Die Stimmung an den Finanzmärkten dreht sich in Richtung Crash


Auf zu viel rot an der Börse folgt manchmal rot auf der Straße (Bildquelle)

Gerade vor weniger als zwei Stunden stieg der Goldpreis auf über 1.500 Dollar. Es ist ein Zeichen von vielen, dass etwas nicht stimmt und uns in den kommenden Tagen oder Wochen eine akute Wirtschaftskrise bevorstehen könnte. Für immer mehr Anleger und Analysten sind  die Aussichten düster, was alleine schon von der psychologischen Seite nichts gutes verheißt. Die Frage ist noch, was den finalen Auslöser für den Absturz geben könnte, wobei Michael Snyder einen konkreten Kandidaten auf dem Schirm hat: Es ist das hemmungslos überbewertete und hoch verschuldete Netflix.


Michael Snyder: Steht ein Börsencrash unmittelbar bevor?: „Möglicherweise erleben wir den gefährlichsten finanziellen Moment seit der Finanzkrise 2009“



Die Volatilität ist zurück an der Wall Street und zwar heftig, viele Anleger macht das im Moment extrem nervös. In den letzten Tagen gab es eine dramatische Eskalation beim Handelskrieg der USA mit China und viele vermuten, dass ein weiterer Börsencrash unmittelbar bevorstehen könnte. Für viele war es ein heftiger Schock, als der Dow Jones am Montag um 767 Punkte absackte, dann aber erholte sich der Index am Dienstag wieder um 311 Punkte. 

Für einige ist das ein gutes Zeichen wonach alles wieder in Ordnung ist, allerdings ist es Teil einer jeden Börsenkrise, dass es an manchen Tagen stark nach unten geht, an anderen aber auch stark nach oben. Tatsächlich gab es inmitten in der Finanzkrise des Jahres 2008 mehrere der größten eintägigen Zugewinne in der Geschichte der USA. Lassen Sie sich also bitte nicht davon täuschen, und dass die Krise „vorbei“ sei, nur weil die Kurse an einem bestimmten Tag steigen. Die Party beginnt gerade erst und wenn es so richtig losgeht, dann wird sie nichts und niemand aufhalten können.

Jede Finanzkrise braucht einen „Auslöser“ und es scheint, dass es sich dieses Mal um den schnell eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China in der zweiten Jahreshälfte 2019 sein könnte. Tatsächlich hat der ehemalige Finanzminister Larry Summers gerade auf Twitter zugegeben, dass wir vielleicht gerade den „gefährlichsten finanziellen Moment seit der Finanzkrise 2009“ erleben:

„Aufgrund der aktuellen Entwicklungen zwischen den USA und China befinden wir uns möglicherweise im gefährlichsten finanziellen Moment seit der Finanzkrise 2009 erleben.“

Das sind überaus deutliche Worte, viele andere warnen in ähnlicher Weise. Zum Beispiel meinte Nomuras Spitzenanalyst gerade davor, dass die aktuellen Bedingungen an der Wall Street „dem Bild der Stimmung am Vorabend des Zusammenbruchs von Lehman Brothers 2008 ähneln“:

„‘Momentan halten wir es für einen Fehler, die Möglichkeit eines lehmanähnlichen Schocks als bloßes Nebenrisiko abzutun‘, sagte Nomuras Makro- und Geldexperte Masanari Takada in einer Bekanntmachung am Dienstag. ‚Das Muster der Stimmung an den US-Börsen ähnelt immer mehr dem Stimmungsbild am Vorabend des Zusammenbruchs von Lehman Brothers 2008, was den Beginn der globalen Finanzkrise markierte.‘“

Der wichtigste Grund für die sich plötzlich eintrübende Stimmung liegt in der Feststellung begraben, dass es wohl kein Handelsabkommen zwischen den USA und China geben wird. Ich habe heute an anderer Stelle schon darauf hingewiesen, dass nun auch Goldman Sachs nicht mehr vom Abschluss eines Handelsabkommens zwischen den USA und China vor den Präsidentschaftswahlen 2020 ausgeht.

Den Analysten an der Wall Street ist klar, dass dies verheerende Auswirkungen auf die US-Wirtschaft und die Weltwirtschaft insgesamt haben wird. Schon vor diesen jüngsten Entwicklungen mit China haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sukzessive verschlechtert, wobei für die Finanzindustrie inzwischen wohl der entscheidende „Wendepunkt“ erreicht wurde:

„‘Ich denke, der Wendepunkt für einen länger anhaltenden negativen Trend (bei Risikoaktiva) ist recht nahe‘, so Hans Peterson, Leiter der Asset Allocation beim SEB Investment Management, und verwies dazu auf die Eskalation des Handelskrieges und andere Risiken wie den Brexit. ‚Wir haben sowohl unsere europäischen Aktien als auch jene aus dem Rest der Welt reduziert. Wir haben immer noch ein kleines Übergewicht in EM-Aktien (Emerging Markets), aber nur ein kleines.‘“

Die meisten der Leser wissen, dass Aktienpreise während Krisen immer zu ihren langfristigen Durchschnitten zurückkehren, und die Preise neigen dazu, schneller zu sinken als zu steigen. Sobald die Aktienkurse nun zu fallen beginnen, dann könnte es sich sehr schnell zu einer Lawine entwickeln.

