14. Juni 2020

Die größte aller Depressionen steht bevor und warum wir ihr nicht mehr entkommen können


Wie die Zentralbanken die Welt sehen (Bildquelle)


Wir treten gerade in die Größte aller Depressionen ein und es gibt kein Entrinnen.


Charles Hugh Smith: Über Wirtschaftsdepressionen und den inversen Wohlstandseffekt


In meinen letzten Beiträgen habe ich im Detail erklärt, warum die Größte aller Depressionen nicht mehr aufzuhalten ist. Im folgenden möchte ich die einzelnen Punkte so knapp zusammenfassen, wie es nur geht:

1. Die Kostenstruktur der Weltwirtschaft wurde infolge der Zentralbankpolitiken weltweit in fataler Weise verzerrt, da sie zur Bildung von Vermögensblasen führte, während die Zinssätze auf quasi Null abgesenkt wurden.

2. Seit dem Beginn der aktuellen Ära in der Globalisierung/Finanzialisierung der Welt um das Jahr 2000 herum stagnieren oder erodieren die Arbeitseinkommen.

3. Die Preise steigen immer weiter, so dass der Verdienst zum Halten des Lebensstandards nicht mehr ausreicht und daher zur Bewältigung laufender Kosten zusätzliches Geld geliehen werden muss. Dies gilt für alle Sektoren: Privathaushalte, Unternehmen und Staatswesen.

4. Infolgedessen wird das gesamte Einkommen verzehrt, da die Zinsen und das aufzubringende Kapital für die steigenden Schulden jede Sparmöglichkeit zunichte machen. Das System hat jegliche Puffer verloren.

5. Den Prozess kann man sich als Dominoreihe vorstellen. Sobald der erste Dominostein fällt, dann kippen automatisch auch alle nachfolgende Steine.

Ein Beispiel: Ein Arbeiter wird entlassen und kann es sich den Besuch im Lieblingsrestaurant nicht mehr leisten. Weil die Stammkundschaft ausbleibt kann das Restaurant seine Fixkosten nicht mehr decken und muss deswegen schließen. Das reduziert den Puffer beim gewerblichen Vermieter der Restaurantfläche, so dass dieser die Miete nicht senken kann und sich niemand neues ansiedeln kann, so dass der Raum leer bleibt und der Vermieter pleite geht. Die Bank, bei der die Immobilienhypothek für den Raum aufgenommen wurde, muss deswegen einen schwindelerregenden Verlust verkraften, weil die Immobilie einen herben Wertverlust verzeichnen musste, da ein Gebäude ohne Mieter keine Einnahmen erzielt und nur noch Geld frisst.

Das einstmals wertvolle Geschäft rund um das Restaurant herum ist dann genau gar nichts mehr wert. Das gilt für das Restaurant selbst, wie auch für die Gewerbeimmobilie, da der Eigentümer auch ohne Pächter weiterhin Grundsteuern, örtliche Gebühren und Unterhalt bezahlen muss.

Die fallenden Dominosteine lösen einen inversen Vermögenseffekt aus, ein Thema, auf das Gordon Long und ich in einem neuen Podcast A Reverse Wealth Effect? (41:52) eingehen. Der Sachverhalt ist deshalb wichtig, weil der Vermögenseffekt - der psychologische Zustand der Euphorie, der entsteht, wenn das eigene Vermögen stetig an Wert gewinnt - ein zentraler Treiber des Konsums ist, seitdem die Federal Reserve die Volkswirtschaft ab den späten 1990er Jahren in ein „blasenbasiertes Wirtschaftssystem“ umgewandelt hat.

So lange wir uns wohlhabender fühlen, weil unser Vermögen steigt, dann wird es immer wahrscheinlicher, dass wir diesen neu gewonnenen Reichtum weiter ausbauen, indem wir uns Geld leihen, um unserem Bedürfnis nach unwichtigen Gütern und Dienstleistungen nachzukommen. Da die FED seit langem die Zinssätze unterdrückt, führte dies zum Eindruck sinkender Kosten für eine Kreditaufnahme für ein Eigenheim oder den Kauf eines neuen Autos, was vor allem im Vergleich zu Vermögenszuwächsen auf Basis steigender Vermögenswerte der Fall ist.

Während sich dieser Vermögenseffekt zwar auch umkehren kann, so müssen die Schulden trotzdem bezahlt werden. Der Vermögenseffekt ist flüchtig, die Schuldenzahlungen dagegen bleiben.

Der derzeitige geldpolitische Wahnwitz besteht darin, dass die FED jeden mit kostenlosem Geld aus der Klemme helfen kann. Aber wir müssen uns vor Augen halten, was die Geldpolitik nicht kann:

  • Sie kann die von ihrer Politik ausgelöste beispiellose Vermögensungleichheit nicht umkehren, die uns mittlerweile nahe an den Zusammenbruch gebracht hat.
  • Sie kann die Menschen nicht dazu bringen, die mit der Gründung neuer Unternehmen verbundenen Risiken und Stress auf sich zu nehmen.
  • Sie kann Arbeitgeber nicht dazu zwingen, mehr Mitarbeiter einzustellen.
  • Sie kann unprofitable Unternehmen nicht rentabel machen.
  • Sie kann die Menschen nicht zum Verkauf von Vermögenswerten unter Wert zwingen.
  • Sie kann zahlungsunfähige Unternehmen und Kommunalverwaltungen nicht zahlungsfähig machen.
  • Sie kann die Menschen nicht dazu bringen, ihre Priorität des Geldsparens umkehren und das nicht einmal über negative Zinsen, so dass die Geldbevorratung Geld kostet.
  • Sie kann nicht die Kostenstruktur der gesamten Wirtschaft senken.
  • Sie kann die finanziellen Abhängigkeiten im Finanzsystem nicht voneinander entkoppeln, was überhaupt erst das Risiko entstehen lässt, dass es zum beschriebenen Dominoeffekt kommt.
  • Sie kann die Menschen nicht davon abhalten, ihre Vermögenswerte zu verkaufen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Zentralbanken den inversen Vermögenseffekt nicht aufhalten können. Wir stehen vor der größten aller Depressionen und es gibt kein Entrinnen. Die Folge wird sein, dass der Phantomreichtum aus den Vermögensblasen entweder vollständig verschwinden wird, oder aber alternativ wird die Kaufkraft der Fiatwährungen verschwinden. Beide Wege führen zum gleichen Ziel: Dem systemischen Kollaps.


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