Wenn das Smartphone den Weg bestimmt... |
Dank der Erfindung des Halbleiters und seiner industriellen Herstellung konnte die technologische Entwicklung innerhalb von nur zwei Generationen einen Sprung machen, der größer war als die technologische Entwicklung davor, beginnend mit der Nutzbarmachung des Feuers. Das brachte ungeahnten Wohlstand, aber es überwältigte die Menschheit auch, die den damit verknüpften, nie dagewesenen Grad an persönlicher Freiheit mit einer neuen Bequemlichkeit feiert, der sie letzten Endes in die umfassende Abhängigkeit und damit Sklaverei führen könnte.
Alt-Market: Über unsere technologische Abhängigkeit und das Ende der Freiheit
Technologie kann
sich sehr positiv, aber auch negativ auf den wahren menschlichen
Fortschritt auswirken, und wenn ich „Fortschritt“ sage, dann
meine ich nicht Fortschritte in der Welt der Maschinen, sondern
Fortschritte in der Welt der Menschen, denn das eine führt nicht
unbedingt zum anderen.
Erstens erkenne ich
voll und ganz an, dass jeder, der es wagt, technologische
Innovationen zu kritisieren das Risiko eingeht, als „Spinner“
oder „ewiggestrig“ bezeichnet zu werden, als ein Überbleibsel
einer längst vergangenen Zeit. Diese Einstellung ist jedoch
ignorant. Sie basiert auf der Annahme, dass unser Weg als Spezies
einer der stetigen Verbesserung ist, wenn wir nur immer wie Gläubige
dem Pfad der technologischen Innovation folgen. Denn was ist, wenn
sich diese Annahme als völlig falsch entpuppt? Was wäre, wenn wir
uns mit immer mehr Technologie immer weiter zurückentwickeln anstatt
uns zu verbessern?
Hier geht es nicht
darum, um das Rad, den Verbrennungsmotor oder den programmierbaren
Computer zu kritisieren - ich mag all diese Dinge. Was mir allerdings
nicht gefällt ist jene Zukunft, die ich vor uns sehe, falls die
Menschheit sich dazu entscheidet, seinen Maschinen ein menschliches
Anlitz zu geben und ihnen die Aufgabe von Pflegern zuweist. Denn dann
würden wir sehr bald schon unsere Fähigkeit verlieren, für uns
selbst zu sorgen. Abhängigkeit ist der Grundstein der Sklaverei, und
unsere Zivilisation wird immer abhängiger.
In meinem bisherigen
Leben hatte ich das Glück unter dem Schmerz zu leiden, den das
digitale Zeitalter mit sich bringt. Ich habe die Entwicklung des
Heimcomputers, die Geburt des Internets, die Verbreitung der
Mobilfunktechnologie und nun die Verbreitung von „künstlicher
Intelligenz“ und 5G miterlebt. Ich habe auch den Zerfall der
gesamten Millennialgeneration miterlebt und wie sich bei ihnen das
Gefühl von Nutzlosigkeit und Verzweiflung breit gemacht hat, weil
sie völlig ohne praktische Fertigkeiten und auch ohne
Überlebensfähigkeiten in die völlige Abhängigkeit der digitalen
Technologie gerieten, und zwar einschließlich der Illusionen von
Freundschaft und Intimität. Ich habe die Degeneration Amerikas
miterlebt.
Die Gegenargumente
dafür können unterschiedlich ausfallen. Einige mögen einwenden,
dass unsere Gesellschaft einfach bequemer und komfortabler geworden
ist, und das ist eine gute Sache. Andere werden behaupten, dass
Skeptiker wie ich Angst vor den sozialen Veränderungen haben, die
mit der Globalisierung einhergehen, die mit dem digitalen Zeitalter
einhergeht. Nochmals andere werden anführen, dass Zentralisierung
und Abhängigkeit „natürliche“ Erweiterungen der Evolution des
Menschen seien; dass sie unvermeidlich ist, und wir es deshalb
akzeptieren und annehmen sollten.
Das sind auch die
klassischen Argumente von Futuristen, einer Subkultur ideologischer
Eiferer, die glauben, dass alle alten Ideen und Lebensweisen als
veraltet behandelt und verworfen werden müssen, um Platz für alle
neuen Ideen und Lebensweisen zu schaffen. Deren Vorstellungswelt
beruht auf der Voraussetzung, dass alle neuen Ideen eine automatische
Verbesserung darstellen; dass jede neue Generation der vorherigen
überlegen ist, da sie angeblich Zugang zu mehr Wissen haben und
somit weiser sind. Aber Wissen ist nicht dasselbe wie Weisheit und es
wird oft missbraucht, um damit auf gesellschaftlicher Ebene brutale
und verachtenswerte Ziele zu erreichen.
