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Aus aktuellem Anlass
möchte ich kurz auf die volkswirtschaftlichen Kosten eingehen, die
uns Gevatter Staat aufzwingt im Namen des „Kampfes gegen den
Terror“ und wie schwachsinnig das alles eigentlich ist. Es geht um
Prepaidkarten für Handys, die trotz Smartphone und Flatrate mit
einem 25 Prozent Anteil noch immer einen bedeutenden Teil des
Mobilfunkmarktes ausmachen. Irgendwann 2017 beschloss die Regierung,
dass man diese Karten nicht mehr unmittelbar freischalten kann,
sondern sich per Ausweis registrieren lassen muss, damit auch bloß
kein Terrorist mehr unerkannt mit dem
Handy zwischen Flensburg und Freiburg eine Bombe zünden kann.
Ein paar Zahlen zum Geschehen auf dem Mobilfunkmarkt
Laut
Zahlen von Statista gibt es in Deutschland es ungefähr 134
Millionen Mobilfunkanschlüsse, was deutlich mehr als 1,5 Handys pro
Kopf entspricht. Ich nehme an, das liegt daran, dass die arbeitende
Hälfte der Bevölkerung sehr wahrscheinlich über zwei Anschlüsse
verfügt, einen beruflichen und einen privaten.
Kombiniert man diese
Zahl mit dem
Anteil von 25 Prozent für Prepaidkarten, dann lässt sich
schließen, dass dieses Vertragsmodell in Deutschland deutlich über
30 Millionen Mal vorkommt.
Hinsichtlich des
Volumens neu hinzukommender Prepaidhandys pro Jahr habe ich auf
Anhieb keine Zahlen gefunden und möchte daher einen großzügigen Schätzwert von 6
Jahren annehmen für die Lebenszeit von Prepaidkarten, die
gemeinsam mit dem abgenutzten Billighandy ausgetauscht wird.
Diese Zahl ist
vermutlich eher konservativ, da offenbar bereits nach zwei Jahren Schluss ist
mit Telefonieren, wenn man sein Handy nie mit Guthaben auflädt. Das kann beispielsweise sein, wenn
man die Nummer ausschließlich für irgendwelche SMS Bestätigungen im Internet
verwendet. So jedenfalls war es bei mir und das war es auch, was mir überhaupt
erst einen verärgerten Grund gab, diese Zahlen aufzubereiten.
Mit der Annahme von
6 Jahren liegt das Marktvolumen für Prepaidkarten also bei jährlich
mindestens 5 Millionen Einheiten. Oder anders gesagt, pro Jahr greifen 5
Millionen Menschen beim Einkauf im Supermarkt bei einem dieser
Prepaidangebote zu. Im Handyladen geschieht das heute eher seltener,
da die Marge viel zu klein ist und man sich dort lieber auf den
Verkauf teurer Smartphones inklusive Internetvertrag konzentriert.
So viel zum
Handymarkt und nun zum Staat…
Die Frage lautet: Wer ist dümmer, der Staat oder der Terrorist?
Trotz
Berichterstattung darüber ist es vermutlich nicht nur mir
entgangen, dass die Regierung vor etwas mehr als einem Jahr beschloss, dass man Prepaidkarten nicht
mehr einfach so anonym freischalten kann, sondern sich eindeutig mit
Ausweis und allem drum und dran identifizieren muss.
Wo man davor per
kurzem Anruf oder Onlineformular in einer Minute alles hinter sich
bringen konnte und im Zweifel "Max Mustermann aus Musterstadt" angab, so muss man seit Mitte 2017 im Zweifel bei der Post vorbeigehen und
sich dafür rechtfertigen, dass man telefonieren will. Wen es interessiert, festgeschrieben ist das alles in
§111, Telekommunikationsgesetz.
Als Grund für diese
Perle von Maßnahme wurde der notorische „Kampf gegen den Terror“
angeführt. Terroristen sollen nicht mehr einfach anonym in Raqqa
anrufen können, um dort eine Rohrbombe zu bestellen, um sie dann später ebenso anonym per Handyanruf zwischen den Merkelpollern auf dem
Wintermarkt zu zünden.
