15. August 2019

Asien brodelt, Europa wackelt und die USA stehen bereit für eine globale Kapitalflucht, in deren Folge es zu einer Neugestaltung des Weltwährungssystems kommen muss


Vorschau auf 2020 (Bildquelle)

Der Krisendynamo nimmt weiter an Fahrt auf. Die Weltwirtschaft dreht sich in Richtung Rezession, die Banken haben immer größere Probleme, ihre Verbindlichkeiten zu decken und gleichzeitig finden in Hongkong, Moskau und Frankreich große Proteste statt. In den Führungsetagen geht die Angst um, und anstelle die Probleme anzupacken schaut man lieber weg oder wirft noch mehr Geld auf den Schwelbrand. Als einziges großes Land herrscht in den USA eine relative Stabilität. Dies trotz oder vielleicht wegen Präsident Trump. Sollte Panik ausbrechen, dann könnte das Kapital der Welt auf einen Schlag dorthin fliehen und eine Kernschmelze der Weltwirtschaft epochalen Ausmaßes nach sich ziehen.



Martin Armstrong: Krise voraus




Die Welt erlebt gerade eine Art von voll ausgewachsener Midlife-Crisis, wobei einige auch meinen, dass es sich um eine Krise kurz vor dem Ende des Lebens handelt. Ich bin gerade im Ausland, und ich muss sagen, die Welt wird einfach verrückt. Manchmal fühle ich mich eher wie ein Psychiater, der den Leuten versichern muss, dass alles wieder gut wird. Sowohl in Europa als auch Asien erleben sie gerade ein paar sehr schlechte Tage.

In Asien wird befürchtet, dass China in Hongkong intervenieren wird. Die Demonstranten in Hongkong scheinen sich von Chinas kaum verschleierter Drohung eines Militäreinsatzes nicht abschrecken zu lassen. Sollte Peking jedoch tatsächlich Truppen schicken, dann würde das Land sehr einen hohen Preis dafür zahlen. Trump hat erklärt, dass er die Situation in Hongkong als eine interne Angelegenheit Chinas erachtet, wohingegen Mitch McConnell, der republikanische Fraktionsführer im Kongress, die Ansicht vertritt, dass Sanktionen angemessen wären. Im chinesischen Internet sind Filmaufnahmen aufgetaucht mit Kolonnen von gepanzerten Fahrzeugen, die sich in Richtung Süden bewegen und in der Stadt Shenzhen zusammengezogen werden. Die Videos scheinen darauf hinzudeuten, dass es sich dabei um Chinas bewaffnete Volkspolizei handelt, einer schwer bewaffneten paramilitärische Einheit, die sich an der Grenze zu Hongkong auf einen Einsatz vorbereitet.

In Asien besteht die große Sorge, dass der Einsatz der Truppen in Hongkong eine umfassende Vertrauenskrise in ganz Asien auslösen könnte, und damit zu einem Preisverfall des Yuan und möglicherweise sogar zu einem Bruch der Bindung des Hongkongdollar an den US-Dollar.

Zur gleichen Zeit in der alten Welt scheint die EU mehr darauf bedacht zu sein, ihre Macht zu bewahren, als rationalen wirtschaftspolitischen Erwägungen Raum zu geben. In ihrer Blindheit scheint es, als würden sie alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um die europäische Wirtschaft unter dieser verrückten Idee der Föderalisierung Europas zu begraben, und in jener für die EU typischen Weise des halb-schwanger Seins, in der die einzelnen Mitgliedsstaaten in einer unmöglichen Situation gehalten werden, so dass es völlig unmöglich ist, zu produktiven gemeinsamen Lösungen zu kommen.

Darüber hinaus warf der ehemalige britische Finanzminister Philip Hammond dem neuen Premierminister Boris Johnson vor, die Chance auf ein neues Brexit Abkommen zunichte zu machen, indem er der EU Forderungen stellt, die diese nie akzeptieren könnte. Hammond scheint in der Angelegenheit mehr auf der Seite Brüssels zu stehen, als auf der seines eigenen Landes. Er meinte, dass ein Brexit ohne Folgeabkommen einen „Verrat“ am Referendumsergebnis von 2016 wäre, wobei er versprach, dass das britische Parlament „seiner Stimme Gehör verschaffen würde“, und fügte hinzu, dass ein Brexit ohne Abkommen „nicht passieren darf“.

Außer Frage, dass im Fall eines Brexit ohne Folgeabkommen Deutschland der größte Verlierer sein wird, während an zweiter Stelle Irland folgen würde, wo man an der Grenze zu Nordirland definitiv keine EU-Version der Berliner Mauer haben will. Über 50 % des britischen Außenhandels findet jenseits der EU statt, so dass ein Brexit ohne Abkommen bei weitem vorteilhafter für Großbritannien wäre, da es dann in der Lage sein wird Handel mit dem Rest der Welt zu treiben, ohne dass sich Frankreich darin einmischen kann.

Angesichts des Chaos in Asien und Europa stellen die USA damit noch immer den sicheren Hafen für die Welt dar. Sollte in einer der beiden Regionen Panik ausbrechen, dann könnte es den Dollar in Rekordhöhen treiben, was die Welt zu Verhandlungen zwingen würde, das globale Währungssystem neu aufzusetzen. Die Alternative dazu bestünde letztlich nur in Krieg und in der Errichtung hoher Mauern, um die Hoheit im eigenen Land zu erhalten.

Das Problem mit dem gegenwärtigen Zusammenbruch des Sozialismus besteht darin, dass jene Versprechen an die Bevölkerung nicht gehalten werden können, die es zum Machterhalt der Eliten und des Status Quo benötigt. Die Pensionskrise wird definitiv explodieren, da - falls wir überhaupt so weit kommen sollten - weltweit bis 2032 exorbitante Verbindlichkeiten in Höhe von 400 Billionen Dollar entstanden sein werden, und zwar völlig ohne Kapitaldeckung.


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