Da noch ein paar Rauchwolken dazu denken (Bildquelle) |
Gerüchten zufolge soll es in in Kürze zu starken Turbulenzen auf den Finanzmärkten kommen, in deren Folge der IWF möglicherweise die Sonderziehungsrechte (SZR) zur neuen Weltwährung erklären wird. Dahingehende Absichtserklärungen gab es bereits, jedoch wurde nie ein konkreter Zeitplan vorgelegt. Die Frage ist, ob die Einführung der SZR tatsächlich bald kommt und ob dies mit den frisch in Kraft getretenen Basel III Regulierungen zusammenhängen könnte, oder ob die für die Einführung von SZRs notwendige Krise erst in einigen Jahren kommen wird.
Martin Armstrong: Basel III - IWF - Liquiditätskrise
Der IWF hat
Washington dazu aufgefordert, die von der Federal Reserve gehaltenen
SZR zur neuen Reservewährung werden zu lassen. Der Standpunkt des
IWF beruht dabei darauf, dass damit das strukturelle Problem
beseitigen würde, wonach der US-Dollar permanent nicht nur nach
innen, sondern auch nach außen austariert werden muss. Meine
unmissverständliche Meinung dazu ist, dass die Probleme der
internationalen Kapitalströme dadurch keinesfalls beseitigt werden würden. Das am Gold orientierte feste Wechselkurssystem von Bretton
Woods hat dieses Problem nie verhindert und es war auch genau das, was es zum Einsturz brachte. Solange wir nicht bereit sind
ein System mit variablen Wechselkursen zu betreiben - was gleichzeitig
das Ende keynesianischer Wirtschaftspolitik bedeuten würde - sehe ich
nicht, dass man diesem Problem jemals Herr werden wird.
Basel III ist
unabhängig vom IWF und dient der Kapitalisierung von Banken – und
ist kein Vehikel zur Durchsetzung einer neuen SZR Reservewährung
oder genuin gegen den Dollar gerichtet. Basel III wurde von den
Mitgliedern des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht im November
2010 vereinbart und sollte von 2013 bis 2015 eingeführt werden. Die
Umsetzung wurde jedoch wiederholt bis zum 31. März 2019 und dann
noch einmal bis zum 1. Januar 2022 verlängert. Darüber hinaus wurde das bestehende Basel-II-Gremium durch einen neuen Ausschuss ersetzt, die die überarbeiteten Basel-III-Standardansätze
umsetzen soll. Diese überarbeiteten Richtlinien sollen zwischen dem
1. Januar 2022 und dem Jahresende 2026 schrittweise eingeführt
werden und schließlich am 1. Januar 2027 voll wirksam werden –
also vorausgesetzt, das Bankensystem wird es bis dahin überhaupt
noch geben.
Mit den Änderungen
wurde der Basel III Rahmen für den erlaubten Geldschöpfungshebel
und die Offenlegungspflichten ("Basel III Leverage Ratio-Frame")
verändert, um die Banken besser vor Ausfällen zu schützen. Viele
mussten dadurch mehr Kapital aufnehmen. Für die teilnehmenden Banken
galt dabei die „stabile Saldo-Finanzierungsrelation“ („Net
Stable Funding Ratio“; Basel III NSFR Standards). Darüber hinaus
überwacht der Ausschuss die Gesamtauswirkungen der „Kapazitäten
zur Abfederung eines Totalausfalls“ („Total Loss Absorbing
Capacity“; TLAC) und der Bankenbestände an Mitteln, die für das
TLAC relevant sind. Alle Banken sollten dabei nach Abschluss der
Reformen und nach der Krise unter Aufsicht des Gremiums
Stabilitätstests durchlaufen, bei denen die Höhe des benötigten
Eigenkapitals relativ zum Marktrisiko festgestellt werden sollte.
Darüber hinaus beziehen sich die Gewinn- und Verlustrechnungen auf
den überarbeiteten Internal Model Based Approach (IMA) zur
Berechnung der Eigenkapitalanforderungen für Marktrisiken.
All das führte
dazu, dass wir uns derzeit in einer Liquiditätskrise befinden, die
ihren Ursprung bei der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte. Indem
die EZB die Zinssätze ins Negative drückte und diese weiterhin
negativ hält und die Banken für das Halten von Bargeld bestraft, haben
sich die Banken erstens Immobilien in ihr Portfolio geholt, um höhere
Renditen zu erzielen, allerdings kann diese Art von Vermögen nicht
leicht verkauft werden, und zweitens haben sie Anleihen von
Schwellenländern gekauft, um eine hohe Rendite zu erzielen, wie es
etwa bei türkischen Anleihen der Fall ist. Die Türkei war der
Favorit der spanischen Banken, wobei die von der Türkei vor der
kürzlichen Wahl eingeführten Kapitalverkehrskontrollen die
institutionellen Investoren erschauern ließen.