Dieses Schreckensszenario gehört nun der Vergangenheit an und ich denke, es ist gerechtfertigt, wenn wir alle an dieser Stelle kurz innehalten und ein schnelles Stoßgebet in
Richtung Himmel schicken. Unser Land, in dem wir gut und gerne
leben wurde mit dieser Maßnahme nämlich wirklich total viel sicherer.
Also sicherer
abzüglich der Tatsache, dass:
- noch genügend alte, anonyme Simkarten im Umlauf sind.
- manche Verantwortliche bei der Identifikationsstelle korrupt sein könnten.
- Terroristen oder Kriminelle sich bereits freigeschaltete Handys auch klauen können.
- es das sog. „Internet“ gibt, mit dessen Hilfe man sich mit nur wenigen Tricks anonym und verschlüsselt unterhalten kann und das trotz voriger Identifizierung.
- man auch mit anonymen ausländischen Prepaidkarten in Deutschland telefonieren kann.
- es nicht nur dumme Terroristen gibt, sondern auch welche, die wissen wie man in Chiffren spricht oder die gar auf verdächtige telefonische Gespräche verzichten.
- dumme Terroristen, die das nicht machen auch anderweitig dumm sind und daher überall verräterische Fehler begehen, weshalb die sich Sicherheitsbehörden auf diese übrigen unter den Fehlern konzentrieren könnten.
- es nicht allzu schwer ist, aus dem Standort, der Stimme und dem Inhalt des Gesprächs die Identität einer Person herauszufinden. (Falls der Geheimdienst hier Probleme hat, stehe ich beratend gerne zur Verfügung)
- der Effekt der Entanonymisierung der deutschen Prepaidkarten statistisch gesehen vielleicht alle zwanzig Jahre einer Person das Leben rettet. (Oder glaubt etwa jemand, alleine mit dieser Maßnahme ließe sich irgendein Terrorist von seinem Treiben abhalten oder erwischen bevor es zu spät ist?)
- sämtliche Bemühungen in diese Richtung für mindestens 20 Jahre Null und Nichtig gemacht wurden aufgrund der hunderttausendfachen Vergabe von anonymen Smartphones inklusive Simkarte an illegale Migranten mit unbekannter Identität (im genauen wird es es bis zum nächsten Technologiewechsel dauern, wenn die alten anonymen Smartphones technisch nicht mehr ins Netz kommen).
Vor allem der letzte Punkt wirkt auf mich in diesem Zusammenhang wie ein schlechter Scherz aus dem Gruselkabinett der Dummheiten. Aber hey, es ist der Versuch der zählt, nicht wahr, Herr de Maizire? Olympisches
Motto und so. Oder kam diese intellektuelle Meisterleistung der
Staatskunst am Ende aus Heikos damaliger Justizkrabbelgruppe?
Die relevanten Elemente für die volkswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung
Trotz
dieser konzeptionellen Schwächen sollte man stets auch auf die
Preisleistung einer Maßnahme achten. Das heißt, eine Maßnahme mag
zwar wenig bringen, wenn aber der dafür notwendige Aufwand noch
kleiner ist, dann lohnt sie sich trotzdem.
Schauen
wir uns nun an, was uns zur Auswahl gegeben wird für unsere
pflichtgemäße Identifizierung vor der Staatsmacht. Die Computerbild
schrieb dazu:
„Die Mobilfunkbetreiber setzen in ihren Shops auf eine Ausweiskontrolle beim Kauf. Entscheidet sich ein Kunde zum Online-Kauf oder etwa in einem Supermarkt, ist der Video-Ident-Chat eine häufig angebotene Lösung: Per Smartphone oder Computer verbindet sich der Kunde mit einem Mitarbeiter eines Dienstleisters per Video-Anruf, dann erfolgt die Ausweiskontrolle per Abgleich der angegebenen Daten. Wer den Video-Ident-Chat nicht nutzen möchte, kann die Angelegenheit meist auch via Post-Ident-Verfahren regeln: Ein Postler prüft in einer Filiale die Identität per Ausweiskontrolle.“
Es
gibt also drei Wege der Identifikation, wobei zur weiteren Berechnung
der Kosten zweierlei darüber wichtig ist. Zum einen die Anteile dessen, wie viele jeweils welche Identifikationsmöglichkeit wählen und zum anderen, wie lange das jeweils damit
verbundene Verfahren dauert.
