30. Juli 2019

Der linke Spagat, wenn Burkafrauen schwule Männer hassen [plus großargiges Video!]

Was nicht passt wird (nicht) passend gemacht

Zum Glück kann man sagen hat heute jeder eine internetfähige Kamera in der Hosentasche. Denn ansonsten würden uns einige positive wie negative Leckereien des gegenseitigen Miteinanders entgehen. Es bringt einfach Wahrheit ins Spiel, auch wenn sie manchmal doch nicht zählt, man denke da nur an die Szene mit „Hase du bleibst hier..“. In anderen Fällen wiederum wie diesem mit einer Burkafrau, die keine Schwulen mag, legt die gefilmte Straßenrealität Doppelmoralitäten offen, deren Erwähnung sonst nur abstrakt bliebe und damit nicht herankäme an den Wohlfühlgestus der Herolde linker Wahrheit.



The Spectator: Die seltsame Reaktion Medien auf eine burkatragende Schwulenhasserin




Dürfen wir jetzt etwa auch die Burka kritisieren? Genau diese Frage kam mir in den Sinn, als ich diesen viralen Clip einer Frau in einer Burka sah, die in London während einer Schwulenparade die Teilnehmer mit homophoben Sprüchen beleidigte. Da kann es gar nicht anders sein, als dass man im Gegenzug ab sofort auch dieses mittelalterliche Kleidungsstück (das in mehreren muslimischen Ländern übrigens verboten ist) mitsamt der Einstellung ihrer Trägerinnen kritisieren.

Zugegeben, überraschend war die Aufnahme dieser schwulenfeindlichen Hass speißenden Burkaträgerin nicht. Schockierend, ja das schon, aber nicht überraschend. Immerhin war es eine von Kopf bis Fuß mit einem archaisch anmutenden Kleidungsstück verhüllt, da wären liberale Ansichten über Sexualität eher erstaunlich.

„Schande über dich“, schrie die Frau den Mann an, der mit einer Schwulenfahne unterwegs war. „Gott schuf Adam und Eva, nicht Adam und Steve“, fuhr sie fort in einer Weise, wie man sie von Rechtskonservativen in den 1950er Jahren erwartet hätte, alles natürlich abgeschmeckt mit der typischen vom Koran inspirierten Abscheu vor Homosexualität. Der Begriff „Schmelztiegel“ trifft die Mentalität der Frau recht gut – sie steht für die formvollendete Fusion der europäischen Kultur der 1950er Jahre mit einem Hauch von östlich inspiriertem Extremismus.

In den linken Kreisen hat das Video einiges an Unbehagen ausgelöst. Schließlich mag die Riege der linken Gutmenschen Schwule und Frauen gleichermaßen, vor allem wenn letztere eine Burka tragen. Wie ist die neue Frage, soll man nur auf einen derartigen öffentlich ausgetragenen Streit reagieren, der sich in der Szene zwischen zwei ihrer Lieblingsidentitätsgruppen abspielt?

Das ist ein ziemlicher Brocken. Verurteilen Sie den religiösen Radikalismus, dann riskieren sie, dass sie sich in das Lager von Boris Johnson bewegen, diesem bösen Islamophoben, der alle Burkaträgerinnen am liebsten aus dem Land werfen würde. Oder soll man sich eher für das Gebrüll der Dame aussprechen, und dass es manchmal eben völlig im Rahmen des Legitimen liegt, sich beleidigend über Schwule herzumachen? Was für ein Dilemma das nur ist für die intersektionelle Linke!

Wie sich zeigt scheint ihre Lösung darin zu bestehen, das sie mit einigen Schwulenhassern ganz einfach nachsichtiger umgehen als mit anderen Schwulenhassern. Stella Creasy, die linke Parlamentsabgeordnete des Wahlkreises, wo sich der Zwischenfall abspielte beispielsweise meinte darüber, sie sei habe „Bauchschmerzen“ davon bekommen – eine harmlos-passive Umschreibung, die eigentlich alles sagt.

Der Artikel zur Auseinandersetzung des stramm linken Independent wiederum tänzelt geschickt um die Tatsache herum, dass die Frau eine Burka trug und informiert seine Leser lediglich darüber, dass die Schwulenhasserin „in Schwarz gekleidet war, mit einem schwarzen Schleier und dazu eine schwarz umrandete Brille trug“. Das ist keineswegs falsch berichtet. Können wir vielleicht noch mehr erfahren über ihre Kleidung? Die Frau, so der Independent weiter, trug „Kleidung, die gemeinhin mit weiblichen Anhängern des Islam in Verbindung gebracht wird“. Geht doch! Und all das, ohne auch nur einmal das Wort „Burka“ erwähnt zu haben. Reife Leistung! Vielleicht dachte man beim Independent ganz einfach nur, dass die Erwähnung des Begriffs eine Welle der Islamophobie auslösen könnte.