Was die Futuristen
nie zugeben würden ist, dass es nur sehr wenige neue Ideen auf der
Welt gibt. Die allermeisten Ideen sind alt und sie wurden lediglich
recycelt, aufbereitet und frisch lackiert, um anders und wie etwas
Neues auszusehen. Im großen Blick auf die Geschichte ist die Idee
der Freiheit eine sehr alte, ihre soziale Anwendung im großen Stil
aber ist etwas ganz Neues. Selbiges gilt für die Idee der
Zentralisierung, sei es durch Gewalt, Manipulation oder
technologische Einklemmung, die kaum ein revolutionäres Konzept
darstellt. Tatsächlich ist die älteste aller Philosophien.
Die aktuellen
Entwicklungen deuten auf eine rapide Zentralisierung hin, wobei die
Erfahrung sagt, dass es sich dabei um keinen natürlichen Fortschritt
handelt, sondern um die Folge einer bewussten Agenda elitärer
Gruppen, die ihre Macht für Jahrhunderte absichern wollen. Das
Aufkommen vieler neuartiger Technologien ist nicht unbedingt das
Problem dabei, vielmehr es ist die Art und Weise, wie diese
Technologien in unserer Gesellschaft angewendet werden, da sie so
gerichtet sind, dass sie die Massen infantilisieren.
Aber schauen wir uns
am besten einige Beispiele für diese Entwicklung an.
Kommunikationsüberlastung
Die
Mobilfunktechnologie und das Internet haben die Welt fundamental
verändert. Mit einem internetfähigen Computer in der Tasche können
Sie immer mit anderen kommunizieren, Sie werden sich selten
verlaufen, und Sie können sogar überall, wo Sie sind alles auf
Videos aufzeichnen – Es ist eine sehr effiziente und effektive
Methode zur Schaffung von Erinnerungen. Man kann kaum abschätzen,
wie viel Zeit diese Technologie jedem Menschen brachte, oder wie
viele Leben sie gerettet hat. Aber sie hat auch eine dunkle Seite.
Erstens, die
durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne in den westlichen Ländern
hat sich seit 2002 auf weniger als die des Goldfisches verkürzt; und
zwar genau zu der Zeit, als die Nutzung von Mobiltelefon und Internet
zu explodieren begann. Laut Umfragen verbringt die durchschnittliche
Person heute jetzt bis zu vier Stunden am Tag nur damit, auf das
Handy zu schauen, und in Kombination mit der täglichen Nutzung der
Sozialen Medien im Internet kann man davon ausgehen, dass diese Zahl
noch weit darüber liegt. Tatsächlich verbringen Erwachsene heute
täglich etwa elf Stunden mit der Interaktion unterschiedlicher
Mediengeräte. Es ist also der größte Teil des wachen Lebens, das
jeder mit dem Herumklicken in den Untiefen von Kommunikations-,
Informations- und Unterhaltungsquellen verbringt.
Weltweit werden die
Menschen mit dem direkten Zugang zu dieser Technologie effektiv zu
Zombies gemacht und sie scheinen es nicht zu bemerken. Die
Übersättigung mimt Informationen und die Sofortgratifikation lösen
eine Oxytocin- und Dopaminreaktion im menschlichen Gehirn aus, die
quasi jener neurochemischen Reaktion dessen entspricht, wenn wir
normal sozialisieren. Es gibt Beweise dafür, dass die Intensität
der menschlichen Interaktion viel mit dem Grad an Freude zu tun hat,
den wir über die daraus gewonnene Dopaminausschüttung erhalten.
Interaktionen in den Sozialen Medien sind zwar ein schlechter
Indikator für die Qualität von wirklichen Beziehungen. Allerdings
erzeugen die Sozialen Meiden einen nahezu konstanten Fluss an
Dopamin, auch wenn dieser schwächer und weniger bedeutend ist als
bei echten Interaktionen. Dies hat zu einer neuen Form der Sucht
geführt, die vielleicht invasiver ist als jede existierende
chemische Droge.
