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Infolge eines Sabotageakts an mehreren Öltankern im Persischen Golf erhöhte sich die diplomatischen Spannungen zwischen den USA, Saudi Arabien und dem Iran. US Kriegsschiffe wurden auf den Weg geschickt und Warnungen zwischen den Konfliktparteien werden ausgetauscht. Viele erwarten einen Krieg zwischen den Kontrahenten oder zumindest eine Verschärfung der internationalen Wirtschaftssanktionen gegen den Iran. Hier ein überaus scharfer Kommentar zur Frage, ob man den Verlautbarungen zum Vorfall glauben kann und wer von einer Intensivierung der Krise profitieren würde.
Strategic Culture Foundation: Wer wirklich von der Sabotage an den Schiffen im arabischen Golf profitiert
Nach dramatischen
und offensichtlich im Vorfeld ausformulierten Warnungen vor
„iranischen Aggressionen“ durch Vertreter der US-Regierung in der
letzten Woche folgte nur kurz darauf – ganz so, als sei es das
Normalste der Welt - ein angeblicher Sabotagezwischenfall in der
Golfregion, in die der Iran verwickelt sein soll.
Unterdessen meint
US-Außenminister Mike Pompeo ohne das Gesicht zu verziehen, dass
sein Land keinen Krieg mit dem Iran will. Im Anbetracht dessen, dass
die amerikanischen Streitkräfte urplötzlich ihre Feuerkraft im
Persischen Golf erhöht haben, um auf angebliche iranische
Verletzungen „zu reagieren“, wirken derartige Kommentare wie
Hohn.
Wie immer
„berichten“ westliche Nachrichtenmedien über den angeblichen
Sabotagezwischenfall als ob die Verlautbarungen dazu alle wahr seien
und sie stützen ihre Informationen dabei voll auf Äußerungen durch
saudische und emiratische Beamte - Quellen, die ein berechtigtes
Interesse daran haben, sich einen Kriegsvorwand gegen den Iran zu
schaffen.
Angesichts der
grotesken und geradezu frechen Lügen, die im vergangenen Jahr vom
saudischen Regime in Bezug auf die Ermordung des Journalisten Jamal
Khashoggi verbreitet wurden, sowie der barbarischen, massenhaften
Hinrichtungen von politischen Dissidenten die dem Mord an Khashoggi
vorausgegangen sind ist es ekelhaft, dass die westlichen Medien nach
wie vor so leichtgläubig sind, um saudischen Behauptungen über den
jüngsten angeblichen Schifffahrtsvorfall Glauben zu schenken.
„Zwei saudische
Öltanker wurden vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate
sabotiert, was eine potenziell ernsthafte Bedrohung für die
Ölversorgung der Welt darstellt“, berichtete etwa der britische
Guardian und führt als Quelle für diese Informationen die
„saudischen Regierung“ an. Was der Guardian ausließ war das
Schlüsselwort „angeblich“, das eigentlich vor das Wort
„Sabotage“ gehört hätte. Hier wird eindeutig vermittelt, dass
der Vorfall böswilliger Natur war. Nicht anders verhielten sich die
meisten anderen westlichen Nachrichtenmedien, die das gleiche
Vertrauen in die offiziellen saudischen und emiratischen Ansprüche
zeigten.
Leider jedoch gaben
saudische und emiratische Beamte bislang keine Details bekannt über
den „erheblichen Schaden“, der an insgesamt vier Tankern
entstanden sein soll.
Das einzige, was wir
über den Vorfall definitiv zu wissen scheinen ist, dass die vier
Schiffe am frühen Sonntagmorgen in der Nähe des Hafens von
Fudschaira in den VAE irgendwie manövrierunfähig gemacht wurden.
Der Ort der Geschehnisse liegt im Golf von Oman und damit außerhalb
des Persischen Golfs, etwa 140 Kilometer südlich der Straße von
Hormuz. Letzteres ist der schmale Durchgang vom Golf von Oman in den
Persischen Golf, durch den täglich bis zu 30 Prozent allen weltweit
transportierten Rohöls gelangen.
Letzte Woche drohte
der Iran erneut damit, seine Hoheitsgewässer in der Straße von
Hormuz zu blockieren, „falls“ die USA einen militärischen
Angriff auf das Land beginnen. Ein solcher Schritt des Iran würde
die Weltwirtschaft aus der erwarteten Krise der Ölmärkte in ein
Chaos stürzen. Es würde zweifellos auch einen totalen Krieg
zwischen den USA und dem Iran auslösen, dem sich amerikanische
regionale Klienten wie Saudi Arabien und Israel anschließen würden,
um die Angriffe auf Teheran zu erleichtern.
Bislang gibt es
bezüglich des jüngsten Schifffahrtsunfalls keine offiziellen
Anschuldigungen gegen den Iran. Die daraus entstehende Impuls jedoch
wird unmissverständlich in Richtung der Islamischen Republik
gelenkt.
Der in den westliche
Medien unkritisch zitierte saudische Energieminister Khalid al Falih
behauptete, dass eines der angeblich angegriffenen Schiffe gerade auf
dem Weg zum saudischen Hafen von Ras Tanura war, um dort Rohöl für
den amerikanischen Markt zu laden. Der saudische Beamte machte keine
begründeten Angaben zu der angeblichen Sabotage, betonte aber, dass
sie dazu gedacht war, „die Freiheit der Schifffahrt zu
untergraben“. Er forderte internationale Maßnahmen zum „Schutz
der Sicherheit von Öltankern“. Es sind Formulierungen, die man
sonst vor allem vom selbsternannten amerikanischen „Weltpolizisten“
hört, der damit seine weltweiten imperialistischen Eingriffe
rechtfertigt.
