18. August 2019

Jemen greift mit hochentwickelten Drohnen saudisches Ölfeld an und beendet damit de facto den Krieg gegen das Land


(Bildquelle)

Es scheint, als würde gerade der Stellvertreterkrieg im Jemen zu Ende gehen, bei dem sich der Iran und Saudi-Arabien (und die USA und Israel) gegenüberstehen. Der Grund dafür liegt im Einsatz von iranischen Langstreckendrohnen, die unentdeckt vom Radar tief in das saudische Territorium eindringen können, und damit die saudische Lebensader aus Öl bedrohen. Das kostspielige Abenteuer im Jemen könnte für Riad daher noch extrem viel teurer werden und so ist ein Verhandlungsfrieden mit Konzessionen für die iranische Seite wahrscheinlich.



Moon of Alabama: Angriff mit Langstreckendrohnen auf saudisches Ölfeld beendet Krieg im Jemen




Saudi-Arabien hat heute endlich den Krieg gegen den Jemen verloren. Es hat keine Möglichkeiten zur Verteidigung gegen neue Waffen, die von den jemenitischen Houthis erworben wurden. Gleichzeitig werden mit den neuen Waffen die wirtschaftlichen Lebensadern der Saudis bedroht. Das war heute der entscheidende Angriff:

„Mit Drohnen griffen die jemenitischen Houthis am Samstag ein riesiges Öl- und Gasfeld tief in der sich Wüste Saudi-Arabiens an. Dabei verursachten sie beim zweiten Angriff auf die wichtige Energieindustrie des Landes einen Schaden, der von saudischer Seite als ‘begrenztes Feuer‘ bezeichnet wurde.

Die saudische Bekanntgabe des Angriffs auf das Ölfeld kam Stunden nach der Veröffentlichung eines Videos durch Yahia Sarie, den Sprecher des Houthi Militärs, in dem gezeigt wird, wie die Rebellen zehn mit Bomben beladene Drohnen starteten, um in ihrer ‚bislang größten Operation‘ einen Angriff gegen Saudi-Arabien zu fliegen. Der Sprecher kündigte gleichzeitig weitere derartige Angriffe an.“

Jemens Interpretation einer V1 (Bildquelle)

Der Angriff kann als ein Schachmattzug gegen die Saudis bezeichnet werden. Der Zielort des Angriffs Shaybah lag in etwa 1.200 Kilometer Houthi kontrollierten Gebiet entfernt, wobei es in näherer Entfernung zahlreiche weitere Ziele gibt mit einer noch größeren wirtschaftlichen Bedeutung:

„Die Entfernung des Feldes in Shaybah vom Rebellenterritorium im Jemen zeigt die Reichweite der neuen Drohnen. UN-Ermittler meinen, dass die in den letzten Monaten von der saudisch angeführten Koalition im Jemen aufgefundenen UAV-X-Drohnen der Houthis wahrscheinlich sogar über eine Reichweite von bis zu 1.500 Kilometern (930 Meilen) verfügen. Damit liegen zahlreiche saudische Ölfelder, ein im Bau befindliches emiratisches Kernkraftwerk und Dubais internationales Drehkreuz für den Flugverkehr in deren Reichweite.

Analysten gehen davon aus, dass die Houthi Drohnen im Gegensatz zu hochentwickelten Drohnen, die von Piloten per Satellitensteuerung geflogen werden, wahrscheinlich auf einen bestimmten Längen- und Breitengrad programmiert werden und nach Verlassen der direkten Funkreichweite nicht mehr kontrolliert werden können. Dabei sind die von den Houthis verwendeten Drohnen nur schwer zu erkennen auf dem Radar und können daher kaum von der saudischen Patriot-Raketenabwehr oder anderen Truppenteilen angegriffen werden.“

Der Angriff zeigt eindrucksvoll, dass von nun an die wichtigsten Vermögenswerte der Saudis in Gefahr sind. Diese wirtschaftliche Bedrohung kann damit zum Haushaltsdefizit des Landes von sieben Prozent hinzugezählt werden, das der IWF für Saudi-Arabien prognostiziert. Sollte es weiterhin zu saudischen Luftangriffen gegen Stellungen der Houthi kommen, dann muss das Land mit sehr hohen Kosten rechnen, die sogar die Lebensfähigkeit des saudischen Staates insgesamt gefährden könnten. Die Houthi haben es damit geschafft, den saudischen Kronprinz Mohammad bin Salman in die Ecke zu drängen und sind nun in der Lage, Forderungen stellen zu können.

Bei den von den Houthi verwendeten Drohnen und Raketen handelt es sich um Kopien iranischer Typen, die im Jemen mit Hilfe von Experten der libanesischen Hisbollah produziert wurden. Vor vier Tagen besuchte darüber hinaus eine Houthi Delegation den Iran. Während des Besuchs des Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei gab er zum ersten Mal öffentlich zu, dass die Houthi die Unterstützung des Iran haben:

„‚Ich erkläre dem Widerstand der gläubigen Männer und Frauen im Jemen meine Unterstützung [..] Das jemenitische Volk[..] wird eine starke Regierung etablieren können‘, zitierte das Staatsfernsehen Khamenei, als sich dieser mit dem Verhandlungsführer der Houthi-Bewegung Mohammed Abdul-Salam traf.

