2. Oktober 2018

Linke Art der Armutsbekämpfung „unterkomplex“ - meinen Linke, ohne es zu merken


Afrikaner: Auf dem Weg nach El Doropa (Bildquelle)

Meine kürzliche Beschäftigung mit dem Blog Nachdenkseiten steckt mir noch immer in den Knochen. Ich hatte wirklich etwas ganz anderes erwartet und sicherlich keine linksdoktrinäre Jauchegrube mit blubberndem Giftschlamm ganz unten. Welche Abgründe sich dort auftun und wie sehr man sich dort fälschlicherweise für intelligent hält und sich dabei permanent selbst widerspricht bemerkt man, wenn man ihre Ansichten ernst nimmt. Im folgenden ein Beispiel dazu aus dem Themenbereich „Armut besiegen“.


Linke Sichtweise auf Afrika ist „unterkomplex“



Es war ganz zu Beginn, dass ich diesen Artikel über Afrika dort fand. Er entspricht überhaupt nicht dem üblichen Gefloskel linker Analyseversuche. Afrika, so der Tenor des Artikels, rückt im Zuge der Migrationskrise immer mehr in den Mittelpunkt als Negativfaktor. Allerdings erkennt weder die politische Rechte den wirklichen Hebel, den viele Afrikaner nach Europa ziehen lässt, da sie nur etwas von „Wirtschaftsflüchtlingen und dem Untergang Europas fabulieren“. Noch erkennt die politische Linke das wirkliche Problem, wenn sie meint, der „Kapitalismus“ und die Ausbeutung durch den „weißen Mann“ seien schuld.

Während ich beim ersten Lesen des Artikels noch überzeugt war, dass die Nachdenkseiten offenbar keine klassisch linksdogmatischen Positionen vertritt, so muss ich mittlerweile sagen, dass der Inhalt des Artikels einem kleinen Wunder gleichkommt. Das gilt insbesondere dann, wenn man den Satz danach berücksichtigt:

„Das [also die linke Kapitalismuskeile] ist sicherlich gut gemeint, aber „unterkomplex“ und führt uns in der Debatte auch nicht weiter.“

Dialektik und Klassenanalyse sind also unterkomplex, WOW! Das aus einer linken Feder.


Woran Afrika wirklich krankt: Kinder fressen die Produktivität weg



Der Artikel stellt danach einige ökonomische Vergleiche an mit den üblichen Verdächtigen aus Afrika: Korrupte Eliten, kaum Infrastruktur, Rohstoffe werden zu billig aufgekauft und Fertigwaren abgeladen, was die heimische Konkurrenz unten hält.

Doch dann kommt der Artikel auf die „demografische Falle“ zu sprechen und hier wird es interessant. Mit Verweis auf Uganda wird festgestellt, dass in vielen Ländern Afrikas die Bevölkerung mit der Wirtschaft (und damit der Produktivität) mitwächst. Uganda erlebt ein für ein armes Land zaghaftes Wirtschaftswachstum von 3,5%, „gleichzeitig wuchs jedoch die ugandische Bevölkerung im Schnitt ebenfalls um 3,5%.“

Die naheliegende Konsequenz besteht darin, dass „unter dem Strich nur mehr ein Nullwachstum bleibt“ für Uganda. 1,6 Millionen Kinder werden im Jahr geboren, doppelt so viele als in Deutschland mit der doppelten Bevölkerung und dank internationaler medizinischer Hilfe und Impfprogrammen überleben immer mehr davon. Dadurch drängen jedes Jahr mehr Schüler in die Schulen, in die Universitäten und auf den Arbeitsmarkt. Allerdings können diese nicht schnell genug mitwachsen und es muss jedem denkenden Menschen klar sein, wohin eine solche Konstellation führen muss: „Zu Krieg oder zu Massenmigration.“

Das ist erhellend, wird von linker Seite doch sonst immer ein anderer Fokus gelegt und argumentiert, dass man einfach nur mehr Schulen bauen muss und ein Sozialversicherungssystem für Afrika und dann löst sich das Problem der Bevölkerungsexplosion von selbst.



Was tun?



Verwiesen wird auf China, also Festlandchina unter Deng Xiao Ping. Dort hat man sich irgendwann auf den Protektionismus besinnt, angefangen sich als billige Werkbank anzubieten und konnte so über zwei Generationen zum Technologiegiganten aufsteigen. Das, so der Artikel, müsste doch auch mit Afrika funktionieren. 

