11. Oktober 2019

Doppelmoralines Seedshirt zensiert mein „FCKU GRTA“ Motiv: Kritik und Häme für die heilige Greta Thunberg ist offenbar haram


Das passiert sonst nur bei "FCKU Mhmmd"


Das Markenrecht, dein Freund und Zensurhelfer



In einem Anflug von Zorn und Kreativität habe ich vor zwei Wochen ein tagesaktuelles Motiv gebastelt. Anstelle des üblichen zwischen zwei rote Balken eingerahmte „FCK NZS“ oder „FCK AFD“ habe ich es gewagt, die Buchstabenkombination „FCKU GRTA“ zwischen zwei rote Balken zu setzen und das ganze zu einem Motiv verwurstet. Bei dem deutschen Seedshirt (nicht beim amerikanischen Spreadshirt!) habe ich daraufhin jeweils ein T-Shirt, eine Tasse und eine Tragetasche damit verziert und zum Verkauf angeboten.

Ganz offensichtlich bin ich damit aber über das Ziel hinaus geschossen. Denn nach knapp zwei Wochen (und Null Verkäufen, leider) kam man bei Seedshirt zum Schluss, dass ich mit dem Motiv gegen ihre AGB verstoße. Die Produkte mit dem Motiv wurden daraufhin sofort aus dem Programm genommen. Auf eine Anfrage, warum die Produkte herausgenommen wurden bekam ich zeitnah die Antwort, wonach ich gleich zwei ihrer Regeln verletzt habe. Die erste besteht darin, dass mein Motiv zu nahe dran ist am geschützten Markenlogo der amerikanischen Rapper von Run-DMC, während sich mein Motiv zweitens „in beleidigender Form gegen eine dritte Person“ richtet.

Seedshirts Begründung


Verweis auf das Markenrecht mehr eine faule Ausrede denn substanziell



Man könnte nun zum Schluss kommen, dass es sich hier insbesondere beim ersten Einwand gegen das Motiv um eine legitime Ablehnung handeln könnte. Tatsächlich ist das Motiv nahe dran am Logo von Run-DMC, wenngleich es bekanntlich zahllose Kopien dessen mit anderen Buchstaben im Umlauf sind und wohl kaum jemand dafür einen Obolus an die Rapper abgibt. 

Das Run-DMC Logo (Bildschirmfoto)
 
Dazu verwende ich bei meinem Motiv auch eine andere Schriftart (Franklin Gothic Heavy versus DeaVu Sans), ein anderes Rot ( #F70000 versus #E52520) und andere Proportionen. Dazu besteht mein Motiv aus zwei Mal vier und nicht zwei mal drei Buchstaben im Unterschied zu den üblichen Verballhornungen des Logos und enthält sogar zwei Vokale.


Keine Ahnung, worum es sich bei DRS handelt (Bildquelle)

Möglicherweise, das wäre durchaus legitim, ist man bei Seedshirt einfach nur wesentlich vorsichtiger bei derartigen Markenrechtsfragen als etwa beim Platzhirsch Spreadshirt. Dort gibt es ganz offenbar erheblich weniger Bedenken vor einem möglichen Auftreten der sicherlich gut bezahlten Anwälte der Veteranen unter den Old-School Rappern. Insgesamt finden sich mit Hilfe der internen Suchmaschine von Spreadshirt zahlreiche Motive, die überaus eng am Original dran liegen.

Die Bildvorlage wurde leicht optimiert (Bildquelle)

Allerdings zeigt das Stöbern mit Hilfe der Bildersuchmaschine, wie wenig Angst man auch bei Seedshirt ansonsten vor der markenrechtlichen Macht von Run-DMC hat. Das demonstriert dieses Motiv, das sich im Angebotsfundus des T-Shirt Druckers findet: „FCK SXSM“ - und ja, eingerahmt werden die Konsonanten oben und unten jeweils von einem roten Balken.

Die Kampagne wurde beendet... wegen des Markenrechts oder doch weil die Nachfrage ausblieb? (Bildschirmfoto)

Wer nun denkt, dass es sich dabei um einen Ausrutscher handelt und es Seedshirt womöglich einfach nur übersehen hat, der sei hingewiesen auf „FCK PTA“ und natürlich auch den Klassiker „FCK AFD“. Die Farbgestaltung des letzteren weicht zwar leicht ab von der Run-DMC Vorlage, aber auch deren Logo gibt es in den unterschiedlichsten Farbkombinationen.


Schon seltsam: Beide Kampagnen sind noch immer aktiv (Bildschirmfotos 1,2)


Einmal keine zehn Minuten und dann wieder zehn Tage



Besonders auffällig bei der Entscheidung gegen mein Motiv aus markenrechtlichen Gründen ist auch, dass ich bereits davor einmal Bekanntschaft machen durfte mit der Markenrechtsabteilung von Seedshirt. 

Denn neben den bislang nicht beanstandeten „Lügenpresse“ Motiven in meinem Shop, bei denen sich die Buchstaben zusammensetzen aus den Schriftzügen verschiedener deutscher Mainstream Medien, hatte ich ein weiteres Motiv im Angebot, bei dem die Schriftzüge ausgeschrieben sind, sie aber so angeordnet sind, dass sich daraus das Wort „Lügenpresse“ ergibt.

Abgelehnt weil Markenrecht und trotz "Creative Commons"


Es dauerte tatsächlich keine zehn Minuten, bis dieses Motiv abgelehnt wurde, nachdem ich mein Angebot dazu erstellt hatte. Auch damals habe ich nachgefragt woran es lag, wobei ich verwiesen wurde auf die Markenrechte. Das hielt ich für nachvollziehbar und habe es akzeptiert, auch wenn sämtliche Logos in der Bing Bildersuche auch mit der Einschränkung der Lizenz als „Creative Commons“ erscheinen, so dass sie laut Bing „kostenlos geändert, freigegeben und kommerziell verwendet werden“ dürfen.