Als die USA letzte
Woche ankündigten, eine Flugzeugträgerflotte zusammen mit
atomwaffenfähigen B-52-Bombern in den Persischen Golf zu schicken
nahmen, da sie für sich das Recht in Anspruch, „den Iran oder
seine Stellvertreter“ für jeden angeblichen Angriff auf
„amerikanische Interessen“ zu sanktionieren. Im Wortlaut blieb
man in Washington so vage und interpretierbar, dass sich die
Ankündigung zur Anwendung gegen jede Art von Provokation eignet.
Ein Öltanker, der
gerade auf dem Weg war, in Saudi Arabien Rohöl für den US-Markt zu
laden? Das könnte sicherlich als iranische Aggression gegen
amerikanische Interessen interpretiert werden.
Letzte Woche noch
gab Washington eine Warnung heraus, wonach „der Iran oder seine
Stellvertreter“ Angriffe auf „den kommerziellen Seeverkehr
durchführen“ wollen. Ganz so, als ob es ein Stichwort war,
passierte nur Tage danach die angebliche Sabotage von vier Schiffen,
die wie die Faust aufs Auge der Warnung passen.
Der Iran seinerseits
teilte mit, dass das keinen Krieg gegen die USA beginnen wird; dass
man nur handeln würde mit dem Ziel, sich gegen jede amerikanische
Offensive zu verteidigen. Das Außenministerium in Teheran nannte die
jüngsten Sabotagebehauptungen „höchst beunruhigend“ und
forderte von den saudischen und emiratischen Behörden mehr Klarheit
darüber, was genau passiert sei. Wir können sicher sein, dass
keines der beiden Länder in dieser Hinsicht die Wahrheit
herausrücken wird, vor allem wenn man bedenkt, dass sie in der
Vergangenheit immer wieder zur Lüge griffen.
Die wichtigste Frage
ist natürlich, wer profitiert von den jüngsten Spannungen?
Sicherlich kommen sie dem amerikanischen, saudischen und israelischen
Interesse entgegen, die alle gerne offen gegen den Iran vorgehen
würden.
Eine weitere
wichtige Frage ist der Ort der angeblichen Sabotage. Wenn der Iran
eine solche Operation durchführen wollte, dann wäre es viel
geeigneter, diese in der Nähe der iranischen Hoheitsgewässer in der
Straße von Hormuz durchzuführen. Der Gedanke dahinter ist ein
logistische und sie dreht sich um die Frage, wie machbar es ist für
mehrere parallel ablaufende iranische Kommandoaktionen, in 140
Kilometer entfernten Gewässern vier Öltanker anzugreifen? Wir
sprechen hier über ein Meeresgebiet, das in geradezu forensischer
Weie von fünften amerikanischen Marineflotte überwacht wird.
Wie bereits erwähnt
gibt es vermutlich keine nachprüfbaren Informationen, mit der die
angebliche Sabotage bewiesen werden könnte. Alles was wir haben sind
Behauptungen von saudischen und emiratischen Beamten, also jene Art
von Menschen, die an anderer Stelle behauptet, dass sich Journalisten
in Konsulargebäuden in der Luft auflösen, oder dass im Jemen Kinder
durch „Fehler“ bei Luftangriffen sterben, oder dass friedliche
weibliche Demonstrantinnen aus Saudis unterdrückter schiitischer
Minderheit „Terroristen“ sind, deren gerechte Strafe es ist, per
Schwert enthauptet zu werden.
Es ist nicht weniger
als beschämend, dass die westlichen Medien bei dieser Scharade wie
allzu oft zahm und leichtgläubig mitmachen.
Die gesamte
Operation inklusive Zielobjekt, Timing, Quellen, Agenda, Motive und
alles umrahmt von der pflichtgemäßen Dienlichkeit der westlichen
Medien – die Wette lautet, dass wir es hier mit einer Operation
unter falscher Flagge zu tun haben, die den Iran zu belasten soll.
Auch wenn der
Vorfall nicht zum Vorwand für einen amerikanischen Militärangriff
führen wird, so werden Washington und seine saudischen und
israelischen Kunden zumindest sicherzustellen versuchen, dass ihre
europäischen Lakaien auf Linie gebracht werden hinsichtlich einer
Ausweitung des Wirtschaftskrieges gegen den Iran und sie das
florierende Atomabkommen nicht länger beachten. Dabei handelt es
sich übrigens um einen internationalen Vertrag, der nachweislich
durch amerikanische politische Sabotage torpediert wurde.
Was hier wirklich
vor sich geht ist eine weitere schamlose Umdrehung der Realitäten.
Man muss die Situation nur einmal vergleichen mit der gleichzeitigen
Verlogenheit der USA gegenüber Venezuela, Syrien, Kuba, Russland,
China, Nordkorea und so weiter. Erneut sehen wir, wie eine illegitime
Aggression durch die USA unglaublich schnell von den lügenden
Massenmedien mit einem Persilschein ausgestattet wird, die sich auch
noch trauen, ihre unverhohlene Kriegspropaganda als
„Nachrichtendienstleistung“ zu bezeichnen.
So wie sich die
Sache verhält jedenfalls könnte die Welt bald schon von den chronischen
Lügnern des amerikanischen Regime in einen potenziell katastrophalen
Krieg hineingelogen werden.