(Bildquelle: Screenshots in Kollage) |
Eben fand ich in der
Kommentarspalte von einem eher unverdächtigen Oliver
Flesch Video den Link zu einem Artikel der Huffington Post aus
der Feder einer gewissen Amelie Graen. Dort schreibt sie über einen
„Sumpf rechter Hetze“, der sich angeblich bei YouTube ausbreitet
und zu dem auch Oliver Flesch gehören soll. Im Artikel wird auf eine
„Studie“ verwiesen, die „beweist“ wie groß und schlimm diese
„Hetztuber“ geworden sind. Hier die Erklärung für die
Gänsefüsschen an den drei Begriffen „Studie beweist Hetztuber“.
Meine lieben Redaktionsschneeflöcken: Wer ist „Lukas Knopf“?
Nachdem ich lange
Jahre das deutschsprachige YouTube ignoriert hatte, habe ich inzwischen mehrere deutsche Kommentatoren des Zeitgeschehens im Abo. Oliver
Flesch und Oliver Janich, dazu Tim Kellner, die Achse Ost-West und
noch ein paar Nasen aus dem nichtlinken Spektrum. Man könnte sagen,
ich bin Intensivtäter was die rechte Hetze bei YouTube angeht.
Entsprechend kannte
ich auch fast alle der Namen, die in
einer Grafik zu dem genannten Artikel auftauchen und die beim Thema Chemnitz bei YouTube am häufigsten angesteuert wurden. In der Liste enthalten einige dieser Verbreiter
„rechter Hetze“, die einen nie dagewesenen Erfolg feiern und
laut der dahinterstehenden Studie zu den wichtigsten Anlaufstellen
für den Zwischenfall in Chemnitz gehören.
Von den im Diagramm
genannten Kanälen habe ich zwar nicht einmal die Hälfte im Abo,
kenne aber fast alle, sogar dieses ominöse „spiegeltv“. Stutzig wurde ich beim Namen Lukas Knopf, da mir dieser bislang noch nicht über den Weg gelaufen ist, der aber für
das Gros der Zugriffe verantwortlich gewesen soll.
Neugierig wie ich
bin auf neue Meinungen und Perspektiven begab ich mich auf die Suche
und wurde fündig beim Kanal „LukanatorVidS“. Komisch, dachte ich
mir, das scheint ein professioneller BMX Fahrer zu sein. Er stammt
zwar offenbar aus Chemnitz, könnte also Augenzeuge gewesen sein und
hat möglicherweise seine Meinung zu dem Zwischenfall kund getan wie
auch viele andere, allerdings deutet keiner der Videotitel darauf hin. Den Begriff "Chemnitz" habe ich lediglich im Titel eines seiner Viddeos gefunden, das aber ist schon sieben Monate alt. Es stand also schon lange im Netz, bevor das „Hase du bleibst hier“ Video überhaupt entstehen konnte. Dazu hat es auch keinen politischen Inhalt.
Um sicher zu gehen,
dass mir da auch blos keine Perle entgeht, habe ich dann nochmal eine
Minute lang Google bedient, fand allerdings keinerlei Verbindungen
zwischen Lukas Knopf und dem aktuellen Thema rund um Chemnitz und
Sachsen.
„Betrunkene basteln“ war gestern; heute heißt es „YouTube analysieren“
Die junge Dame von
der HuffPost beruft sich in ihrem Artikel auf „eine
Untersuchung des Informatikers und Forschers Ray
Serrato“, die nicht nur ihr auffiel, sondern auch einem Max
Fisher, den ich hier nur erwähne, weil er bei Twitter ein
interessantes Profilbild führt, das einen kurzen Klick
wert ist.
Serrato, der hier
möglicherweise sogar mitlesen kann, weil er aktuell in Berlin
herumlungert, untersuchte mit Hilfe von mehr oder weniger öffentlich
einsehbaren Zugriffsstsatistiken, was sich die Nutzer von YouTube angesehen haben, die sich zum
Thema Chemnitz informieren wollten. Den wohl bekanntesten Ausguss
dieser Analyse hat die ehemals renomierte New
York Times abgedruckt, wobei das oben verlinkte Diagramm dort nicht
vorkommt, auch wenn es Teil der Studie ist. Auch der Name Lukas Knopf wird dort
ebenfalls nicht genannt, während Oliver Flesch beispielsweise namentlich erwähnt wird. Der genannte freute
sich darüber.