Gelernt habe ich daraus dreierlei. Erstens, bei Seedshirt ist man erpicht auf das Vermeiden von Markenschutzklagen – was ich völlig verstehe. Zweitens, bei Seedshirt achtet man dezidiert auf etwaige Verstöße dagegen und greift sofort ein – was völlig nachvollziehbar ist. Und drittens, Seedshirt reagiert quasi in Echtzeit darauf - was ich überaus beeindruckend finde. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das abgelehnte „Lügenpresse“ Motiv überhaupt den Weg in meinem Shop fand, oder ob es davor schon rausgefiltert wurde.

Daraus folgt die Frage: Warum hat es dieses Mal so lange gedauert? Der zeitliche Abstand in Relation zur ersten derartigen Erfahrung lässt ein deutliches Gefühl der Ausrede zurück, die den wahren – politischen – Grund für die Ablehnung des Motivs verbergen soll.



Wer oder was ist überhaupt GRTA?



Auch der zweite Grund für die Ablehnung meines Motivs in Form der vermeintlich beleidigenden Äußerung gegen eine dritte Person ist nur ein fadenscheiniger. Denn wer oder was ist dieses „GRTA“? Das Sprüchespiel mit den Konsonanten ist genau dazu gedacht, dass es nur genau so viel aussagt wie Phantasie benötigt, um den Rest von selbst auszufüllen, um dem ganzen die entsprechende (oder eine ganz andere) Bedeutung zukommen zu lassen. Das ist bei „FCK“ genau das selbe wie bei „FCKU“, wobei das FCK bekanntlich auch für den 1. FC Kaiserslautern stehen kann. 

Ob „GRTA“, „NZS“, „SXSM“ oder „GLND“ – sie alle sagen dem Betrachter alles, wenngleich sie rein faktisch rein gar nichts sagen. Auch hier zeigt sich wieder, dass man bei Spreadshirt offenbar weniger Hemmungen hat mit dem Zulassen von Motiven, auf denen „in beleidigender Form gegen eine dritte Person“ gehetzt wird. Jedenfalls ist das in Ordnung, so lange die Person der AfD angehört, was im übrigen auch das Bewerben krimineller Handlungen umfasst.



Die Vorlage wurde ebenso leicht optimiert (Bildschirmfoto)

Fest steht, GRTA ist weder Greta Thunberg, noch wird damit eine bestimmte Person angesprochen. Rein auf das faktische bezogen spricht es nicht einmal eine irgendwie geartete „Greta“ an. Genauso gut könnte „Gruta“ gemeint sein, ein Dorf in Polen dessen beeindruckendste Sehenswürdigkeit die Bushaltestelle darstellt, welche die Einwohner des Dorfes täglich zur Flucht einlädt.

Die Bushaltestelle von Gruta (Bildquelle)

Ein Fall politische Zensur vermummt im hässlichen Kleidchen des Privatrechts



Darf ein Anbieter zensieren? Ist es legal, wenn ein Anbieter seine AGB in unterschiedlicher Weise auf Kunden anwendet? Kann ein Anbieter etwas in ein Motiv hinein interpretieren, das da faktisch nicht ist? Was passiert, wenn ein Anbieter zu Unrecht auf seine AGB verweist, wenn er einen Kunden oder dessen Produkte ausschließen will?

Grundsätzlich habe ich sehr viel Verständnis für die Existenz derartiger Dinge wie einer AGB, dem Markenrecht und der Souveränität eines Unternehmers über seine Angebotspalette, wie auch darüber, welche Kunden ein Unternehmen akzeptiert und welche nicht. Denn auch ich möchte nicht auf meinem Blog Inhalte veröffentlichen müssen, die mir nicht in den Kram passen.

Dann aber gibt es eben auch das Recht. Also jenes Recht, nach dem wir alle leben und das uns alle gleich behandelt, und das nicht in beliebiger Weise angewandt werden darf, sondern nur dann, wenn jemand gegen dessen Inhalt verstößt. Gäbe es das nicht, dann gäbe es kein Recht mehr. Weder für mich, noch für Seedshirt und auch nicht für Run-DMC und deren Logo.

Wie ich oben darlege verstößt Seedshirt mit der Ablehnung meines „FCKU GRTA“ Motivs gegen sein eigenes Recht. Die Druckerei wendet ihre eigenen Regeln selektiv an und sie agiert basierend auf subjektiven Eindrücken und nicht basierend auf Fakten. Mit anderen Worten: Seedshirt zensiert und zwar nach der politischen Präferenz und nicht infolge rechtsstaatlicher Zwänge.

Ob sich eine Klage lohnen würde bezweifle ich stark. Aber eventuell sollte ich die Anwälte der beiden Labels Profile und Arista/BMG als derzeitige Rechteinhaber von Run-DMC kontaktieren und sie auf die illegale Verwendung des Logos durch Seedshirt hinweisen.

Das würde dann aber vermutlich ebenso enden, wie das Beenden der blamabel offenen Beleidigung von Polizisten in Konsonantenform. Sei dies in Form des unsäglichen "ACAB" oder wie im Folgenden kurz und bündig im Stile von - wem sonst - Run-DMC. Denn ja, zumindest die folgende Konsonantenkombo scheint legal zu sein - obwohl wir alle wissen, was sie aussagt.

(Bildschirmfoto)

Fazit der Übung: Ich bekomme Lust auf die Gestaltung eines neuen Motivs: "FCKU SDSHRT"!