10. Februar 2019

In Saudi-Arabien gibt es jetzt auch die „Digitalburka“: Neue Smartphone App legt Saudische Frauen an die Leine

In etwa so sieht das aus bei Mohammed auf dem iPhone (Bildquelle)

Während die Frage nach der digitalen Meinungsfreiheit schon vor einiger Zeit geklärt wurde („Nein!“) ist man auch im Bereich der weiblichen Zähmung im digitalen Raum auf einem guten Weg. In Saudi-Arabien macht gerade eine neue Smartphone App die Runde, die es den gesetzlichen Vormündern – auch genannt Wächter – noch einfach macht, ihre Frauen im Griff zu halten, damit sie bei fremden Männern bloß keine unkeuschen Gedanken auslösen oder gleich ganz davon rennen.


Daily Mail: Apple und Google haben App zur Nachverfolgung von Frauen zugelassen, die saudischen Männern die totale Kontrolle über ihre Frauen gibt und bereits eine Million mal heruntergeladen wurde



Apple und Google wird vorgeworfen, fleißig bei der „Durchsetzung der Geschlechterapartheit“ in Saudi-Arabien mitzuhelfen, indem sie auf ihren Plattformen eine App anbieten, die es Männern ermöglicht, Frauen über das Smartphone zu verfolgen und zu überwachen und ihre Ausreise zu verhindern.

Die App namens Absher ist sowohl im Google Play Store als auch bei iTuneserhältlich. Das Programm wurde von der saudischen Regierung entwickelt und sie soll es Männern ermöglichen, zu bestimmen ob und unter welchen Umständen ihre Frauen die saudische Staatsgrenze überschreiten dürfen – wobei sie in jedem Fall alarmiert, wenn es zu einem Versuch kommt.

Saudische Aktivisten und Exilanten bezeichnen Abshers (Nicht-)Reisefunktion als ein bedeutendes Zeichen für die anhaltenden Schwierigkeiten für Frauen, die Saudi-Arabien verlassen wollen.

Die App ermöglicht es dem gesetzlichen Wächter einer Frau anzugeben, wohin sie gehen darf, für wie lange sie es darf und auch welche Flughäfen sie betreten darf.

Sobald eine Frau den ihr zugewiesenen Freiraum verlässt ertönt ein Warnsignal. Einer der Hauptgründe, warum Frauen so selten Saudi-Arabien verlassen liegt daran, dass sie so häufig erwischt werden, weshalb von der App erwartet wird, dass sie die Republikfl… Ausreiseversuche durch Frauen noch weiter verringern wird.

Sobald Abscher den männlichen Vormund alarmiert, kann dieser dann die Schariapolizei informieren, um der fliehenden Frauen habhaft zu werden, falls diese nicht schon im Flugzeug sitzt.

Gleichzeitig kann der Wächter mit Hilfe der App auch leicht nachvollziehen, welche Erlaubnisse die Frau nutzt und diese bei Bedarf wiederrufen.

Yasmine Mohammed, ex-muslimische Aktivistin, die sich für die Rechte von Frauen einsetzt bezeichnete es als eine Tragödie, dass Apple und Google die "archaische Misogynie" fördern.

Sie sagte: „Was für eine Ironie! Im Westen werden diese Technologien eingesetzt, um das Leben zu verbessern und in Saudi-Arabien werden sie zur Durchsetzung der Geschlechterapartheid eingesetzt.“

Human Rights Watch und Amnesty International haben sich besorgt über die App geäußert, die mehr als eine Million Mal aus den Google- und Apple-Shops heruntergeladen wurde. In Saudi-Arabien leben etwa neun Millionen erwachsene Männer.

„Eigentlich gibt es bei Apple und Google strenge Regeln für Apps und sie erlauben keine, die für Belästigungen oder Drohungen verwendet werden können. Diese App aber erleichtert Menschenrechtsverletzungen, einschließlich der Diskriminierung von Frauen“, sagte Rothna Begum, Expertin für den Nahen Osten bei Human Rights Watch, gegenüber The Insider.

„Bei der Bewertung der Unbedenklichkeit einer App sollten App Store Anbieter den breiteren Kontext des Zwecks der App und die Art und Weise der praktischen Anwendung vergegenwärtigen, sowoie sich die Frage stellen, ob sie schwere Missbräuche ermöglicht. Unternehmen sollten insbesondere bei staatlich betriebenen Apps ganz genau hinsehen.“

„Da die App multifunktionell ist könnte die Regierung einfach jene Funktionen zur Überwachung der Vormundschaft aus der App entfernen und weiterhin den Rest der Funktionalität anbieten.“

Ähnlich verurteilte Dana Ahmed, eine saudi-arabische Forscherin von Amnesty International die App und sagte: „Als SMS verschickte Warnungen waren in der Vergangenheit ein Beispiel dafür, wie die saudische Regierung Instrumente zur Einschränkung der Freiheiten von Frauen entwickelt und aktiv eingesetzt hat.“

„Die Verfolgung von Frauen in dieser Weise schränkt ihre Bewegungsfreiheit ein und verdeutlicht einmal mehr das beunruhigende System der Diskriminierung unter den Vormundschaftsgesetzen.“

Die Menschenrechtsorganisation hat Apple und Google dazu aufgefordert, dass sie den Verwendungszweck der App eingestehen, der dazu da ist, um Frauen zu schaden und fordert Veränderungen, um dies in Zukunft zu verhindern.

Apple und Google haben sich bisher noch nicht zur Sache geäußert.

Und da behaupte noch einer, in Arabien können sie keine Innovationen. Ich frage mich gerade, wie lange es dauern wird, bis auch eine deutsche Version erhältlich ist. Vielleicht kann der gute Joachim dann seine Angela etwas im Zaum halten. Ein Exportschlager wird das (kostenlose!) Programm jedenfalls definitiv werden.