Reicht offenbar nicht mehr (Bildquelle) |
Über Hassverbrechen und die Balkanisierung der Gesellschaft
Bei Frauen,
Schwarzen, Behinderten, Moslems und Buchstabensexuellen könnte ich
fast noch verstehen, warum sie gegen die kriminelle Mode des
„Hassverbrechens“ geschützt werden wollen.
Wie gesagt: Fast.
Neben der Tatsache, dass damit auch kritikwürdiges nicht mehr
bemängelt werden darf, besteht das Problem vor allem darin, dass es Tür und Tor öffnet für
allerlei Extrawürste. Diese Extrawürste aber haben keine zwei
Enden, sondern eines und zwar für die Gesellschaft.
Denn wenn niemand mehr
jemanden wegen eines unerwünschten Sachverhalts kritisieren und nach
Änderung verlangen darf, dann zerfällt die Gesellschaft über kurz oder lang, da sich
infolge der verbalen Mauern notwendigerweise nach auch soziale Mauern
bilden und irgendwann jene aus Stein und Mörtel. Sprich: Es tritt eine innere
Homogenisierung ein, die einer Balkanisierung der
Gesellschaft insgesamt entspricht.
Mit der Balkanisierung
wiederum bildet sich ein idealer Nährboden für Konflikte, Gewalt und schließlich Krieg, was auch mit dem Begriff der
„Balkanisierung“ ausgedrückt werden soll. Dessen namensgebende
Region steht nunmehr seit Jahrhunderten in einem molekularen Bürgerkrieg, der nicht enden will. Krieg brach dort in der Vergangenheit immer wieder dann aus, wenn externe
Befriedungsfaktoren wie eine Diktatur (Tito) oder äußere
Schutzmächte (Habsburg, die Osmanen) ausfielen und ein Vakuum
entstand, das gefüllt wurde mit den in den Teilgesellschaften fest
eingepflanzten Ressentiments. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sich dies in Zukunft ändern wird.
So bleibt, dass den ehemals freien Gesellschaften Europas mit dem immer
stärker wuchernden Geschwür des Kampfes gegen „Hassverbrechen“
inklusive der Drohung mit Geldstrafen und Gefängnis, final nichts anderes als das droht, was auch auf dem Balkan eintrat: Ein ewiger molekularer
Bürgerkrieg, der nur von außen und mit Gewalt unterdrückt werden
kann.
Nur, wollen wir das?
Offenbar ja.
Wenn Extremisten der Mitte den Kompromiss wegfressen
Wie die Daily
Mail gerade berichtet, verlangen nun sogar Nudisten nach dem
entsprechenden juristischen Schutzschirm bekannt als „Hassverbrechen“.
Sie werden ihre Gründe
haben, könnte man denken, für die Maximalkeule gesellschaftlicher Abwehr. Gibt es
bekanntlich auch in Großbritannien eine intensive Kultur der
Bereicherung durch die übliche Klientel.
Im genauen verlangt
die „Britische Naturalistenvereinigung“ mit ihren 9.000
Mitgliedern nach dem juristischem Maximalschutz für sich, weil es sich bei
ihrem Nackedeientum um eine „philosophische Glaubensfrage“
handelt. Das kann man so sehen, muss man aber nicht.
Ebenso fragt
sich, warum urplötzlich mehr notwendig ist als ein simples Schild am
Strand, das besagt: „Ab hier nur Nacktbaden“. Der Chef der Vereinigung beantwortet die Frage: „Wir wollen in
unserem Alltagsleben nicht ständig missbraucht werden,“ und verweist rhetorisch darauf, dass wenn schon die ganz
oben genannten Kategorien auf der Schutzliste stehen – warum dann
nicht auch Nudisten?
„Niemand verlangt,
dass jeder nackt herumläuft,“ so seine nächste Aussage, die in ihrem Impuls jedoch weniger rational klingt und dem Motiv der verzweifelten Abwehr von Schaden folgt. Ganz im Gegenteil klingt hier eine Forderungsmentalität durch, die dem
invertierten Verlangen nach der Burka gleichkommt und zeigt, dass wir
es hier nicht mit einem kompromissbereiten Mitglied der Gesellschaft
zu tun haben, der darum weiß, dass nicht jeder jeden nackt sehen will.
In der Aussage klingt eher durch, dass hier jemand auf dem Zeitgeist reitend seinen Nagel einschlagen will, obwohl dieser nicht auf Holz aufliegt, sondern auf dem Fleisch, das
Dritte ihr Eigen nennen.
Ganz offenbar sehen die britischen Nudismusfundamentalisten die Gelegenheit gekommen, nicht mehr nur geschützt vor Perveren am ausgewiesenen Strand, im eigenen Garten
oder beim offiziellen Nacktradeln ihre Genitalien belüften zu dürfen. Nein,
sie wollen es immer und überall, wo es ihnen beliebt. Der Hassrede sei Dank.
Dies im Zweifel
auch vor Ihrem Kind. Und wenn sie vor diesen etwas vom Boden aufheben
müssen? Nun, dann kann Ihr Kind ja wegsehen, wenn es diesem nicht
gefällt.
Und Sie übrigens
auch!
Mit dem Zeitgeist
des „Hassverbrechens“ wird also letztlich nicht nur ein extremes
Ende hofiert, das der kompromissorientierten Mitte den Raum zum
Zusammenleben wegfrisst, indem es die verbale Ablehnung kriminalisiert.
Vielmehr sind es mit jenen Randerscheinungen, die sich ein größeres Stück aus der Öffentlichkeit herausschneiden möchten, gleich beide extremen
Enden, die sich ermächtigt fühlen zum Raumgewinn gegenüber den
Rechten all jener, die nie etwas damit zu tun hatten und die auch
künftig nichts damit zu tun haben wollen.
Gestern waren es
also Frauen, Schwarze, Behinderte, Moslems und Buchstabensexuelle,
die ihren Schutzbrief vor „Hassverbrechen“ bekamen.
Heute sind es
Nudisten.
Und morgen?
Übergewichtige, Analphabeten, Farbenblinde, Hypochonder,
Citroenfahrer und Leute, die keinen Spargel mögen. Der Phantasie
sind keine Grenzen gesetzt.
Wir dürfen gespannt
sein, wann es dann so weit sein wird, bis ähnlich der
afghanischen Gesellschaft hohe Mauern um jedes Anwesen gezogen sind
und es innerhalb derer blühende Gärten geben mag. Außerhalb davon aber
es jenseits von schlammigen Feldwegen und herumfliegendem Müll nicht
viel zu sehen gibt. Es sei denn natürlich , es tritt eine Krise ein und dann
passiert genau das, was seit Jahrhunderten auf dem Balkan passiert.