15. September 2018

Fake News Hetze von NY Times und HuffPost zu einem „Sumpf aus rechter Hetze“ bei YouTube

(Bildquelle: Screenshots in Kollage)


Eben fand ich in der Kommentarspalte von einem eher unverdächtigen Oliver Flesch Video den Link zu einem Artikel der Huffington Post aus der Feder einer gewissen Amelie Graen. Dort schreibt sie über einen „Sumpf rechter Hetze“, der sich angeblich bei YouTube ausbreitet und zu dem auch Oliver Flesch gehören soll. Im Artikel wird auf eine „Studie“ verwiesen, die „beweist“ wie groß und schlimm diese „Hetztuber“ geworden sind. Hier die Erklärung für die Gänsefüsschen an den drei Begriffen „Studie beweist Hetztuber“.




Meine lieben Redaktionsschneeflöcken: Wer ist „Lukas Knopf“?



Nachdem ich lange Jahre das deutschsprachige YouTube ignoriert hatte, habe ich inzwischen mehrere deutsche Kommentatoren des Zeitgeschehens im Abo. Oliver Flesch und Oliver Janich, dazu Tim Kellner, die Achse Ost-West und noch ein paar Nasen aus dem nichtlinken Spektrum. Man könnte sagen, ich bin Intensivtäter was die rechte Hetze bei YouTube angeht.

Entsprechend kannte ich auch fast alle der Namen, die in einer Grafik zu dem genannten Artikel auftauchen und die beim Thema Chemnitz bei YouTube am häufigsten angesteuert wurden. In der Liste enthalten einige dieser Verbreiter „rechter Hetze“,  die einen nie dagewesenen Erfolg feiern und laut der dahinterstehenden Studie zu den wichtigsten Anlaufstellen für den Zwischenfall in Chemnitz gehören.

Von den im Diagramm genannten Kanälen habe ich zwar nicht einmal die Hälfte im Abo, kenne aber fast alle, sogar dieses ominöse „spiegeltv“. Stutzig wurde ich beim Namen Lukas Knopf, da mir dieser bislang noch nicht über den Weg gelaufen ist, der aber für das Gros der Zugriffe verantwortlich gewesen soll. 

Neugierig wie ich bin auf neue Meinungen und Perspektiven begab ich mich auf die Suche und wurde fündig beim Kanal „LukanatorVidS“. Komisch, dachte ich mir, das scheint ein professioneller BMX Fahrer zu sein. Er stammt zwar offenbar aus Chemnitz, könnte also Augenzeuge gewesen sein und hat möglicherweise seine Meinung zu dem Zwischenfall kund getan wie auch viele andere, allerdings deutet keiner der Videotitel darauf hin. Den Begriff "Chemnitz" habe ich lediglich im Titel eines seiner Viddeos gefunden, das aber ist schon sieben Monate alt. Es stand also schon lange im Netz, bevor das „Hase du bleibst hier“ Video überhaupt entstehen konnte. Dazu hat es auch keinen politischen Inhalt.

Um sicher zu gehen, dass mir da auch blos keine Perle entgeht, habe ich dann nochmal eine Minute lang Google bedient, fand allerdings keinerlei Verbindungen zwischen Lukas Knopf und dem aktuellen Thema rund um Chemnitz und Sachsen.



„Betrunkene basteln“ war gestern; heute heißt es „YouTube analysieren“



Die junge Dame von der HuffPost beruft sich in ihrem Artikel auf „eine Untersuchung des Informatikers und Forschers Ray Serrato“, die nicht nur ihr auffiel, sondern auch einem Max Fisher, den ich hier nur erwähne, weil er bei Twitter ein interessantes Profilbild führt, das einen kurzen Klick wert ist.

Serrato, der hier möglicherweise sogar mitlesen kann, weil er aktuell in Berlin herumlungert, untersuchte mit Hilfe von mehr oder weniger öffentlich einsehbaren Zugriffsstsatistiken, was sich die Nutzer von YouTube angesehen haben, die sich zum Thema Chemnitz informieren wollten. Den wohl bekanntesten Ausguss dieser Analyse hat die ehemals renomierte New York Times abgedruckt, wobei das oben verlinkte Diagramm dort nicht vorkommt, auch wenn es Teil der Studie ist. Auch der Name Lukas Knopf wird dort ebenfalls nicht genannt, während Oliver Flesch beispielsweise namentlich erwähnt wird. Der genannte freute sich darüber.

