11. August 2019

Finanzmarkt wird gaga: Dänische Bank bietet seinen Kunden Immobilienkredite mit negativen Zinsen an

Vorschau auf den künftigen 100 Mio. Kroneschein (Bildquelle)

„Es ist etwas faul im Staate Dänemark,“ wusste schon Hamlet. Jeder, der sich in Dänemark ein Eigenheim zulegen will und dafür einen Kredit benötigt, der kann sich nun selbst davon überzeugen. Denn wo früher einmal Vertrauen, Sicherheit, Vorsicht und Risiko im Mittelpunkt standen, da ist nur mehr ein Wühltisch, an dem sich jeder bedienen kann. Dank der globalen Nullzinspolitik wird der Pfeil in und um Kopenhagen herum jetzt erst einmal senkrecht nach oben zeigen, um danach bald schon umzuschlagen auf senkrecht nach unten.


ZeroHedge: Dänemarks drittgrößte Bank bezahlt ihre Kunden dafür, wenn sie eine Hypothek aufnehmen



Bereits 2016, als die ersten negativen Zinsanleihen auftauchten, boten wir unseren Lesern einen Einblick in eine Zukunft abgekürzt mit „NIRP“ (=Negativzinspolitik). Folgendes prognostizierten wir damals für die USA:

„Als Konsequenz aus einem intensiven Streit zwischen der Regierung, dem Kongress und der Federal Reserve wurde das Negative Mortgage Rate Program (NMRP; Negativzinsprogramm für Immobilienkredite) aus der Taufe gehoben. Das Programm ist einfach. Hausbesitzer werden fortan für die Kreditaufnahme bezahlt. Die Federal Reserve erklärt, dass die NMRP eine brillante Erweiterung der NIRP (negative Zinspolitik) ist, weil sie allen zugute kommt, nicht nur dem reichsten Prozent des Landes.

1) Für das Programm wird keine Anzahlung erforderlich sein, der Kredit wird zu 100% finanziert.

2) Es wird keine Zinszahlungen geben. Das heißt, es handelt sich dabei um eine Umkehrung des Prinzips der negativen Tilgungsdarlehen während der Subprime-Ära. Mit anderen Worten, es handelt sich um ein doppelt negatives Darlehen. Der Kreditsaldo verringert sich stetig, als dass er sich erhöht.

3) Eine Hypothekenversicherung wird nicht notwendig sein, da es ohne feste Zinszahlungen auch keine Ausfälle geben kann.

4) Sicherheiten werden nicht erforderlich sein, so dass der gesamte umständliche Kreditantragsprozess entfällt.

Die Zinskosten werden bei -1.000 Dollar pro Jahr liegen. Mit anderen Worten, wer von einem 100.000 Dollar Kredit nichts abstottert, der wird der Bank am Ende des Jahres noch 99.000 Dollar schulden. Unter Verwendung einer allgemein anerkannten 30-jährigen Laufzeit würde der Kreditsaldo am Ende von 30 Jahren noch rund 50.000 Dollar betragen - und zwar ohne dass der Schuldner je eine Rückzahlung durchführen musste.“

So viel zu unserem damaligen Szenario. Für Dänemark hat genau diese Zukunft jetzt begonnen, und das lediglich drei Jahre später, nachdem in denen die globalen Finanzmärkte mit negativ verzinsten Anleiehen im Gesamtwert von über 15 Billionen Dollar geflutet wurden. Im genauen ist es mit der Jyske Bank Dänemarks drittgrößtes Geldhaus, die ihren Kreditkunden neuerdings Hypotheken mit einem negativen Zinssatz anbietet, so dass sie ihre Kunden effektiv dafür bezahlt, wenn sie sich bei der Bank Geld für einen Immobilienkauf ausleihen.

Bei Jyske hieß es in dieser Woche, dass Kunden ab sofort eine 10-jährige Festzinskredit mit einem Zinssatz von -0,5% aufnehmen können. Damit werden diese Kunden weniger zurückzahlen müssen als der Betrag, den sie sich geliehen haben – es trat also haargenau das ein, was wir in unserer dystopischen Prognose von 2016 vorausgesagt haben.

Wer sich in Dänemark also ein kleines Ferienhäuschen für 500.000 Dänische Kronen zulegt (65.000 Euro) und man die Hypothek in 10 Jahren aufs Mal abzahlen will, der muss der Bank nur noch 475.555 Kronen (61.822 Euro) zurück überweisen. Man muss also wirklich nur die Kreditsumme zurückzahlen und zwischendrin keinerlei Zinsen oder Abschlagszahlungen leisten, im Gegenteil, man bekommt einen schönen Bonus von circa einem Monatslohn dazu.

