8. November 2019

Man stelle sich vor: Rassismusvorwüfe gegen „Weißendorf“, dem thüringischen Dorf, dessen Wappen eine schwarze Bestie hinter Gittern ziert

Rassistische Heraldik in Weißendorf (Bildquelle)

Weißendorf ist gleich doppelt problematisch



In Thüringen, dem Bundesland Björn Höckes, gibt es einen Ort, dem man bereits am Namen und noch mehr am Wappen ansieht, welche Gesinnung dort vorherrschen muss. Es geht um „Weißendorf“, einem Dorf mit 312 Einwohnern, wo schon am Ortsnamen klar wird, dass dort nur Menschen weißer Hautfarbe erwünscht sind.

Fast noch schlimmer als die Diskriminierung farbiger Menschen durch den Namen Weißendorf aber ist das Wappen der Ortschaft.

In dessen oberen Häfte ziert es einen brüllenden Löwen, einem Symbol das auch schon mit Adolf Hitler in Verbindung gebracht wurde, und das deshalb in der Kritik steht. Die untere Hälfte wiederum besteht aus einer Mauer mit einem vergitterten Fenster. Hinter diesem Fenster lauert eine wilde, schwarze Bestie, deren rechte Hand sich um die Gitterstäbe klammert, so als wollte sie ausbrechen.

Die Bildsprache des Ortswappens von Weißendorf könnte nicht eindeutiger sein.

Hier wacht der Löwe Adolf Hitler mit seinen scharfen Krallen über einen schwarzen Menschen in Gefangenschaft, der verzweifelt versucht, seine Freiheit zu erlangen. Der schwarze Mensch wird dabei aber nicht als human dargestellt, sondern als haarige Bestie mit gefährlichen Pranken.

Die Krallen der schwarzen Bestie jedoch, das wird dem Betrachter des Wappens sofort klar, sind kleiner und damit schwächer als jene des Löwen Hitler, der über seine ewige Gefangenschaft wacht.

Wem diese offen rassistische Heraldik und der Ortsname Weißendorf noch nicht genügt für ein finales Urteil über die Gesinnung der dort lebenden Nazis, der sei auf das Wahlergebnis des Ortes bei der kürzlichen Landtagswahl verwiesen. Über 21% der Landesstimmen von Weißendorf gingen an die Parteien des rechten Spektrums von FDP bis NPD.

Es bestätigt, was Anetta Kahane und ihre Kollegen bei der Amadeu Antonio Stiftung und der Antifa schon lange über die ostdeutsche Provinz sagen: Der Kampf gegen rechts muss dort besonders intensiv geführt werden. 

Denn angesichts eines derart offen präsentierten Rassismus über den Ortsnamen und das Wappen - auf das möglicherweise mehr als diese 21% der Einwohner stolz sind - ist kaum zu erwarten, dass sich die Menschen vor Ort selbst reformieren können.

Den Beginn aber müssen sie selbst machen und dieser obliegt den 79% der Demokraten in dem Dorf und ihren Vertretern im Ortschaftsrat. Deren oberste Aufgabe hat es zu sein, dem berechtigten Rassismusvorwurf gegen sie die erste Wurzel zu ziehen bestehend im Namen und Wappen des Ortes.

Eine Änderung des rassistischen, ausgrenzenden Ortsnamens und der Neugestaltung des an den Faschismus und die Sklaverei erinnernden Wappens ist dringend angezeigt. Nur so kann der Ort zurückkehren auf den Pfad der Demokratie und der Gerechtigkeit für alle Menschen.

Das war Satire! Oder „Fake News“, je nachdem wie man die Sache betrachtet. So weit ab vom Schuss ist aber auch dieser Ausflug in die Abgründe polit-ideologischer Phantastereien leider nicht. Das zeigt eine südwestenglische Ortschaft namens Bideford, die seit Jahr und Tag und bis zu dieser Woche den Beinamen „Kleines weißes Städtchen“ trug...




Telegraph: „Little White Town“ in Devon ändert nach Rassismusvorwürfen seine Wegweiser



Die Ortschaft Bideford im Norden Devons mit seinen 17.000 Einwohnern ist seit mehr als 150 Jahren bekannt als „The Little White Town", zu deutsch „Kleines weißes Städtchen“.