Die Interaktion mit
anderen Menschen ohne Soziale Medien oder die Sofortgratifikation ist
heute quasi undenkbar geworden, die reale Welt jedoc funktioniert
nicht nach den individuellen Launen, und so beginnen immer mehr
Menschen, ihre Zeit nutzlos zu vergeuden, wenn sie einmal
abgeschnitten sind vom großen Netz; sie werden ungeduldig und
aufmüpfig, wie kleine Kinder. Wenn sie dazu gezwungen sind, das
„Lebensnotwendige“ zu erledigen, die für ein funktionales Leben
wichtig sind, dann reagieren sie selbstgefällig und mit Frust. Sie
vermeiden Pausen oder die stillen Momente im Leben, sie weigern sich,
über Erfahrungen nachzudenken und sie denken nicht über die tiefere
Bedeutung hinter jenen Ereignissen nach, über die sie sich jeden Tag
mit ihren Apps informieren. Ihnen stünden sämtliche Werkzeuge und
Quellen zur Verfügung, aber sie haben keine Ahnung darüber, wie sie
die Ergebnisse daraus aufnehmen und kritisch verarbeiten können.
Das Einladen von Beobachtern in die eigenen vier Wände
Die Menschen begehen
viele Dummheiten im Namen der Bequemlichkeit, einschließlich der
Öffnung ihrer Häuser und Wohnungen für die totale Überwachung und
Tyrannei unter dem Deckmantel des bequemeren Lebens. Auch wenn jedes
Smartphone schon jetzt eine Kombination aus einem Abhörgerät, einem
Videoüberwachungsgerät und einem Ortungsgerät Taschenformat ist,
auf das Staaten und Unternehmen jederzeit zugreifen können, so ist
damit noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Zukunft der
Technologie besteht in einem vollständig vernetzten Zuhause, in dem
alles digital ist und in dem alles mit dem „Internet der Dinge“
verbunden ist.
In letzter Zeit kam
es zu einigen Kontroversen mit der Alexa Technologie von Amazon, bei
dem es sich im Wesentlichen um ein großes und hochauflösendes
Abhörgerät handelt, für das die Nutzer mit ihrem eigenen Geld
bezahlen, und das sie überdies freiwillig mitten in ihren Häusern
platzieren. Amazon wurde mehrfach dabei erwischt, wie es riesige
Datenmengen aus seinem Alexa Netzwerk sammelte, einschließlich der
Aufzeichnung von Kundengesprächen, zu denen Mitarbeiter bei Amazon
und sogar der Staat Zugriff haben.
Aber das ist ein
Beispiel unter vielen, zumal es ein offensichtliches ist. Man muss
sich aber einmal ausmalen, was es bedeutet, wenn alle Haushaltsgeräte
mit dem Internet verbunden wären. Es hätte zur Folge, dass der
Staat den täglichen Stromverbrauch wie auch die Gerätenutzung
aushorchen kann; das bedeutet, dass sie wissen würden, wann genau
man zu Hause ist und was jeder zu jederzeit macht. Oberflächlich mag
das nicht wie eine große Sache erscheinen, vor allem dann, wenn es
der Mentalität des „ich habe nichts zu verbergen“ betrachtet, In
einer Welt jedoch, in der im Namen des Klimaschutzes und unter der
Behauptung einer angeblichen globalen Erwärmung versucht wird, bei
allen Menschen jeden Aspekt des Lebens zu diktieren, da könnte der
elektrische Hausverbrauch eines Tages zu einem echten Problem werden.
Ganz zu schweigen davon, dass wer sich aus Bequemlichkeit zu Hause
alle Geräte mit einer Sprachaktivierung ausstattet, der gibt jedes
einzelne gesprochene Wort zur staatlichen Überprüfung frei.
Geht man von da aus
noch einen Schritt weiter, dann erreicht man eine Gesellschaft, in
der digitale Verbindungen zwingend erforderlich sind, um überhaupt
leben zu können. Kryptowährungen und die Blockchain Technologie
bilden die Grundlage für ein bargeldloses Wirtschaftssystem, in dem
die Privatsphäre im Handel zu einer längst vergessenen Erinnerung
verkommen wird. Jede Transaktion kann verfolgt,
kontrolliert und überwacht werden. Und während Krypto der
Öffentlichkeit als „Dezentralisierung“ verkauft wird, so ist es
in Wirklichkeit noch zentraler als das Konzept der Fiatwährungen, da
der gesamte Handel mit ihm durch ein von Staat und Unternehmen
dominiertes Internet fließen und alles dabei erfasst werden muss,
damit die Wertübertragung vonstatten gehen kann. Es verwundert
nicht, dass viele Innovationen in dem Bereich von Menschen
vorangetrieben werden, die eng mit staatlichen Überwachungsbehörden
wie der NSA verbunden sind, während die physische Infrastruktur von
globalistischen Unternehmen wie JP Morgan und Goldman Sachs errichtet
wird.