Anstelle von Schüsseln voller Reis sollen die Afrikaner zinslose KMU Kredite erhalten und altgediente Ingenieure sollen ihren jungen afrikanischen Kollegen zeigen, wie man sein Produkt auf den Weltmarkt bekommt. Flankiert müsste das werden mit Schutzzöllen für Afrika, damit sich dort etwas entwickeln kann. Gleichzeitig muss die klassische Entwicklungshilfe zurückgefahren und ihre schädlichen Auswirkungen abgestellt werden.

Genau so hat es auch China gemacht und es funktioniert so weit bekanntlich überaus erfolgreich. China hat aber noch etwas anderes gemacht: Es hat ein ziemlich rigides Geburtenkontrollprogramm eingeführt und man muss sich fragen, ob das Land heute vergleichbar dastünde, hätte es dies nicht gegeben, sondern wäre einfach weiter gewachsen mit heute 400 Millionen Menschen mehr, als mit der Ein-Kind-Politik.

Darauf eingehen wollen die Nachdenkseiten nicht, weil die Maßnahme wohl zu rabiat und unbeliebt ist in der öffentlichen Meinung. So schließt man dann auch pessimistisch:

„Den einen großen Gegenentwurf, mit dem Afrika gerettet werden kann, gibt es nicht [also etwa eine 1-Kind-Politik]; wohl aber zahlreiche kleinere Entwürfe, die in der Summe die große kommende Katastrophe zwar nicht verhindern, aber zumindest abfedern könnten.“

Hier noch einmal alles kurz zusammengefasst:

Man sieht die Migrationskatastrophe aus Afrika kommen und man weiß dass sie ablaufen wird, weil die Afrikaner zu viel schnaxeln, während sie eigentlich arbeiten sollten. Daher will man „rechte“ Maßnahmen ergreifen, um die Konsequenzen abzufedern, und hält andere Erkläransätze wie die Bösartigkeit von „weißen Männern“ und dem „Kapitalismus“ für „unterkomplex“, sprich für falsch, dumm, nicht erwägenswert und sogar für kontraproduktiv.



Warum wird im Bezug auf Deutschland dann trotzdem noch „unterkomplex“ argumentiert?



Wir wissen nun, dass einige Linke im Ernstfall also durchaus bereit sind, anzuerkennen, dass Besteuern, Gesundbeten und Umverteilungstöpfe füllen nichts bringen. Unterm Strich zählen nur harte Maßnahmen, die sich für die Einzelnen klar rechnen.

Warum aber gilt das ausschließlich für Afrika, nicht aber für Deutschland?

Hier nur einmal zwei von extrem vielen Artikeln bei den Nachdenkseiten mit dem üblichen linken Umverteilungsdünnpfiff:


Mehr als die Titel braucht es nicht um zu wissen, was inhaltlich zu erwarten ist. Beide implizieren und explizieren den üblichen Dreiklang aus mehr Steuern, mehr Progression und mehr Umverteilung.

Nur, warum eigentlich? Das funktioniert doch nicht, wie die Nachdenkseiten am Beispiel Afrika selbst feststellen. 

Die Analogie aus den von den Nachdenkseiten vorgeschlagenen Lösungen für Afrika bestünde für die deutsche Unterschicht darin, dass...

  1. Die (direkten) Steuern für Niedriglöhner müssen runter. (= „Schutzzölle“)
  2. Die Sozialhilfe muss rundweg abgeschafft werden. ( = „weg mit der klassischen Entwicklungshilfe“)
  3. Die Verantwortung für Misserfolge liegt beim Einzelnen, nicht bei der Gesellschaft. (=“Afrika ernst nehmen“)

Das ist das exakte Gegenteil dessen, was man sonst so hört aus der linken Ecke und es klingt überhaupt nicht links, sondern eher nach dem, was man gewöhnlich aus der FDP hört und wofür sie dann wieder als asozial hingestellt wird.

Fazit: Wer hätte das gedacht, auch Linksausleger hegen diese Ansichten und sie wissen sogar, dass alles andere dummer, weil „unterkomplexer“ Blödsinn ist! Sie merken es nur nicht. Ich frage mich, warum...