Insbesondere die Blase bei Technologieaktien, die aktuell noch lächerlich hoch gehandelt werden, gehören wahrscheinlich zu jenen, die am tiefsten und am schnellsten fallen werden. Bei meinen Recherchen für diesen Artikel stieß ich dabei auf einen ausgezeichneten Text von Stephen McBride, in dem er sich über Netflix auslässt und kein gutes Haar daran lässt::

„Ich habe bei Netflix im Juli ‚den Alarm ausgelöst‘ wegen dessen beunruhigend schlechtem Geschäft, als deren Aktie bei über 400 Dollar lag.

Im Moment steht die Aktie noch bei 328 Dollar.

Wer Aktien von Netflix besitzt oder denkt, er könne bei dem aktuellen Preis ein ‚Schnäppchen‘ machen, der sollte noch einmal darüber nachdenken.

Netflix steht nichts als Schmerzen bevor. Alles sieht danach aus, als würde die Aktie weiterfallen bis auf 225 Dollar und sogar ein Rückgang auf unter 100 Dollar liegt im Rahmen des Realistischen.“

McBride liegt genau richtig. Netflix beginnt zunehmend damit, seine Kunden in den USA zur Kasse zu bitten,während andere Unterhaltungsanbieter zunehmend von Netflix weggehen, um ihre eigenen Streamingdienste an den Markt zu bringen.

Am Ende wird Netflix versuchen müssen, den absurd hohen Schuldenberg zu bedienen, den sie angesammelt haben, während gleichzeitig die Zahl der Kunden immer weiter abnimmt – es ist ein Rezept für eine Katastrophe. Mehr über die Gründe für das erwartbare Scheitern von Netflix gibt es hier.

Am Ende werden Anleger, die nicht von der Netflix Aktie lassen können enorme Verluste erleiden. Tatsächlich scheint McBride fest mit einem Wertverlust von 70 Prozent zu rechnen:

„Sobald der Wert von Netflix auf das 40-fache des Gewinns fällt – womit sie dann immer noch doppelt so teuer wäre als die durchschnittliche Aktie – dann wird die Aktie des Unternehmens noch 100 Dollar wert sein. Das sind 70% weniger als heute.“

Meines Erachtens sind die langfristigen Aussichten noch wesentlich negativer als das. Mit all den angehäuften Schulden sehe ich keine Möglichkeit, dass Netflix mit einer immer weiter sinkenden Kundenbasis überleben kann.

Unternehmen, die auf dem Weg nach oben am aggressivsten vorgegangen sind werden das wahrscheinlich bezahlen mit den heftigsten Schmerzen auf dem Weg nach unten. Schon lange warne ich vor der explodierenden Unternehmensverschuldung, wobei der Zeitpunkt für die Explosion dieser Zeitbombe fast erreicht zu sein scheint.

Noch ein weiterer Hinweis darauf, dass etwas akut nicht stimmt zeig die Zinskurve, die in dieser Woche etwas gemacht, was sie seit 2007 nicht mehr getan hat:

„Die neueste Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China ließ einen der wichtigsten Rezessionsindikatoren für den Finanzmarkt ausschlagen, wie seit 2007 nicht mehr.

Die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen sanken am Montag auf 1,714% und liegen damit wieder auf dem Niveau von 2016, als Präsident Donald Trump die Wahl gewann. Für eine kurze Zeit lagen die Zinsen dafür sogar um 32 Basispunkte unter den Dreimonatsanleihen, was der extremsten Renditekurvenumkehr seit dem Vorlauf auf die Krise von 2008 entspricht.“

Immer öfters kommt es am Finanzmarkt zu Situationen, wie wir seit der letzten Finanzkrise nicht mehr gesehen haben. Im Gegensatz zu damals allerdings erleben wir heute einen großen Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften des gesamten Planeten.

In all den Jahren, die ich schreibe, hat die Zukunft noch nie so bedrohlich ausgesehen wie jetzt. Hoffen wir, dass jemand einen Weg findet, ein Kaninchen aus dem Hut zu ziehen, denn um heil aus dieser Gemenelage herauszukommen, brauchen wir nicht weniger als ein Wunder.
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