„Es ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Hypothek“, kommentierte der Chefvolkswirt der Jyske Bank Mikkel Høegh die Entscheidung im dänischen Fernsehen. „Vor ein paar Monaten hätten wir noch gesagt, dass so etwas nicht möglich wäre, aber wir waren waren dann selbst überrascht von der Möglichkeit und geben die Gelegenheit nun an Hausbesitzer weiter.“

Wie ist so etwas nur möglich? Høeghs vielsagende Antwort dazu lautete: „Ja, ich verstehe es auch kaum. Tatsächlich habe ich gesagt, dass es nicht passieren darf. Aber wir haben schließlich einen Weg gefunden, wie man Immobilienkredite mit einem negativen Zinssatz realisieren kann“.

Bedenkt man, dass Banken selbst mit einem negativen Zinssatz noch immer Gebühren für die Kreditaufnahme und deren Verwaltung verlangen, dann bedeutet es, dass der Bruttozins noch wesentlich weiter im negativen Bereich liegt.

Gleichzeitig ist der negative Zinssatz der Jyske Bank kein großer Ausreißer in Dänemark, wo es seit kurzer Zeit eine ganze Reihe von Angebote für Hypothekenkrede mit extrem niedrigen Zinsen gibt.

Das seltsame an der Sache allerdings ist, dass die dänische Zentralbank ihren Leitzins seit Januar 2015 positiv bei 0,05 Prozent hält, während ein Großteil Europas und die Schweiz ihre Zinsen in den letzten 5 Jahren in tief negativen Bereich gesenkt haben.

Während Negativzinskredite wie jene der Jyske Bank erst jetzt für Endkunden angeboten werden können, so gibt es laut Bloomberg kurzfristige Immobiliendarlehen schon seit Mai. Lise Nytoft Bergmann, die Chefanalystin der Nordeas Hausfinanzierungsabteilung in Dänemark meinte dazu: „Es war noch nie billiger, sich etwas zu leihen“. Und ein Ende ist erst einmal nicht abzusehen.



Negativzinsen und ihr Ende in der Hyperinflation



Zinsen sind ein Ausdruck für das Risiko, dass ein Kreditnehmer in der Zukunft nicht mehr in der Lage ist, den Kredit zurückzuzahlen. Daher sind die Zinsen neben anderen Faktoren wie dem Einkommen umso niedriger, je kürzer die Kreditlaufzeit angelegt wird, oder je jünger der Kreditnehmer ist. Zumindest theoretisch bedeuten negative Zinsen damit, dass das Risiko eines Rückzahlungsausfalls in der Zukunft - und in diesem Fall im Jahr 2029 - als geringer eingeschätzt wird als heute.

Praktisch heißt es auch, dass wer sich einen Kredit im Wert von einer Millionen Euro holt und am Ende nur 950.000 Euro zurückzahlen muss, der kann sich anstelle einer Immobilie auch einen 10.000 Euro teuren Tresor kaufen und die 950.000 Euro für die Rückzahlung dort in bar einlagern. Die restlichen 40.000 Euro fallen dabei ab als „Verdienst“.

Das ist genauso unlogisch wie es widersinnig ist, und es ist der wohl beste Beweis, dass etwas oberfaul ist an unserem Geld- und Finanzsystem. Trotzdem wird es aufgrund der fixen Zinssätze absolut dominant für jeden in Dänemark, sich so einen Kredit zu holen in einer Höhe die maximal so hoch ist wie das eigene Vermögen. Denn egal was passiert, die Zinsen dafür können nicht steigen.

Die Folge daraus besteht darin, dass es erst einmal senkrecht nach oben gehen wird, weil viel Geld in Umlauf kommt und alles mögliche gebaut und gekauft wird. Dann aber will mindestens ein Teil des aus diesen Geschäftstätigkeiten umgesetzten Geldes ebenfalls angelegt werden, so dass die Angebotsmenge am Kreditmarkt stetig ansteigt und die Zinsen weiter in den negativen Bereich rutschen.

Spätestens wenn die Zinsen so niedrig sind, dass sich jeder eine Immobilie gekauft hat, dann werden die Kreditkunden dazu übergehen und sich von ihren Minuskrediten auch andere Anlegeobjekte oder Konsumgüter kaufen wollen. Genau das wird schließlich die Preise zu Galoppieren beginnen, weil der Geldnachschub so billig ist und aufgrund der negativen Zinsen jeder belohnt wird, wenn er sich daran beteiligt.

So lange sich diese Entwicklung auf Dänemark beschränkt, dann könnte es für eine Weile sogar gut gehen. Sobald es jedoch auf größere Länder überspringt, dann ist es höchste Zeit, sich einen Fallschirm zu besorgen – und zwar ohne dabei einen Kredit aufzunehmen!

Wer sich dafür interessiert, wie das Endspiel mit Negativzinsen aussehen wird, der suche einmal nach „Reichsmark“ oder schaue sich hier ein paar Bilder an.