"Person of the Year" einmal ohne Kompliment (Bildquelle) |
Wie hoch schlugen
die Wellen, als Donald Trump vor seiner Wahl zum US-Präsidenten als
russischer Agent diffamiert wurde, der nur auf Putins Befehle hört
und aus der Lubjanka tausendfach digitale Schützenhilfe bekommt.
Ein ganzes Trollnetzwerk soll Russland betreiben, um die
Internetmedien des Westens überall mit russlandfreundlichen und
anti-westlichen Leserkommentaren zu füllen. Nach Trumps Wahl wurde
es noch einmal kurz ganz laut rund um das Thema, nur um dann mangels
Beweisen wieder ruhig zu werden. Nun aber stellt sich heraus, dass es
durchaus umfassende geheimdienstliche Beeinflussungsprogramme gibt,
jedoch von einer ganz anderen Seite.
Geheimdienstkampagne zur Beeinflussung der Medien in allen westlichen Ländern
Eine sich als
„Anonymous“ bezeichnende Hackergruppe veröffentlichte
kürzlich Dokumente, mit denen sie beweisen können, dass die
britischen Geheimdienste eine umfassende verdeckte Kampagne fahren
zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung in Europa und in
Nordamerika. Ziel ist es, jene Medien zu zerstören, deren Ausrichtung
nicht den britischen Interessen entsprechen.
Wer den Link zu den Dokumenten kurz
geklickt hat, der wird schnell die beiden ziemlich deplatziert
wirkenden Zeichen der Antifa und einem kommunistischen Stern
bemerken. Das passt eigentlich überhaupt nicht zum Inhalt, da weder
Antifa noch (Anarcho-)Kommunisten über eine allzu ausgeklügelte
Ideologie oder gar Einfluss oder eine Intelligenzdia verfügen. Ich
vermute daher, es handelt sich bei den beiden abgebildeten Zeichen um
Ablenkungen und bei der Gruppe um einen Geheimdienst. Mein
Verdacht wäre der russische Geheimdienst, aber es könnte auch so
gut wie jeder andere sein und beispielsweise mit Q Anon und einer
kürzlichen Ankündigung für bedeutende Enthüllungen in Verbindung
stehen. Man weiß das nie.
Die von der Gruppe
dargebotenen Dokumente sind allerdings trotz der eher dubiosen
Darbietung als legitim und damit beachtenswert einzustufen. Das zeigt
nicht zuletzt die Sperrung des Themas durch Twitter als Russia Today
(ein weiterer Hinweis auf den wirklichen Ursprung) dort über die
Angelegenheit berichtete.
Wie im Artikel zur
Angelegenheit bei der
Strategic Culture Foundation beschrieben wird, bestand ein
Hauptziel der Operation darin, Russland als böse hinzustellen und
dass es die Absicht hegt, sich in die inneren Angelegenheiten anderer
Länder einzumischen.
Angesichts der nicht mehr enden wollenden
Berichterstattung über „russische Einflussnahme“ und „russische
Trolle“ in den Mainstream Medien vor wenigen Jahren kann man
urteilen, dass die Operation in dieser Hinsicht ein voller Erfolg
war.
Neben dieser
Dämonisierung Russlands wollte man mit der Operation auch die
Meinungen von Auslandsrussen beeinflussen, sowie die politische
Stimmung in Russland selbst. Dieses Ziel allerdings, so mein Eindruck
wurde eher verfehlt.
Interessant ist,
dass für diese Psy-Ops NGOs und Denkfabriken verwendet wurden, was
wieder einmal zeigt, wie wenig man dieser Art Organisationen heute
noch trauen kann. Dazu arbeitete man auch mit der Freien Universität
von Brüssel zusammen, wobei nicht klar wird, mit welcher Fakultät
im genauen. Es war vermutlich aber eher nicht jene für Sozialgedöns und Topfschlagen.
Neben dem britischen
Geld und Know-How wurde die Operation auch von der NATO, vom
US-Außenministerium und – warum auch immer – von Facebook finanziell unterstützt. Insgesamt waren „Lokalpolitiker, Journalisten,
Militärangehörige und Wissenschaftler beteiligt an der
Orchestrierung des Propagandafeldzuges gegen Russland,“ wie es bei
Strategic Culture Foundation dazu heißt.
Besonders
erwähnenswert ist dabei die Personalie William Bowder, der bereits
in der Vergangenheit eine bedeutende und dubiose Rolle spielte im
Zusammenhang mit Russland, und der vermutlich auch maßgeblich am
Aufstieg von Wladimir Putin beteiligt war. Jedoch
nicht als Förderer oder ähnlichem, sondern als Gegenspieler.