Was mir an der Sache in medialer Perspektive besonders aufstößt ist die Tatsache, dass hier ein selbsternannter Statistikexperte (Serrato) eine Analyse erstellt und eines der wichtigsten Elemente seiner Analyse gehört da überhaupt nicht dazu, sondern steht wie ein Betonblock einfach mitten drin. Ihn störte das offenbar nicht, sonst hätte er den versehentlich reingerutschten Namen von Hand wieder entfernt. Vor allem aber impliziert es, dass er nicht einmal kurz reingesehen hat in die Informationen, die er da aufbereitet hat.

Ebenso wenig störte es offenbar auch diesen Max Fisher mit dem tollen Profilbild. Vielmehr bläst der ins selbe Horn mit einem komplex aussehenden Vernetzungsdiagramm zum selben Thema, auf dem alles enthalten ist was das linke Herz begehrt: „Pegida, white nationalism“; „Chemnitz, extreme right“; „AfD, refugees“; „Conspiracy theory“. Ich denke die Begriffe werden Ihnen geläufig sein, so dass ich sie nicht übersetzen muss. Wie es sich gehört unter guten Kollegen* hat Serrato dessen Twitternachricht mit dem Vernetzungsdiagramm natürlich geteilt und weiterverbreitet.

Das große Problem dabei ist: Wenn ich als Konsument nun bemerke, dass etwas faul ist an der ersten Analyse und sehe dann, dass eine andere artverwandte Analyse mit heftigen Vorwürfen von exakt der gleichen Gruppe von „Informatikern und Forschern“ erstellt und verbreitet wird, dann bin ich mir nicht sicher, ob ich dieser zweiten Analyse Glauben schenken kann. Die Fehlerhaftigkeit der ersten Arbeit überträgt sich auf die zweite und entwertet ihre Aussage.

Selbst ein Journalist im Volontariat, der aufgrund der knappen Kasse im kleinsten WG-Zimmer der geteilten Plattenbauwohnung leben muss, sollte solche Sachen kurz nachprüfen und das ganze im Fall der Fälle in die Bewertung des Sachverhaltes aufnehmen, Frau Graen. 

Aber nichts dergleichen ist passiert. Gegen jede journalistische Integrität wurde im Artikel nicht nur das fehlerhafte Gestümpere aus der ersten Analyse mit dem da sicherlich nicht hingehörenden Lukas Knopf breit ausgelegt, sondern auch übergangslos die zweite Analyse mit „Pegida, white nationalism“ eingewoben.

Fast entschuldigend für die junge Dame von der HuffPost wirkt, dass die NY Times ebenfalls fröhlich mitmachte bei der Verbreitung dieser leicht als Stuss erkennbaren Analyse, da sie die exakt selben journalistischen Standards anwandte. Standards, die jedem mit halbwegs Resthirn keinen Pfennig wert sein sollte. Das Übernehmen halbgarener, fehlerhafter Analysen inklusive einer Klickfalle von Überschrift mag bei einer kleinen Bloggerin am Existenzminimum fast noch verzeihlich sein, wobei die HuffPost sicherlich nicht zum Kleinvieh zählt. Aber eine der wichtigsten Tageszeitungen der Welt? Mein Gott!

Worin bitte sind bei denen die journalistischen Standards hingerutscht? Das ist alles nicht nur Hetze, sondern „Fake News Hetze“ und sie haben nicht einmal ein Problem damit, eine völlig unbeteiligte Person in die Sache mit reinzuziehen!

PS: Ich würde Lukas Knopf dringend empfehlen, wegen der mutwilligen Einordnung als Rassist und Nazi juristische Schritte gegen diesen Serrato und die HuffPost einzuleiten. Bei einem völlig unbeteiligten Sportler gibt es nämlich keine rechtliche Grauzone mehr. Das ist üble Nachrede und sollte bestraft werden.


*Eben wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass Fisher einer der beiden Autoren des NYTimes Artikels war und nicht ein weiterer Analyst. Das heißt, Serranto hat beide Müllanalysen gebastelt und gleich drei Schreiberlingen ist der dicke Schnitzer darin nicht aufgefallen. Gefühlt macht die Sache kein Stück besser, sondern eher schlimmer.