Auch diese Ziegelsteine wurden mit E-Geld bezahlt (Bildquelle) |
Vor drei Jahren schaffte die indische Regierung unter Narendra Modi überraschend das Bargeld ab. Die Inder sollten alle ab sofort mit Karte bezahlen und sämtliche Transaktionen elektronisch abwickeln. Das sorgte für sehr viel Unmut und Friktionen, da das staatliche Indien ein Augiasstall der Überregulierung und Korruption darstellt, gegen den selbst Italien ein Musterland der effizienten Staatskunst ist. Niemand kommt ohne den informellen Sektor aus, so dass dessen rabiate Austrocknung zu erheblichen Problemen führen musste. Getroffen hat dies wie üblich vor allem die Kleinen, denen im Namen des Kampfes gegen die Korruption der Großen von heute auf morgen die Existenz entzogen wurde.
The Print: Drei Jahre nach der Bargeldabschaffung stellt eine Umfrage fest, dass die Menschen immer noch Bargeld bevorzugen
Drei Jahre, nachdem
die Regierung von Narendra Modi 500 und 1.000 Rupien Banknoten
verboten hat ergab eine Internetumfrage, dass „während digitale
Transaktionen zwar von Jahr zu Jahr zunehmen, eine große Anzahl von
Menschen immer noch Barzahlungen gegenüber digitalen Transaktionen
bevorzugt“.
Die Umfrage des
Sozialen Netzwerks LocalCircles für zivilgesellschaftliche
Zusammenarbeit hatte zum Ergebnis, dass die Gesamtnutzung von Bargeld
als primäre Transaktionsform seit 2018 auf der einen Seite um 30
Prozent zurückgegangen ist, auf der anderen Seite aber der Anteil an
Menschen, die Immobilien in bar kaufen in diesem Jahr von 50 Prozent
auf 57 Prozent gestiegen sei.
Die am Freitag
veröffentlichte Umfrage ergab auch – ganz entgegen des Kalküls
der Modi Regierung – dass es der neu eingeführte „2000
Rupienschein den Menschen erleichtert hat, Bargeld auf Lager zu
halten“.
Die „Verwendung
von Bargeld in der indischen Wirtschaft scheint nicht zu sinken“,
da nur 12 Prozent der Befragten auf Barzahlungen verzichten, heißt
es in der Umfrage.
Insgesamt hahmen
über 50.000 Personen aus mehr als 200 Distrikten im ganzen Land an
der Umfrage teil.
21% meinen, dass mit dem Bargeldverbot Schwarzmarktzahlungen reduziert wurden
Die Umfrage fällt
auf einen Zeitpunkt, in dem Indien einer sich abschwächenden
Konjunktur konfrontiert ist, was teilweise auf die Auswirkungen der
gleichzeitigen Bargeldabschaffung und der Einführung der Waren- und
Dienstleistungssteuer zurückzuführen ist.
Dennoch gaben 42
Prozent der Befragten auf die Frage, was ihrer Meinung nach der
größte Nutzen der Bargeldabschaffung sei an, „dass eine große
Zahl von Steuerhinterziehern in die Fänge des Fiskus gerieten“. Es
waren 21 Prozent, die sagten, dass die Bargeldabschaffung das
Schwarzgeld in der Wirtschaft reduziert hätte, während 12 Prozent
darüber hinaus meinten, dass damit der Umsatz an direkten Steuern
erhöht werden kann.
Lediglich 25 Prozent
der Befragten waren der Meinung, dass die Bargeldabschaffung
überhaupt keinen Nutzen brachte.
Auf die Frage nach
den negativen Auswirkungen antworteten 32%, dass es „für viele
selbstständige Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor einem
Verdienstausfall gleichkam und 2% sagten, dass es zu einer merklichen
Migrationsbewegung von Arbeitern in die Dörfer kam. 33% gaben an,
dass die bedeutendste negative Auswirkung der Bargeldabschaffung in
der wirtschaftlichen Verlangsamung besteht, während 28% der Meinung
sind, dass die Bargeldabschaffung keine negativen Auswirkungen
hatte“, so die Umfrage.
Elf Prozent wünschen sich, dass auch der 2.000 Rupienschein verboten wird
Auf die Frage,
welche Maßnahmen die Regierung ergreifen sollte, um den indischen
Schwarzmarkt weiter zu reduzieren empfahlen 29 Prozent der Befragten,
das Eigentum an Immobilien zwingend mit Aadhaar, der zentralen
indischen Personendatenbank zu verknüpfen, elf Prozent würden auch
den 2.000 Rupienschein „sofort“ verbieten, und fünf Prozent
empfehlen der Regierung, auf sämtliche Banktransaktionen über
10.000 Rupien eine 2-prozentige Steuer zu erheben.
Darüber hinaus
„sagten sechs Prozent, dass alle Personen mit einem Schweizer
Bankkonto einer eingehenden Prüfung unterzogen werden sollten. 42%
sagten, dass die Offenlegung aller Vermögenswerte aller Minister und
Regierungsangestellten und ihrer Familienangehörigen obligatorisch
gemacht werden sollte“, wie es in der Studie heißt.