Wie schnell eine Lüge um die Welt rennen kann am Beispiel eines Ehepaares, das mit vorgehaltener Waffe Black Lives Matter Protestierer bedroht

Zombifilmreife Szene aus St. Louis (Bildquelle)


Reiche weiße Rassisten bedrohen friedliche schwarze Demonstranten – oder so ähnlich


Gerade geht in den Sozialen Medien ein Video viral, auf dem ein mittelaltes weißes Ehepaar zu sehen ist, wie sie barfuß und in edler Freizeitbekleidung auf der Veranda ihrer üppigen Villa stehen und mit vorgehaltener Waffe schwarze Demonstranten bedrohen, die sich gerade auf dem Weg zu einem Black Lives Matter Protest befinden.

Die 30 Sekunden lange Szene ist überaus sehenswert, es handelt sich dabei fast um einen Bilderbuchauszug aus dem Lehrbuch für soziale Disparitäten. Der Mann auf der Veranda übrigens ruft „Verlasst mein Grundstück.“ Die Demonstranten derweil skandieren vermutlich das übliche. Leider lässt sich das nicht ganz verstehen.



Der Fall insgesamt scheint überaus eindeutig zu sein: Zwei reiche weiße Kapitalisten, die sich auf dem Rücken der ehemaligen Sklaven bereichert haben und per Diskriminierung weiterhin bereichern, projezieren ihre Gewaltbereitschaft, indem sie den armen, unterdrückten schwarzen Massen ihre Waffensammlung vorführen.

Angesichts derartiger Eindeutigkeiten sollte es keine Frage sein, auf welche Seite sich die Gerechtigkeit in diesem Falle schlagen wird: Garantiert nicht auf die Seite jener, die einen Palast bewohnen, der groß genug ist, um sich darin zu verlaufen.

Leider gibt es jedoch einen kleinen Haken, worauf unter anderem Kassandra Fairbanks bei Twitter mit einem zweiten Video der Szene hinwies. Es handelt sich dabei um 1,5 Minuten, die man sich zur Einordnung des Sachverhalts ebenfalls zu Gemüte führen sollte.



Daraus ergibt sich die erstaunliche Wendung, dass sich die Protestierer zunächst auf einer großen Durchgangsstraße befanden, und dann – das ist eine Spekulation – bemerkten, wie eine der Zugänge zu den Anwesen hinter den hohen Hecken offen stand. Leider ist das Bild bei 0:12 zu verschwommen, so dass man nicht lesen kann, was auf dem Schild direkt hinter dem Zugang steht. Ein anderer Twitternutzer hat sich aber die Mühe gemacht und ein Foto davon aufgetrieben:



Auf dem Schild steht: „Privatstraße; Betreten verboten“. Eindeutiger geht es kaum. Mit dem zweiten Video erklärt sich denn auch die verhältnismäßig unbeholfen dargestellte Wehrhaftigkeit des Paares (barfuß und wild mit der Pistole wedelnd). Vermutlich saßen die beiden gerade gemütlich auf der Veranda und haben den schönen Tag bei einem Gläschen Rose genossen und sich nichts böses dabei gedacht.

Fazit: Man darf gespannt sein, wie die deutschen Mainstream Medien den rassistischen Zwischenfall durch die beiden „weißen Rassisten“ bewerten wird, die „grundlos Schwarze mit vorgehaltener Waffe bedrohten, als diese in friedlicher Weise auf dem Weg zu einer Demonstration für mehr Gerechtigkeit waren“ - oder so ähnlich.

Die US-Mainstream Medien zumindest haben schon einmal vorgelegt. Von CBS bis zur Washington Post erzählt man die Geschichte der friedlichen Protestierern und der waffenschwingenden Villenbesitzern, vergisst dabei jedoch das eine kleine, aber überaus entscheidende Detail mit dem "Betreten Verboten" Schild.


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