Was mir an der Sache in medialer Perspektive besonders aufstößt ist die Tatsache, dass hier ein selbsternannter
Statistikexperte (Serrato) eine Analyse erstellt und eines der
wichtigsten Elemente seiner Analyse gehört da überhaupt nicht dazu, sondern
steht wie ein Betonblock einfach mitten drin. Ihn
störte das offenbar nicht, sonst hätte er den versehentlich reingerutschten Namen von Hand wieder entfernt. Vor allem aber impliziert es, dass er nicht einmal
kurz reingesehen hat in die Informationen, die er da aufbereitet hat.
Ebenso wenig störte es
offenbar auch diesen Max Fisher mit dem tollen Profilbild. Vielmehr bläst der ins selbe Horn mit einem komplex
aussehenden Vernetzungsdiagramm zum selben Thema, auf dem alles enthalten ist was
das linke Herz begehrt: „Pegida, white nationalism“; „Chemnitz,
extreme right“; „AfD, refugees“; „Conspiracy theory“. Ich
denke die Begriffe werden Ihnen geläufig sein, so dass ich
sie nicht übersetzen muss. Wie es sich gehört unter guten Kollegen* hat
Serrato dessen Twitternachricht mit dem Vernetzungsdiagramm natürlich
geteilt und weiterverbreitet.
Das große
Problem dabei ist: Wenn ich als Konsument nun bemerke, dass etwas
faul ist an der ersten Analyse und sehe dann, dass eine andere
artverwandte Analyse mit heftigen Vorwürfen von exakt der gleichen
Gruppe von „Informatikern und
Forschern“ erstellt und verbreitet wird, dann bin ich mir
nicht sicher, ob ich dieser zweiten Analyse Glauben schenken kann.
Die Fehlerhaftigkeit der ersten Arbeit überträgt sich auf die
zweite und entwertet ihre Aussage.
Selbst ein
Journalist im Volontariat, der aufgrund der knappen Kasse im
kleinsten WG-Zimmer der geteilten Plattenbauwohnung leben muss, sollte solche Sachen kurz nachprüfen und das ganze im Fall der Fälle in die Bewertung des Sachverhaltes aufnehmen, Frau Graen.
Aber
nichts dergleichen ist passiert. Gegen jede journalistische
Integrität wurde im Artikel nicht nur das fehlerhafte Gestümpere
aus der ersten Analyse mit dem da sicherlich nicht hingehörenden Lukas Knopf breit ausgelegt, sondern auch
übergangslos die zweite Analyse mit „Pegida, white nationalism“ eingewoben.
Fast entschuldigend
für die junge Dame von der HuffPost wirkt, dass die NY Times
ebenfalls fröhlich mitmachte bei der Verbreitung dieser leicht als Stuss erkennbaren Analyse, da sie die exakt selben
journalistischen Standards anwandte. Standards, die jedem mit
halbwegs Resthirn keinen Pfennig wert sein sollte. Das Übernehmen
halbgarener, fehlerhafter Analysen inklusive einer Klickfalle von
Überschrift mag bei einer kleinen Bloggerin am Existenzminimum fast
noch verzeihlich sein, wobei die HuffPost sicherlich nicht zum
Kleinvieh zählt. Aber eine der wichtigsten Tageszeitungen der Welt? Mein Gott!
Worin bitte sind bei denen die journalistischen Standards hingerutscht? Das ist alles nicht nur Hetze, sondern
„Fake News Hetze“ und sie haben nicht einmal ein Problem damit, eine völlig unbeteiligte Person in die Sache mit reinzuziehen!
PS: Ich würde Lukas
Knopf dringend empfehlen, wegen der mutwilligen Einordnung als
Rassist und Nazi juristische Schritte gegen diesen Serrato
und die HuffPost einzuleiten. Bei einem völlig unbeteiligten
Sportler gibt es nämlich keine rechtliche Grauzone mehr. Das ist
üble Nachrede
und sollte bestraft werden.
*Eben wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass Fisher einer der beiden Autoren des NYTimes Artikels war und nicht ein weiterer Analyst. Das heißt, Serranto hat beide Müllanalysen gebastelt und gleich drei Schreiberlingen ist der dicke Schnitzer darin nicht aufgefallen. Gefühlt macht die Sache kein Stück besser, sondern eher schlimmer.
*Eben wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass Fisher einer der beiden Autoren des NYTimes Artikels war und nicht ein weiterer Analyst. Das heißt, Serranto hat beide Müllanalysen gebastelt und gleich drei Schreiberlingen ist der dicke Schnitzer darin nicht aufgefallen. Gefühlt macht die Sache kein Stück besser, sondern eher schlimmer.