Als Überbau für
die Operation wollte man im Ausland „britische Werte“ verbreiten
und dazu das BBC World Programm in dessen globalem Einfluss
verstärken. Da „britische Werte“ schon lange nichts mehr mit
Meinungsfreiheit und Parlamentarismus zu tun haben, handelt es ich
bei dem Begriff sehr wahrscheinlich um nichts weiter als einen
Euphemismus für „britische Interessen“, woraus auch immer diese
heute bestehen mögen.
Bei der Strategic
Culture Foundation vermutet man dazu, dass die Russlandangst in
Wahrheit jener Hebel war, mit dem die Pressefreiheit der Medien im
Westen eingeschränkt werden sollte, da das Internet den Planern im
Hintergrund offenbar einen Tick zu viel Meinungspluralität erzeugte.
Dazu kommen dann
noch Geschichten wie jene in Syrien, die den Blick auf die Sphäre
der strategischen Interessen erweitern und vermutlich ebenso eine
Rolle spielten bei der grundlosen Dämonisierung des heutigen Russland mit dieser Art von Falschinformationskampagne.
Der Konter gegen die Enthüllungen in den britischen Medien
Passend zur
Enthüllung wird in den britischen Medien gerade wieder das
Russlandthema hochgekocht. Auf dem Heimatmarkt der britischen
Geheimdienste wird schon lange und intensiver als andernorts über
die vermeintliche russische Bedrohung berichtet mit
russlandfeindlichen Artikeln, Karikaturen und sonstigen Einwürfen
vermuteter russischer Abgründe.
Hier zeigt sich wieder einmal, dass so gut die privaten britischen
Medien bei innenpolitischen Themen sind, so sehr hängen sie leider am
Gängelband des britischen Geheimdienste, wenn es um die politische
Auslandsberichterstattung geht.
In der Vergangenheit
gab es dazu auch mehrere hochrangige Fälle mit vorgeblichem
russischen Spionagehintergrund. In
London lebende russische Exilmilliardäre wurden bereits genauso
vergiftet oder ermordet aufgefunden, wie ehemalige russische Spione.
Der Fall Sergej Skripal, der durch den russischen Geheimdienst mit
dem Gift Novitschok ermordet worden sein soll, wurde lange und breit
in den britischen Medien behandelt. Dieser war dann auch die Vorlage
für neuerliche Wirtschaftssanktionen gegen Russland, auch wenn nie
ein definitiver Beweis vorgelegt werden konnte.
Im Fall Skripal
wie bei den meisten (allen?) anderen Fällen blieb es bei gefälligen
Indizien, die genauso gut vom britischen Geheimdienst hätten
platziert werden können.
Diese
Ungereimtheiten und Gegenbeweise stören die britischen Geheimdienste jedoch offenbar nicht. Vielleicht ist man auch einfach schon zu sehr
gefangen im eigenen Netz der Lügen und Desinformation, als dass man einfach nicht mehr anders kann. Jedenfalls
geht es fleißig weiter mit den Angriffen gegen Russland, wie
ein Daily Mail Artikel von heute zeigt.
Oberflächlich geht
es im Artikel gegen den Facebook Grüner Marc Zuckerberg, der einer
Ausschussanhörung im britischen Parlament fern blieb, allerdings
sollte es bei dieser Anhörung gehen um „drei Milliarden E-Mails,
die Russland täglich auswertet“, wie die Mail titelte. Man erwartet Antworten im
britischen Parlament und scheinbar ist Marc Zuckerberg der Mann mit
dem besten Wissen darüber, warum auch immer.
Alternativ hätte
das Parlament auch beim eigenen GCHQ
nachfragen können, wie es darum steht, sammeln und bewerten sie dort
bekanntlich nicht weniger emsig jede einzelne digital übertragene
Nachricht vom Plätzchenrezept bis zum Rohrombenbauplan. Das Aber ist ein anderes Thema und wird nur zu gerne übergangen.
Was diese Scharade
bringen soll, das wissen wohl nur die Politiker selbst, wobei selbst
diese vom politischen Verbindungspersonal der Geheimdienste aller
Wahrscheinlichkeit nach nur das gefüttert bekommen, was sie
brauchen, um sich eine bestimmte Meinung bilden zu können.
Als Beobachter des
ganzen kann man nur feststellen, dass bei zu vielen Personen in
Verantwortungspositionen und den Mainstream Medien die Verbindung zur
Realität offensichtlich gekappt wurde und nun alles dafür getan wird,
dass sie nicht wieder hergestellt wird.
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