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Gerade vorhin war ich mal wieder einkaufen in einem DM Drogeriemarkt. Gewohnt bin ich als Mann deren Orientierung an eine überwiegend weibliche Kundschaft, und so war ich auch dieses Mal der einzige Mann unter einem dutzend Frauen zwischen den Regalen, zwei davon sogar mit Kind. So lange ich bekomme was ich will ist mir das egal. Dann aber fiel mir etwas neues auf, das ich bislang noch nie dort sah und es ließ mich kurz innehalten: Bei DM kann man - oder eher frau - neuerdings Vibratoren kaufen. Ja, richtig gelesen, Vibratoren im Sinne von Sexspielzeug. Ein Kommentar dazu.
Über die Sexualisierung unserer Gesellschaft
Sexualisiert ist unsere Öffentlichkeit schon lange. So ein bisschen macht das auch gar nichts aus, schauen wir doch alle gerne hübschen Frauen im Bikini dabei zu, wie sie von Autos bis Abfalleimer Produkte aller Art bewerben. Ab Ende der 90er Jahre jedoch setzte allmählich eine Steigerung ein mit übermäßig sexualisierten Fernsehserien, die nicht mehr verstohlen und jenseits der Augen von Kindern im Nachtprogramm zu sehen waren, sondern schon im Abendprogramm über die Mattscheibe flimmerten.
Bestes Beispiel dafür ist die Frauenserie Sex and the City, in der sich vier Frauen direkt nach der Tagesschau fröhlich über ihre Erfahrungen mit Felatio und a tergo austauschten. Meinem Eindruck nach war alleine diese Serie dafür verantwortlich, dass es in kurzer Zeit zu einem massiven Leistungsanstieg bei Frauen im horizontalen Bereich kam. Auch wenn ich mir die Serie nur ein einziges Mal für fünf Minuten angesehen habe, länger konnte ich den Müll nicht aushalten, sie hatte also auch gewisse Vorzüge für den „gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt“, um es vornehm auszudrücken.
Leider kam man in etwa zur selben Zeit in der Musikindustrie auf eine ganz ähnliche Idee. So kompensierte sie die wegen illegaler Downloads wegbrechenden Umsätze mit Hilfe von Sex als Werbemittel für ihre audiovisuellen Massenprodukte. MTV und andere Musiksender wurden fortan ganztags zu Proto-Pornosendern, so dass inzwischen auch die Kleinen verstörend gut mithalten können beim Präsentieren der Korpulationstechnik. Das ist eine klare Grenzüberschreitung, aber immerhin, lange Zeit spielte sich diese Entwicklung mit dem Wohnzimmer noch immer im Privaten ab.
Ähnliches gilt auch für den heute allgegenwärtigen Pornokonsum über das Internet, mit dem die völlige Sexualisierung auch in die deutschen Kinderzimmer einkehrte, wenngleich sich erneut eine Steigerung gegenüber dem Sex im Jugend-TV abzeichnete. Denn die wenigsten Eltern haben wirklich einen Überblick darüber, was sich ihre Kinder unter der Bettdecke mit dem Smartphone alles herunterladen.
Spätrömische Dekadenz zwischen Wattestäbchen und Zahnpasta
Es hat etwas gedauert, nun aber schickt sich auch die DM Drogeriemarktkette an, das neue Normal - also die allgemeine Sexualisierung von der Krippe bis zum Grab - mit marktwirtschaftlichem Leben zu füllen.
In einem Land…
- in dem Transen Schülern beibringen, wie man über seine Geschlechtsidentität verwirrt sein kann, auch wenn man noch gar keine hat
- in dem frisch in die Pubertät eingetretenen Jugendlichen der Kondomführerschein abgenommen und Dildoanleitung ins Gemüt eingeführt wird
- in dem die Grüne Jugend die Avancen ihrer erwachsenen Parteifreund*innen verschmäht und die Sexualität lieber in der eigenen Familie lebt
- und in dem die Barmer Ersatzkasse bei Einschlafproblemen das Maturbieren empfiehlt
… da ist es eine völlig logische Konsequenz, dass auch Supermärkte und Drogerieketten in den Reigen mit einstimmen und versuchen, mit dem neuen sexuellen Status Quo gutes Geld zu verdienen.
So kam ich heute im DM Markt auf der Suche nach meinen Sachen an einem Regal vorbei, ich meine es war jenes, bei dem links die Kontaktlinisen stehen und rechts das Badesalz, in dem zwischendrin schön von einem Papptrenner eingerahmt Kondome angeboten werden und dort mittig in der Höhe – also dem besten, weil prominentesten aller Verkaufsplätze – große Schachteln standen, die mich stutzen ließen. Da stand nämlich gleich eine ganze Batterie an Vibratoren der Marke Amorelie!
