterdrückt, führte dies zum Eindruck
sinkender Kosten für eine Kreditaufnahme für ein Eigenheim oder den
Kauf eines neuen Autos, was vor allem im Vergleich zu
Vermögenszuwächsen auf Basis steigender Vermögenswerte der Fall
ist.
Während sich dieser
Vermögenseffekt zwar auch umkehren kann, so müssen die Schulden
trotzdem bezahlt werden. Der Vermögenseffekt ist flüchtig, die
Schuldenzahlungen dagegen bleiben.
Der derzeitige
geldpolitische Wahnwitz besteht darin, dass die FED jeden mit
kostenlosem Geld aus der Klemme helfen kann. Aber wir müssen uns vor
Augen halten, was die Geldpolitik nicht kann:
- Sie kann die von ihrer Politik ausgelöste beispiellose Vermögensungleichheit nicht umkehren, die uns mittlerweile nahe an den Zusammenbruch gebracht hat.
- Sie kann die Menschen nicht dazu bringen, die mit der Gründung neuer Unternehmen verbundenen Risiken und Stress auf sich zu nehmen.
- Sie kann Arbeitgeber nicht dazu zwingen, mehr Mitarbeiter einzustellen.
- Sie kann unprofitable Unternehmen nicht rentabel machen.
- Sie kann die Menschen nicht zum Verkauf von Vermögenswerten unter Wert zwingen.
- Sie kann zahlungsunfähige Unternehmen und Kommunalverwaltungen nicht zahlungsfähig machen.
- Sie kann die Menschen nicht dazu bringen, ihre Priorität des Geldsparens umkehren und das nicht einmal über negative Zinsen, so dass die Geldbevorratung Geld kostet.
- Sie kann nicht die Kostenstruktur der gesamten Wirtschaft senken.
- Sie kann die finanziellen Abhängigkeiten im Finanzsystem nicht voneinander entkoppeln, was überhaupt erst das Risiko entstehen lässt, dass es zum beschriebenen Dominoeffekt kommt.
- Sie kann die Menschen nicht davon abhalten, ihre Vermögenswerte zu verkaufen.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass Zentralbanken den inversen Vermögenseffekt
nicht aufhalten können. Wir stehen vor der größten aller
Depressionen und es gibt kein Entrinnen. Die Folge wird sein, dass
der Phantomreichtum aus den Vermögensblasen entweder vollständig
verschwinden wird, oder aber alternativ wird die Kaufkraft der
Fiatwährungen verschwinden. Beide Wege führen zum gleichen Ziel:
Dem systemischen Kollaps.