Dazu frage ich mich auch, ob ich der einzige bin, der es für beunruhigend hält, dass am Ende des Videos zu hören ist, wie das Opfer des Missbrauchs der Frau als Antwort gibt: „Wir lieben euch trotzdem“? Nicht nur das, ein zweiter Teilnehmer der Schwulenparade kann gehört werden, der die Frau darüber informiert, dass Faschisten „das Gleiche über sie [die Muslime] sagen wie über Schwule“. Warum zeigen die beiden eine derartige Nachsicht? Warum haben sie ihr nicht einfach gesagt, sie soll verschwinden? Etwas, das sie definitiv und mit vollem Recht getan hätten, wenn der Schwulenhass von jemand anderem gekommen wäre.

Man muss sich dazu nur einmal vorstellen, dass es nicht eine Burkaträgerin ist, die ihren schwulenfeindlichen Sermon in die Menge brüllt, sondern ein großer, weißer Typ mit einem heftigen örtlichen Dialekt, dazu Tattoos und einer Fahne mit dem St. Georgskreuz, das aus der Gesäßtasche herausschaut. Wäre es in diesem Fall vorstellbar, dass auch in diesem Fall die Abgeordnete Frau Creasy nur „Bauchschmerzen“ gehabt hätte? Oder dass der Twittermob sich ähnlich zurückgehalten hätte, wie beim Video mit der Burkafrau? Nein, sicherlich nicht.

Und genau das ist das Problem. Das Messen des Islams und seiner Anhänger mit zweierlei Maß ist geradezu zwanghaft geworden, so dass ihnen von der stets auf der Lauer liegenden linken Gutmenschenbrigade selbst die rückständigsten Ansichten durchgelassen werden.

Solange sich islamische Fundamentalisten nicht rechtfertigen müssen, sondern im Gegenteil von einer ganzen Industrie an Islamophilen geschützt werden, die praktisch jede Kritik am Islam als Hassverbrechen hinstellt, wie sollen diese Personen dann jemals in die Verlegenheit kommen, ihre Ansichten zu hinterfragen? Oder gar ihre Meinung zu ändern? Über die eigenen Überzeugungen zu reflektieren und zu versuchen, das eigene Weltbild an die Realität anzupassen?

Müssen wir uns angesichts des Schutzschirms über dem Islam wirklich wundern, wenn diese Burkaträgerin allen Ernstes denkt, dass sie auf der Straße in aller Offenheit ihren rückständigen religiösen Hass gegen homosexuelle Menschen schleudern kann? Immerhin lebt sie in einem Land, in dem es sogar verboten ist, überhaupt Kritik an der Burka zu äußern, wie Boris Johnson vor einiger Zeit entdecken musste, als er das Kleidungsstück völlig zu Recht als repressives und lächerliches Kleidungsstück bezeichnete.

Boris hatte Recht. Die Burka ist lächerlich und repressiv. Sie ist darüber hinaus auch unsozial und ein großes, schwarzes „Fickt euch alle“ an die restliche Gesellschaft. Es ist ein feindseliges Gewand, das die Treue der Trägerin zu archaischen religiösen Werten und ihre Verachtung für die liberale, unzüchtige Gesellschaft, in der sie lebt, erklärt.

Natürlich sollte die Burka nicht verboten werden. Frauen sollten noch immer die Freiheit haben, diese zu tragen wenn sie wollen. Aber auch der Rest von uns sollte die Freiheit haben, die Burka zu bezeichnen als ein Repressionswerkzeug und eine Beleidigung, und dass jene, die sie tragen wie die Frau in London im Video sich aller Wahrscheinlichkeit in einer Gesinnung des hemmungslosen Schwulenhasses ergehen.

Zu allem Überfluss hat sich nun auch die Polizei in die Sache eingeschaltet, die gegen die Frau ein Verfahren wegen eines angeblichen Hassverbrechens eingeleitet hat. Aber wir brauchen nicht mehr Autoritarismus. Wir brauchen auch keine weitere Sprachpolizei. Das einzige was wir brauchen ist eine offenere und kritischere Öffentlichkeit, in der alles - auch der Islam - zur Debatte steht.