Khamenei, der zum ersten Mal in Teheran offizielle Gespräche mit einem hochrangigen Vertreter der Houthi führte forderte auch ‚einen starken Widerstand gegen die Absichten Saudi-Arabiens, den Jemen aufzuspalten‘, so die halboffizielle Nachrichtenagentur Fars.

‚Die Schaffung eines vereinten und kohärenten Jemen mit souveräner Integrität sollte gefördert werden. Angesichts der religiösen und ethnischen Vielfalt im Jemen erfordert der Schutz der Integrität des Jemen einen internen Dialog‘, sagte Khamenei wie das Fernsehen berichtete.“

Der Besuch in Teheran bewies, dass die Houthi keine isolierte Bewegung ohne jegliche Anerkennung mehr sind:

„Offizielle aus dem Iran, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien sowie der jemenitischen Houthi-Ansarullah-Bewegung tauschten sich über eine politische Lösung des langwierigen Krieges auf der Arabischen Halbinsel aus.

Das Treffen fand am Samstag im iranischen Außenministerium in Teheran statt, an dem Delegationen aus dem Iran, Ansarullah und den vier europäischen Ländern teilnahmen.

Die an dem Treffen teilnehmenden Delegierten erläuterten die Ansichten ihrer jeweiligen Regierungen zu den Entwicklungen im Jemen, einschließlich der politischen und militärischen Entwicklungen sowie der humanitären Situation im Land.
[..]
Die Delegierten betonten die Notwendigkeit einer sofortigen Beendigung des Krieges und vertraten die Meinung, dass die Krise nur auf politischem Weg endgültig gelöst werden kann.“

Man beachte die schiere Größe des Teppichs! (Bildquelle)

Der Krieg gegen den Jemen, den Saudi-Arabien im März 2015 begann, erwies sich bald schon als nicht zu gewinnen. Jetzt ist definitiv klar, dass er verloren ist. Weder die USA noch die Europäer werden den Saudis zu Hilfe eilen. Es gibt keine technologischen Mittel, um sich angemessen vor solchen Angriffen zu schützen. Der arme Jemen schaffte es, das reiche Saudi-Arabien zu besiegen.

Die saudische Seite wird sich auf politische Friedensverhandlungen einlassen müssen. Die jemenitische Forderung nach Reparationszahlungen wird die Saudis sicherlich schmerzen. Allerdings werden keine andere Wahl haben als den Houthis entgegenzukommen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate waren klug genug und zogensich in den letzten Monaten sukzessive aus dem Jemen zurück. Ihr Kriegsziel war es, die Kontrolle über den Hafen von Aden zu erlangen. Mit einem Bündnis mit den südjemenischen Separatisten, die heute die Stadt kontrollieren, konnten sie ihr Kriegsziel erreichen. Wie lange sie aber daran festhalten können, falls sich Khamenei gegen eine Teilung des Jemen sperrt bleibt abzuwarten.

Dabei geht die Bedeutung des heutigen Angriffs weit über das Ende des Krieges hinaus. Die iranische Lieferung von Drohnen mit einer Reichweite von 1.500 Kilometern an seine Verbündeten im Jemen bedeutet nämlich auch, dass Irans Verbündete im Libanon, in Syrien und im Irak sehr wahrscheinlich ebenfalls Zugang zu diesen Waffen haben.

Israel und die Türkei werden dies in ihren Planungen berücksichtigen müssen. Ebenso müssen die USA künftig besser auf ihre Militärbasen am Persischen Golf und in Afghanistan aufpassen. Es zeigt sich, dass der Iran nicht nur ballistische Raketen verfügt, um dort anzugreifen, vielmehr zeigt sich nun auch, dass die Drohnen des Landes weitgehend immun sind gegen amerikanische Abwehrraketen und Luftabwehrsysteme. Lediglich die Emirate verfügen dank ihrer russischen Pantsir S-1 Luftverteidigungssysteme, die auf deutschen MAN-LKW-Chassis(!) montiert sind, über eine gewisse Abwehrmöglichkeit gegen diese Drohnen.

Unten Deutsch, oben Russisch, im Führerhaus Arabisch (Bildquelle)

Es war der Einsatz von heimlichen Drohnen durch die USA gegen den Iran, die es dem Land erlaubte eine davon abzufangen, um sie zu analysieren und zu klonen. Gleichzeitig ist das umfangreiche Drohnenprogramm des Iran komplett indigen und existiert schon sehr lange, konnte aber stark profitieren von dem ungewollten Technologietransfer durch die USA.

So war es, dass infolge aller Kriege, die von den USA und ihren Verbündeten im Nahen und Mittleren Osten geführt wurden – also gegen Afghanistan (2001), Irak (2003), Libanon (2006), Syrien (2011), Irak (2014) und Jemen (2015) – der Iran und seine Verbündeten dank der Erbeutung von Material als ungewollter Nebeneffekt unbeabsichtigt immer stärker wurden.

Daraus lassen sich Lehren ziehen. Jedoch ist zweifelhaft, ob die Borg in Washington DC in der Lage sein werden, die Lektion zu lernen.


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