Die EZB hat die
Banken geradezu in diese Märkte getrieben, obwohl sie bekanntermaßen
illiquide sind. Das bedeutet, dass die Banken nach den neuen Basel
III Standards nun nicht über die notwendigen liquiden Mittel
verfügen, um ihre Kapitalisierungsanforderungen zu erfüllen. Es
wird daher immer wahrscheinlicher, dass die Basel-III-Anforderungen
noch einmal ausgesetzt werden, da es alternativ zu einem totalen
Zusammenbruch des Bankensystems kommen wird.
Noch einmal ohne Fachchinesisch...
- Das ewige Gelddrucken der EZB via Negativzinsen zur Rettung des Währungsraumes hat die Banken dazu gebracht, nach Alternativen zu Anleihen aus Euro-Land zu suchen, die eine Rendite von über Null versprechen.
- Dazu haben sie sich auch bei Immobilien eingekauft, da der Mietzins relativ konstante Erträge verspricht, die mit jenen von Anleihen vergleichbar sind.
- Dies wurde getan, da die Banken Geld verdienen wollen und dazu für ihr Leihgeschäft unter anderem Geld als Sicherheit hinterlegen müssen, das über die Zinsen aus den gehaltenen Anleihen und Immobilien eingenommen werden sollte.
- Wie üblich besteht zwischen Rendite und Risiko eine Identität, was auch für die Alternativinvestitionen aus Immobilien und türkischen Staatsanleihen gilt.
- Das Risiko drückt sich bei Immobilien aus, indem sie nur schlecht verkäuflich sind, falls man dringend Geld braucht.
- Bei Staatsanleihen aus Schwellenländern besteht das Problem in einer strukturellen Fremdwährungsknappheit, in denen sie ihre Anleihen ausgeben. Im Fall der Türkei kommen aktuell noch Kapitalverkehrskontrollen hinzu, was die Ausfuhr der eingenommenen Zinsen erschwert.
- Die Banken brauchen jedoch dringen das Geld, weil sie auf zu vielen faulen Krediten sitzen, die in den Jahren nach der Euroeinführung aufgenommen wurden, als mit billigem EZB Geld in Südeuropa eine Blase entstand.
- Die erste Lösung dieser Zwickmühle bestand darin, die internationale Bankenaufsicht auszutauschen und die geplanten Regulierungen abzuändern.
- Diese Lösung funktioniert nicht, weil selbst die neuen Regulierungen zu streng sind, so dass die Banken ihren Bankrott erklären müssten, falls sie angewandt würden.
- Die Lösung wurde daher angepasst, indem die Einführung der neuen Regeln zeitlich weiter nach hinten verschoben wurde.
- Trotzdem sind die bereits jetzt bestehenden Regulierungen noch immer zu rigide, da sich die Türkei aufgrund eigener wirtschaftlicher Unpässlichkeiten per Handstreich dazu entschied, dass die Banken aus Euro-Land das für die eigene Überlebensfähigkeit benötigte Geld nicht mehr nach Hause holen können.
- Diese Entscheidung schadet dem Bankensystem nicht nur direkt, sondern auch indirekt, da Investoren weltweit nun Angst haben müssen, aus der Türkei oder falls die Entscheidung Schule macht, auch aus anderen Ländern ihr Geld nicht mehr zurück zu bekommen.
- Diese Angst drückt sich in einer Zurückhaltung durch Investoren aus, Banken generell ihr Geld zu überlassen. Dadurch sinkt die Handlungsfähigkeit der Banken weiter und die Refinanzierungskosten steigen.
- Was bleibt ist wie in Italien vor circa zwei Jahren die Regulierungen noch einmal zu lockern, was einem prinzipiellen Wegsehen gleichkäme.
- Oder die Mitgliedsländer des Euroraumes könnten sich bei ihren Banken mit viel Kapital einkaufen, was in Deutschland derzeit geschieht über die Fusion zwischen Deutscher und Commerzbank, wo auch der Bund künftig als Eigentümer mitmischen soll.
- Ebenso möglich wären neue Zwangsregulierungen für (private und staatliche) Pensionsfonds und Versicherungen, da die meisten der genannten Investoren aus diesen bestehen.
- Schließlich gäbe es da noch die Lösung a la Erdogan und damit Exportbeschränkungen für Kapital.
- Egal, was unternommen wird, sollte das globale Währungssystem weiterhin auf fixen Wechselkursen aufbauen, dann wird die Krise nur herausgezögert werden, aber nicht gelöst.
- Am Ende droht so oder so der große Knall. Die Frage ist, ob dies in ein oder zwei Monaten geschehen wird, oder in ein oder zwei Jahren.
- Der IWF könnte im Zuge der allseits erwarteten der großen Krise versuchen, den bestehenden Währungstopf SZR als neue Weltwährung zu etablieren, aber auch das würde nur entweder zur laufenden Krise beitragen oder eine neue auslösen.