Ob es in Washington hinterher auch so pitoresk zugehen wird? (Bildquelle 1,2) |
Manche munkeln, dass es die politische Linke in den USA ist, die in voller Absicht im Windschatten der Coronakrise eine epochale Wirtschaftskrise heraufbeschwört, damit der amtierende Präsident Donald Trump im Herbst nicht wiedergewählt wird. Ob dem so ist, oder nicht, das Ergebnis scheint festzustehen: Die USA bewegen sich in hoher Geschwindigkeit in eine Krise hinein, wie sie das Land seit der Großen Depression nicht erlebt hat und da die Krise zunehmen rassisch aufgeladen ist, könnte das kommende selbst die schlimmsten Krisenzeiten des 20. Jahrhunderts übertreffen.
Michael Snyder: Mit dem Zusammenbruch der US-Wirtschaft wird es noch viel mehr Unruhen, Plünderungen und zivile Unruhen geben
Was wir auf den
Straßen von Minneapolis erlebt haben, ist erst der Anfang. Unsere
Nation ist zu tief gespalten, während ein großer Teil der
Bevölkerung ihren den Glauben an die grundlegenden Institutionen
unserer Gesellschaft verloren haben. Persönlich verstehe ich nicht,
wie jemand das Video von George Floyd ansehen kann, ohne dabei eine
emotionale Reaktion zu zeigen. Polizeibrutalität ist in den
Vereinigten Staaten seit vielen Jahren ein massives Problem, so dass
heute ein Gutteil des Landes kein Vertrauen mehr in die Polizei hat.
Natürlich sind die Randalierer nicht gerade hilfreich, indem sie
ausgerechnet das niederbrennen, die sie zu verteidigen vorgeben. Doch
nachdem sie am Mittwochabend so viel Chaos verursacht hatten,
bevölkerten
die Demonstranten am Donnerstag schon wieder in den Straßen von
Minneapolis:
„Die Proteste und
in einigen Fällen auch die Gewalt setzten sich am Donnerstag nach
dem Tod von George Floyd fort, einem Schwarzen, der in
Polizeigewahrsam starb, nachdem ein weißer Beamter ihn mit dem Knie
am Hals zu Boden gedrückt hatte.
Hunderte von
Demonstranten überfluteten am Donnerstagabend die Straßen von
Minneapolis für einen Marsch durch die Innenstadt. Der Verkehr wurde
angehalten, als sich eine Menschenmenge über bis zu vier Straßen
ergoss. Die Demonstranten riefen ‚Ich bekomme keine Luft‘ und
‚Keine Gerechtigkeit, kein Frieden; zieht die Polizei zur
Rechenschaft‘, während Freiwillige bunten Westen den Verkehr
lenkten.“
Leider war das nur
eine kleine Vorschau auf das, was in den großen Städten in ganz
Amerika auf uns zukommen wird. Denn wer glaubt, dass diese aufgrund
von Polizeibrutalität ausgebrochenen Unruhen heftig sind, der muss
nur erst warten, bis die von der Wirtschaftskrise verursachten
Unruhen beginnen.
Wir bewegen uns auf
eine Zeit zu, die zig Millionen Amerikaner immer weiter in die
Verzweiflung treiben wird, während wir noch tiefer in eine neue
wirtschaftliche Depression absinken werden. Am Donnerstag erfuhren
wir, dass in der vergangenen Woche weitere
2,1 Millionen Menschen in den USA Erstanträge auf
Arbeitslosenunterstützung gestellt haben:
„Die Zahl der
Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung belief sich in der
vergangenen Woche auf 2,1 Millionen Personen. Es handelt sich dabei
um den niedrigsten Stand seit Beginn der Coronakrise, wenngleich
alles darauf hindeutet, dass noch immer eine historisch hohe Zahl von
Menschen keinen Arbeitsplatz hat.
Die von Dow Jones
befragten Ökonomen kamen 2,05 Millionen Personen. Die Gesamtzahl
jedoch enthält zusätzlich weitere 323.000 neue Arbeitslose
gegenüber den in der Vorwoche, so dass insgesamt 2,438 Millionen
Personen frisch arbeitslos sind.“
Es handelte sich um
die zehnte Woche in Folge, in der die Zahl der neuen Anträge auf
Arbeitslosenunterstützung jenseits der zwei Millionen Marke lag. Vor
dem aktuellen Jahr lag die höchste jemals für eine Woche gemessene
im Jahr 1982 bei 695.000 Anträgen. Selbst nach so vielen
katastrophalen Wochen in Folge befinden wir uns also immer noch auf
einem Niveau, das etwa dreimal so hoch ist wie dieser alte Rekord.
Insgesamt haben in
den letzten zehn Wochen 40,8 Millionen Personen in den USA einen
Antrag auf Arbeitslosenunterstützung gestellt. Das ist mit Abstand
der größte Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Geschichte der
Vereinigten Staaten, was bedeutet, dass bereits mehr als ein Viertel
aller Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten vernichtet wurde.