Die Privatsphäre
ist eine unabdingbare Grundlage der Freiheit. Jede Tyrannei versucht
zunächst, die Privatsphäre aufzulösen und private soziale Räume
zu bekämpfen. Das Argument dazu, dass „wer nichts zu verbergen
hat, der hat nichts zu befürchten“, ist schlichtweg dumm. Staaten
werden geführt von fehlbaren Menschen, die oft korrupt oder
psychopathisch sind, und keiner von ihnen verfügt über jene
Objektivität und Weisheit, die notwendig wären, um die privaten
Handlungen und Gespräche von Millionen von Menschen zu überwachen,
um sie dann neutral und objektiv zu beurteilen. Politiker und
Bürokraten sind die am wenigsten qualifizierten von allen, und doch
geben wir ihnen die meiste Macht. Wir lassen sie unser Leben
überwachen, und das alleine im Namen der technologischen
Bequemlichkeit.
Künstliche Intelligenz und Automatisierung
Wenn es um
Technologie geht, dann steht meist die Massenüberwachung im
Mittelpunkt. Allerdings gibt es eine Sache, die mich noch mehr
beschäftigt – es die Automatisierung. Es gibt viele
Handlangerarbeiten auf der Welt, die früher oder später von
Industrie und Robotik ersetzt werden. Es gibt aber auch viele
Arbeiten, für die man etwas gelernt haben muss. Die Frage hierzu
ist, ob wir zum Beispiel wirklich die vollständige Automatisierung
der Lebensmittelproduktion anstreben sollten? Genau das ist
jedenfalls das Ziel von Unternehmen, und es könnte unsere Fähigkeit
zerstören, in Zukunft unsere Bedürfnisse zu befriedigen, falls wir
ohne die permanente und professionelle Anwendung des dafür
notwendigen Wissens aus unserem sozialen Gedächtnis entfernen.
Die Fähigkeit,
Lebensmittel anzubauen und Lebensmittel zu ernten, sowie Saatgut für
zukünftige Ernten zu sammeln ist ein wesentlicher Bestandteil des
menschlichen Überlebens. Das Konzept der Jagd und des Sammelns ist
so weit vom Alltag des Durchschnittsmenschen entfernt, dass es fast
eine verlorene Kunstform ist. Noch aber wir haben nicht das gesamte
Wissen über die Nahrungsmittelproduktion verloren. Was ich jedoch
fürchte ist eine Zukunft, in der das gesamte Wissen darüber
verloren gehen könnte, falls der derzeitige Weg der technologischen
Zentralisierung weitergeht.
Stellen Sie sich
eine Welt vor, in der fast jeder permanent eine stehende Verbindung
zu seinen Mediengeräten hat, so dass die Geräte den Charakter von
erweiterten Körperteile annehmen. Stellen Sie sich eine Gesellschaft
vor, in der jeder Mensch von einer Unzahl von Daten umhüllt ist, die
ihn vollständig beschäftigt hält, so dass er der materiellen Welt
um ihn herum keine Aufmerksamkeit mehr schenkt, während quasi alle
Interaktionen über den Mittelsmann des Internets erfolgen. Stellen
Sie sich Menschen vor, die so infantilisiert sind, dass sie nicht
mehr wissen, wie sie etwas ohne jeglichen Input von außen erledigen
können. Wenn sie nicht mehr wissen, wie man Waren produziert, wie
man etwas repariert, wie man Nahrung anbaut oder Wasser findet und wo
alles herkommt. Es gibt die Möglichkeit einer konkreten Zukunft, in
der die gesamte Menschheit vollständig auf die allumfassende
Automatisierung angewiesen ist.
Darin leben alle
vollständig über das Netz – sie werden in das Netz hineingeboren,
so dass wenn man sie aus ihrem Leben der bequemen technologischen
Sklaverei herausholen würde und sie in einen fruchtbaren Wald setzt,
der voll ist mit Nahrung, Wasser und potenziellen Unterkünften,
würden sie immer noch zugrunde gehen. Dieser Zustand ist für viele
Menschen heute schon Realität ist und das Virus der totalen
Abhängigkeit breitet sich aus.
Der technologische
Fortschritt ist dem Menschheit entweder eine Krücke oder er ist ein
Käfig, je nachdem, ob und inwieweit er dem Zweck der Freiheit dient
und der Erhaltung alter Kenntnisse und Fähigkeiten, die über
Generationen weitergegeben werden. Die beiden Pole des
technologischen Fortschritts müssen sich gegenseitig ausgleichen,
ansonsten wird es für die Menschheit in der Sackgasse enden. All
jene, die etwas anderes sagen führen einen nur in die Irre, indem
sie die Freiheit ersetzen durch eine Fantasie.