Für 25 Euro ist man schon dabei, wenn man neben dem Nachfüllpack Wattestäbchen zufällig noch einen „Heimtrainer für den Beckenboden“ benötigt. Oder vielleicht auch einen Pack mit Liebeskugeln, falls das Abführmittel zwei Regalreihen weiter nicht so recht funktionieren will.
Ich frage mich, was soll das?
Kann das nicht vielleicht auf Fachgeschäfte oder besser noch das Internet beschränkt bleiben? Müssen Kunden denn unbedingt wirklich bei jeder Gelegenheit auf die sexuelle Intimsphäre andere Menschen hingewiesen werden?
Und wie läuft das dann mit der Kundenberatung? Weiß die Frau Hintertupfinger vom Regaleinräumteam jetzt auch darüber Bescheid, oder muss sie für eine Beratung extra die Filialleiterin ausrufen lassen?
Und nicht zuletzt, gibt es eigentlich eine Altersbeschränkung zum Kauf dieser Geräte? Oder läuft das so wie bei E-Zigaretten, wo man Zehnjährigen die Sucht schmackhaft macht mit Geschmacksrichtungen von Cola bis Waldmeister?
Auch als Mann, der sicherlich nicht angesprochen wird vom Ambiente der DM Drogeriekette, hätte ich da ein paar Fragen. Denn auch Männer haben bekanntlich Muskeln im Bereich des Beckenbodens. Heißt das nun, dass ich dahingehend demnächst dann im Baumarkt bedient werde? So, zwischen Bohrmaschine und Schraubenzieher? Vielleicht eine aufblasbare Brigitte, die mich beim Stoßen dazu animiert meine Harnmuskeln zu stärken, oder möglicherweise das Modell Melanie mit eingebauter Prostatauntersuchung?
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich will das alles nicht. Ich will nicht, dass wir die persönliche Intimsphäre auf die allgemeine Öffentlichkeit ausdehnen!
Alles hat seinen Ort und alles hat seine Zeit
Es mag den ein oder anderen Leser überraschen, aber ich bin kein rechtskonservativer Brocken, sondern ziemlich liberal.
Mich stört Bikiniwerbung nicht, weil es wenigstens ein Stück weit über die vermüllte, verkackte und verlotterte Öffentlichkeit hinwegstrahlt.
Mich stören Latexgeschäfte und Sexshops nicht, genauso wie mir Puffs über drei Stockwerke mitsamt Flatrate für Stammkunden sonst wo vorbeigehen, und auch irgendwelche Anschaffstraßen sind mir egal, wo man fürs Geschäft bequem im eigenen Auto bleiben kann. Denn sie dienen alle dem primären Zweck der Ableitung von Samenstau. Geschieht das nicht, dann bekommen Männer Frust und dann hat die jeweilige Gesellschaft ein viel größeres Problem, als sie es hat mit acht tschechischen Bordsteinschwalben, die unter den zu kurz gekommenen in der Gegend eine Runde Gonorrhö verbreiten.
Mich stört auch das Sexprogramm spät Abends im TV nicht. Denn auch Rentner verdienen ab und an den Anblick von glatter, nackter Haut, zumal es noch immer zu viele von ihnen gibt, die nicht mit dem Internet zurecht kommen und nie damit zurechtkommen werden.
Genauso wenig stören mich Internetpornos, und dass sie von Minderjährigen angesehen werden können. Denn nein, ich finde das alles andere als gut, aber jeder Versuch dies zu ändern würde entweder in einem nutzlosen Kostengrab enden, oder aber in einer Verbotsdystopie, wie wir sie bislang zum Glück nur aus der Fiktion kennen.
Und auch Drogen dürften meinetwegen gerne legalisiert werden - und zwar ausnahmslos alle. Nicht, dass ich dann welche nehmen wollte, aber die Dealer würden dann nicht nur endlich exorbitante Steuern entrichten wie jeder ehrliche Mitmensch, sondern es würde auch jeden einzelnen Idioten im Land auf Dauer sedieren. Ruhe vor dem Aufstand der Dummen ist der Silberstreif am Horizont des legalen Heroins!
Nur, all das hat seinen Ort und all das hat seine Zeit.
Ich will nicht die Infrastruktur benutzen müssen mit der Angst im Hinterkopf, dass der Sicherheitsverantwortliche unter Drogen steht. Ich will nicht, dass sich die Spielstraßen des Landes spätestens mit dem Feierabendverkehr in Straßenstriche oder sogenannte „Dealerzonen“ verwandeln. Ebenso wenig will ich, dass wir Freiheit mit Faulheit verwechseln und sexuellen Spaß mit gesellschaftlicher Pflicht. Vor allem aber will ich im Alltag während der wohl asexuellsten aller Betätigungen nicht permanent an die Orgasmen fremder Menschen erinnert werden!
Daher: Bitte nehmt diesen Scheiß wieder aus dem Programm, liebe Verantwortliche des DM, und verbannt ihn dahin, wo er hingehört: In den digitalen Versandhandel für „Spezialbedarf mit neutraler Versandpackung“.