Dennoch steht der langjährige Beinahme der Ortschaft nun auf der Kippe, weil es zu Beschwerden kam, da der Name als „rassistische Beleidigung“ aufgefasst werden könnte.

Ursprünglich stammt der Beiname des Ortes von dem Autor Charles Kingsley, der in seinem Abenteuerroman „Westward Ho!“ von 1855 von „die kleine weiße Stadt Bideford“ erzählte.

Der Name blieb und findet sich inzwischen seit Jahrzehnten auf den Wegweisern, die zu der Stadt führen.

Bei einer Sitzung des Stadtrates Anfang dieses Monats wurde nun aber ein Antrag gestellt zur vollständigen Entfernung des Beinamens.

Der Antrag stammte vom konservativen Fraktionsvorsitzenden Dermot McGeough und besagt: „Nach einer Reihe von Beschwerden von Gemeindemitgliedern schlage ich vor, die Worte ‚Kleine weiße Stadt‘ von allen Schildern in der Stadt und an den Zufahrten der Stadt zu streichen.“

„Die Formulierung ‚Little White Town‘ kann als rassistisch und politisch inkorrekt aufgefasst werden. Daher sollte dieses Problem unverzüglich behoben werden.“

„Sollte diese Formulierung nicht gestrichen wird, dann könnte der Stadtrat als ein Haufen weißer Herrenrassisten bezeichnet werden.“

Der Vorschlag löste eine lebhafte Debatte aus, den einige Mitglieder des Stadtrats als „verrückt gewordene politische Korrektheit“ bezeichneten, am Ende aber erzielte man einen Kompromiss in der Sache.

Zur Vermeidung jeglicher Verwirrung heißt es ab sofort auf jedem Wegweiser: „Charles Kingsleys Little White Town (1855)“.

„Es ist das Richtige, weil wir nicht wollen, dass die Leute denken, wir wären ein Haufen weißer Herrenrassisten. Wir sind nur eine kleine Stadt in Devon “, so Cllr McGeogh gegenüber dem Telegraph.

"Was geschah, war - ein paar Einwohner kamen zu mir und sagten, sie hielten" Little White Town "für rassistisch.

„Es wirkte, als wären Menschen anderer Hautfarben bei uns nicht willkommen. Meine Aufgabe ist es, alle Einwohner zu vertreten, die sich mit ihren Anliegen an mich wenden. Ich habe also nur das getan, wofür ich gewählt wurde.“

Die Einwohner von Bideford waren davor uneinig hinsichtlich der Wirkung des Beinamens, wobei eine Umfrage ergab, dass 69 Prozent für die Beibehaltung der Bezeichnung ware, während 31 Prozent für eine Änderung waren. Stadtrat Peter Christie schrieb in einem Meinungsartikel über die Debatte: „Der Stadtrat diskutierte letzte Woche einen ungewöhnlichen Antrag.“

"Ratsmitglied Dermot McGeough wollte nach einer Reihe von Beschwerden die Worte ‚Little White Town‘ von den Verkehrsschildern an den Eingängen der Stadt streichen.“

„Man muss nicht extra erwähnen, dass der Vorschlag eine Menge Debatten mit Doug Bushby auslöste, der für viele sprach, als er meinte, die 'politische Korrektheit ist verrückt geworden', während Trevor Johns meinte, dass viele Einwohner von Bideford mit denen er sprach über den Vorschlag entsetzt waren.“

„Peter Lawrence wollte niemandem zu nahe treten, fragte sich aber ob das strenggenommen nicht auch dazu führen müsste, dass die Farbe 'Bideford Black' in 'Bideford Slightly Dark' umbenannt werden soll?“

Bidefords Häuser wurden erstmals im Jahr 1850 weiß gestrichen, als die Stadt gegen Cholera-Ausbrüche kämpfte. Dies geschah in der Hoffnung, die Krankheit zu bekämpfen, indem die Häuser mit Kalk gewaschen und die Straßen mit Asche bestreut wurden.

Im Jahr 2008 bereits diskutierte der Stadtrat eine Abänderung der Ortsschilder, um die historische Seegeschichte der Stadt darin darzustellen.

Die Idee löste damals Proteste aus und wurde schließlich aufgegeben.