1.
Direkt beim Kauf im Handyladen
Das
ist die wohl schnellste Variante, da man lediglich kurz den Ausweis
zücken muss und nach einer halben Minute ist alles vorbei. Jedoch gibt es diese nicht mehr in allen Läden,
das war zumindest meine Erfahrung beim Abgehen gleich dreier
Handyläden, als ich mir „kurz mal eben“ eine neue Prepaidkarte
holen wollte.
Dazu
kommt auch der sicherlich häufige Gelegenheitskauf beim Aldi, wo das
Verfahren nicht infrage kommt. Das heißt, die Variante ist in
vielleicht 20 Prozent aller Fällen relevant.
2.
Der Videochat per Smartphone/Laptopkamera
Diese
Variante dauert meist etwa 5 Minuten, geht also ein bisschen länger als die erste Variante, ist aber auch irgendwann vorbei. Allerdings hat nicht jeder das entsprechende Gerät zu Hause, oder es funktioniert
gerade nicht, oder man mag die Variante einfach nicht.
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass dieses Verfahren von maximal zwei Dritteln aller Prepaidkartenkäufer wahrgenommen wird, wobei ich die glatten60 Prozent als Annahme wählen möchte.
3.
Der Weg über das Post-Ident-Verfahren
Abzüglich
der anderen beiden Varianten bleiben noch 20 Prozent aller
Prepaidkartenkäufer, die für die Freischaltung der neuen Simkarte etwas länger mit Vater Staat verbringen müssen, da das
Post-Ident-Verfahren die mit Abstand aufwändigste
Weise, wie wir uns als harmlos ausgeben können.
Zwar ist
das Verfahren auch per Postboten möglich, nur, wann kommt der schon vorbei, wenn
wir zu Hause sind? Wohl nur dann, wenn wir gerade keine Prepaidkarte
brauchen.
Es
wird daher in den meisten Fällen darauf herauslaufen, ohne den
Ausweis zu Hause zu vergessen während ihrer Öffnungszeiten zu einer
Postfiliale zu gehen und...
- 2 Minuten lang erst einmal nachsehen, wann überhaupt offen ist (und wann Mittagspause, weil Beamte)
- 8 Minuten lang den Weg dorthin finden
- 5 Minuten lang in der Schlange warten
- 5 Minuten lang das Verfahren über sich ergehen lassen
Ein
besonderes Risikomoment in dieser Variante besteht dazu darin, dass
sich viele Postfilialen in der Innenstadt befinden und sich in der
Zeit des Aufenthalts ein Bombenanschlag ereignen könnte, die mit
einem alten und damit anonymen Prepaidhandy ferngezündet wurde.
Das
aber möchte ich außen vor lassen wie auch die Heimfahrt nach dem
Besuch auf der Post, sowie einen möglichen Abstecher zum Bäcker
nach Verlassen der Postfiliale oder mögliche Extrakosten, die sich aus der Warterei auf die Freischaltung ergeben, weil man nur dann Zeit hat, wenn gerade zu ist.
Die Gewichtung und Endabrechnung
Berechnet
werden abschließend nun die direkten Zeitkosten, die mit der notwendigen Identifizierung bei
der deutschen Bevölkerung entstehen:
- Im Handyladen: 20% x 0,5 Minuten x 5 Millionen Einheiten = 500.000 Minuten
- Per Videochat: 60% x 5 Minuten x 5 Millionen Einheiten = 15 Millionen Minuten
- Bei der Post: 20% x 20 Minuten x 5 Millionen Einheiten = 20 Millionen Minuten
Ganz
Deutschland verbringt also jedes Jahr aufgrund dieser Regelung mit
dem Freischalten von neuen Prepaidhandykarten:
- 35,5 Millionen Minuten
- 591.666,7 Stunden
- 24.652 Tage
- 3531 Wochen
- 815 Monate
- 67,5 Jahre
Fast
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Jahr! Danke Politik,
tausendfach Danke!
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