Bislang wurden die
Auswirkungen dieser großflächigen Arbeitsplatzvernichtung durch die
äußerst großzügigen Arbeitslosenzahlungen in Höhe von 600 Dollar
pro Woche abgefedert, die von der Bundesregierung ausgezahlt wurden,
allerdings
laufen diese Leistungen bis Ende Juli aus:
„Gegenwärtig
können viele von ihnen zusätzlich zur normalen
Arbeitslosenunterstützung der einzelnen Bundesstaaten wöchentlich
600 Dollar Arbeitslosenunterstützung von der Bundesregierung in
Anspruch nehmen. Diese Leistung wird jedoch Ende Juli auslaufen,
sollte der Kongress nicht ein weiteres Konjunkturpaket zur
Verlängerung der Leistungen verabschieden.“
Wenn diese
Leistungen nicht verlängert werden, dann werden wir ein massives und
landesweites Aufstöhnen erleben, und im Moment planen Präsident
Trump und die republikanische Führungsriege im Senat nicht, die
Hilfszahlungen noch einmal zu verlängern.
Es wird sich zeigen,
was dann passiert. Die Gefahr aber besteht darin, dass dutzene
Millionen arbeitslose Amerikaner urplötzlich ihrer Wut Ausdruck
verleihen, sollten sie nicht mehr in der Lage sein, ihre Rechnungen
zu bezahlen.
Gleichzeitig kommen
mit jedem weiteren Tag immer mehr schlechte Wirtschaftsnachrichten
herein. Soeben haben wir erfahren, dass die Nachfrage für langlebige
Güter im letzten Monat im Jahresvergleich um 19,4
Prozent zurückgegangen ist, und auch, dass die Hausverkäufe im
April im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres um 34,6
Prozent eingebrochen sind.
Wie
ich gestern erwähnt habe, entfaltet sich vor unseren Augen
gerade ein umfassender wirtschaftlicher Zusammenbruch, und die
Tatsache, dass viele US-Bundesstaaten die Quarantänemaßnahmen
wieder zurückfahren wird die bereits entstandene Dynamik nicht
aufhalten können.
In den ersten Wochen
der Pandemie gab es nur ein Rinnsal von größeren Konkursen,
inzwischen aber ist dieses Rinnsal zu
einer ausgewachsenen Flut angewachsen:
„In den ersten
Wochen der Pandemie war es nur ein Rinnsal: Unternehmen wie die
Fluggesellschaft Ravn Air aus Alaska gingen in Konkurs, nachdem der
Reiseverkehr zum Erliegen kam und sich der Markt auflöste.
Allerdings verschärfte sich über die Wochen die durch die
Betriebsschließungen hervorgerufene finanzielle Notlage bei vielen
Unternehmen weiter und lässt US-Unternehmen inzwischen reihenweise
pleite gehen.
Alleine im Mai
beantragten rund 27 Unternehmen mit Verbindlichkeiten in Höhe von
mindestens 50 Millionen US-Dollar den gerichtlichen Gläubigerschutz
- die höchste Zahl seit der Finanzkrise 2007/08. Die betroffenen
Unternehmen umfassen bekannte amerikanische Traditionsunternehmen wie
J.C. Penney Co. oder die J. Crew Group genauso, wie die
Fluggesellschaft Latam Airlines Group oder die Avianca Holdings,
deren Geschäft sich aufgrund des Ausbleibens von Reisetätigkeiten
in Luft aufgelöst hat.“
Ebenso schließen
Einzelhandelsgeschäfte ihre Pforten für immer in einer
Geschwindigkeit, wie es in der Geschichte zuvor noch nie geschehen
ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt
geht man bei Coresight Research davon aus, dass bis zum Ende
dieses Kalenderjahres etwa 25.000 Geschäfte dauerhaft schließen
werden:
„Coresight
Research, das die Neueröffnungen und Schließungen im Einzelhandel
verfolgt, hat seine für 2020 prognostizierten Ladenschließungen von
8.000 am Anfang des Jahres zunächst Anfang März auf 15.000 und
jetzt noch einmal auf etwa 25.000 erhöht.
‚Das ist etwas
völlig neues, so etwas hat die Branche noch nie erlebt‘, so
Deborah Weinswig die Chefin von Coresight Research. ‚Vor allem die
Geschwindigkeit, mit der alles abläuft, überrascht uns.‘“
In den „guten
Jahren“ hat sich in ganz Amerika so viel Wut angestaut, so dass
diese neue wirtschaftliche Depression die Dinge noch viel, viel
schlimmer machen wird. Sobald keine Arbeitsplätze mehr zur Verfügung
stehen und die Menschen nicht einmal die Grundversorgung ihrer
Familien sicherstellen können, werden wir Frustration in einem nie
dagewesenen Ausmaß erleben.
Man sollte
aufmerksam zur Kenntnis nehmen, was gerade auf den Straßen von
Minneapolis passiert, denn bald schon könnte es in all unseren
Großstädten ähnlich zugehen.